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Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670.

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sechstes Buch.
Ehliches lieben/
das treulich geblieben/
nimt die Krohne
hin/ zum lohne.

Nachdem man dieses Schatten- oder Schäfer-
liedlein
gesungen und gespielet/ da ward alles gantz stil;
und die Traue durch den Ertzbischof selbst verrichtet.
Dieser gab zuerst den Schaltkönig mit seiner Freulein
Tochter zusammen: darnach auch die andern sieben
Breute. Nach geschehener einseegnung/ wündschten
ihnen alle anwesenden glük. Und dieses geschahe unter
dem lieblichen getöhne der seitenspiele/ unter dem fröh-
lichen halle der trompeten und krumphörner; welcher die
gantze Burg erfüllete. Straks hierauf begab man sich in
den Tafelsaal/ da schon alles zu einem köstlichen Braut-
mahle bereitet stund.

Sieben tage lang währete diese freude. Der König
spahrete keine kosten. Alles war auf das prächtigste an-
gestellet/ auf das herlichste zugerüstet. Alles muste mehr
als königlich zugehen. Es gebrach nichts am zierrahte/
der zu einem so prächtigen Beilager erfordert ward.
Es fehlete nichts an köstlichen speisen. Allerlei getränke
ward aufgeschaffet. Allerlei Kunstspieler/ mit den be-
sten Sängern/ die man finden konte/ musten diese freu-
de vermehren. Jederman war fröhlich. Alle lust/ die
man erdenken konte/ ward verübet.

Drei tage hatten die Herren an besondern tafeln al-
lein gesessen: und das Frauenzimmer auch allein. Aber
am vierden bekahm der König lust eine bunte reihe zu se-
hen. Jede Braut ward ihrem Breutigam zur seite ge-
setzt: und das übrige Frauenzimmer unter die andern
Herren verteilet. Eben als man diese bunte reihe zu ma-
chen begonnen/ ward dem Könige bericht getahn/ der
Libische Königliche Fürst sei zugegen. Dieser stund
mitten unter den zuschauern; und vermeinte/ niemand

wür-

ſechſtes Buch.
Ehliches lieben/
das treulich geblieben/
nimt die Krohne
hin/ zum lohne.

Nachdem man dieſes Schatten- oder Schaͤfer-
liedlein
geſungen und geſpielet/ da ward alles gantz ſtil;
und die Traue durch den Ertzbiſchof ſelbſt verrichtet.
Dieſer gab zuerſt den Schaltkoͤnig mit ſeiner Freulein
Tochter zuſammen: darnach auch die andern ſieben
Breute. Nach geſchehener einſeegnung/ wuͤndſchten
ihnen alle anweſenden gluͤk. Und dieſes geſchahe unter
dem lieblichen getoͤhne der ſeitenſpiele/ unter dem froͤh-
lichen halle der trompeten und krumphoͤrner; welcher die
gantze Burg erfuͤllete. Straks hierauf begab man ſich in
den Tafelſaal/ da ſchon alles zu einem koͤſtlichen Braut-
mahle bereitet ſtund.

Sieben tage lang waͤhrete dieſe freude. Der Koͤnig
ſpahrete keine koſten. Alles war auf das praͤchtigſte an-
geſtellet/ auf das herlichſte zugeruͤſtet. Alles muſte mehr
als koͤniglich zugehen. Es gebrach nichts am zierrahte/
der zu einem ſo praͤchtigen Beilager erfordert ward.
Es fehlete nichts an koͤſtlichen ſpeiſen. Allerlei getraͤnke
ward aufgeſchaffet. Allerlei Kunſtſpieler/ mit den be-
ſten Saͤngern/ die man finden konte/ muſten dieſe freu-
de vermehren. Jederman war froͤhlich. Alle luſt/ die
man erdenken konte/ ward veruͤbet.

Drei tage hatten die Herren an beſondern tafeln al-
lein geſeſſen: und das Frauenzimmer auch allein. Aber
am vierden bekahm der Koͤnig luſt eine bunte reihe zu ſe-
hen. Jede Braut ward ihrem Breutigam zur ſeite ge-
ſetzt: und das uͤbrige Frauenzimmer unter die andern
Herren verteilet. Eben als man dieſe bunte reihe zu ma-
chen begonnen/ ward dem Koͤnige bericht getahn/ der
Libiſche Koͤnigliche Fuͤrſt ſei zugegen. Dieſer ſtund
mitten unter den zuſchauern; und vermeinte/ niemand

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[249/0273] ſechſtes Buch. Ehliches lieben/ das treulich geblieben/ nimt die Krohne hin/ zum lohne. Nachdem man dieſes Schatten- oder Schaͤfer- liedlein geſungen und geſpielet/ da ward alles gantz ſtil; und die Traue durch den Ertzbiſchof ſelbſt verrichtet. Dieſer gab zuerſt den Schaltkoͤnig mit ſeiner Freulein Tochter zuſammen: darnach auch die andern ſieben Breute. Nach geſchehener einſeegnung/ wuͤndſchten ihnen alle anweſenden gluͤk. Und dieſes geſchahe unter dem lieblichen getoͤhne der ſeitenſpiele/ unter dem froͤh- lichen halle der trompeten und krumphoͤrner; welcher die gantze Burg erfuͤllete. Straks hierauf begab man ſich in den Tafelſaal/ da ſchon alles zu einem koͤſtlichen Braut- mahle bereitet ſtund. Sieben tage lang waͤhrete dieſe freude. Der Koͤnig ſpahrete keine koſten. Alles war auf das praͤchtigſte an- geſtellet/ auf das herlichſte zugeruͤſtet. Alles muſte mehr als koͤniglich zugehen. Es gebrach nichts am zierrahte/ der zu einem ſo praͤchtigen Beilager erfordert ward. Es fehlete nichts an koͤſtlichen ſpeiſen. Allerlei getraͤnke ward aufgeſchaffet. Allerlei Kunſtſpieler/ mit den be- ſten Saͤngern/ die man finden konte/ muſten dieſe freu- de vermehren. Jederman war froͤhlich. Alle luſt/ die man erdenken konte/ ward veruͤbet. Drei tage hatten die Herren an beſondern tafeln al- lein geſeſſen: und das Frauenzimmer auch allein. Aber am vierden bekahm der Koͤnig luſt eine bunte reihe zu ſe- hen. Jede Braut ward ihrem Breutigam zur ſeite ge- ſetzt: und das uͤbrige Frauenzimmer unter die andern Herren verteilet. Eben als man dieſe bunte reihe zu ma- chen begonnen/ ward dem Koͤnige bericht getahn/ der Libiſche Koͤnigliche Fuͤrſt ſei zugegen. Dieſer ſtund mitten unter den zuſchauern; und vermeinte/ niemand wuͤr-

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Zitationshilfe: Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670, S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_assenat_1670/273>, abgerufen am 21.12.2024.