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Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670.

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Der Assenat
te er/ haben etwas heimlichs miteinander zu reden/ daß
sie beide nicht wissen sollen. Und vielleicht wollen sie
zwei dergleichen tuhn/ da der dritte zu viel ist. Darüm
können sie hier allein bleiben: und wir wollen auch al-
lein unsern lustwandel verrichten. Bald wird es zeit
sein das abendmahl zu halten. Dan wollen wir wieder-
kommen/ und uns miteinander ergetzen.

Also blieb Josef mit der Fürstin Assenat im Kö-
niglichen zimmer. Die gespräche/ die sie in geheim
hielten/ wollen wir nicht offenbahren. Was alhier un-
ter der Rose geredet worden/ gebühret uns nicht nachzu-
schwatzen. Doch wollen wir dieses sagen/ daß der un-
terliche liebesvergleich in einem stündlein volkömlich ge-
troffen worden. Dan sobald der König/ mit seiner ge-
selschaft/ wiederkahm/ und lächlende fragte: ob sie nun-
mehr eins weren? da gab ihm Josef zur anwort: Eins
ist in alwege besser/ als zwei. Darüm haben wir uns
bemühet/ dieses zwei in Eins zu bringen. Und das ist
auch glüklich geschehen. O eine himlische rechenkunst/
die aus zweien Eins machet! rief der König überlaut.
Lange müsse dieses Eins währen! Lange müsse diese
Vereinigung tauren! Lange müsse dieses vereinbahrte
Paar leben! Der Himmel müsse es seegnen! Ihm
müsse kein böses begegnen! Alles müsse zum besten ge-
deien.

Wie nun solche Vereinigung in geheim geschlossen
war; so ward sie noch diesen abend/ in gegenwart des
Königes/ der Königin/ und beider hochfürstlichen
Eltern des Freuleins Assenat/ ja des gantzen König-
lichen Frauenzimmers/ und aller Hofbedienten/ durch
ein öffentliches Verlöbnüs volzogen. Und also bekahm
Josef seines gewesenen Herrn Tochter zur Gemahlin;
und mit ihr/ zum Brautschatze/ sechzig tausend gülde-
ne krohnen. So herlich ward ihm seine Tugend beloh-
net/ so reichlich seine Keuschheit vergolten. Ja so köst-

liche/

Der Aſſenat
te er/ haben etwas heimlichs miteinander zu reden/ daß
ſie beide nicht wiſſen ſollen. Und vielleicht wollen ſie
zwei dergleichen tuhn/ da der dritte zu viel iſt. Daruͤm
koͤnnen ſie hier allein bleiben: und wir wollen auch al-
lein unſern luſtwandel verrichten. Bald wird es zeit
ſein das abendmahl zu halten. Dan wollen wir wieder-
kommen/ und uns miteinander ergetzen.

Alſo blieb Joſef mit der Fuͤrſtin Aſſenat im Koͤ-
niglichen zimmer. Die geſpraͤche/ die ſie in geheim
hielten/ wollen wir nicht offenbahren. Was alhier un-
ter der Roſe geredet worden/ gebuͤhret uns nicht nachzu-
ſchwatzen. Doch wollen wir dieſes ſagen/ daß der un-
terliche liebesvergleich in einem ſtuͤndlein volkoͤmlich ge-
troffen worden. Dan ſobald der Koͤnig/ mit ſeiner ge-
ſelſchaft/ wiederkahm/ und laͤchlende fragte: ob ſie nun-
mehr eins weren? da gab ihm Joſef zur anwort: Eins
iſt in alwege beſſer/ als zwei. Daruͤm haben wir uns
bemuͤhet/ dieſes zwei in Eins zu bringen. Und das iſt
auch gluͤklich geſchehen. O eine himliſche rechenkunſt/
die aus zweien Eins machet! rief der Koͤnig uͤberlaut.
Lange muͤſſe dieſes Eins waͤhren! Lange muͤſſe dieſe
Vereinigung tauren! Lange muͤſſe dieſes vereinbahrte
Paar leben! Der Himmel muͤſſe es ſeegnen! Ihm
muͤſſe kein boͤſes begegnen! Alles muͤſſe zum beſten ge-
deien.

Wie nun ſolche Vereinigung in geheim geſchloſſen
war; ſo ward ſie noch dieſen abend/ in gegenwart des
Koͤniges/ der Koͤnigin/ und beider hochfuͤrſtlichen
Eltern des Freuleins Aſſenat/ ja des gantzen Koͤnig-
lichen Frauenzimmers/ und aller Hofbedienten/ durch
ein oͤffentliches Verloͤbnuͤs volzogen. Und alſo bekahm
Joſef ſeines geweſenen Herꝛn Tochter zur Gemahlin;
und mit ihr/ zum Brautſchatze/ ſechzig tauſend guͤlde-
ne krohnen. So herlich ward ihm ſeine Tugend beloh-
net/ ſo reichlich ſeine Keuſchheit vergolten. Ja ſo koͤſt-

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[222/0246] Der Aſſenat te er/ haben etwas heimlichs miteinander zu reden/ daß ſie beide nicht wiſſen ſollen. Und vielleicht wollen ſie zwei dergleichen tuhn/ da der dritte zu viel iſt. Daruͤm koͤnnen ſie hier allein bleiben: und wir wollen auch al- lein unſern luſtwandel verrichten. Bald wird es zeit ſein das abendmahl zu halten. Dan wollen wir wieder- kommen/ und uns miteinander ergetzen. Alſo blieb Joſef mit der Fuͤrſtin Aſſenat im Koͤ- niglichen zimmer. Die geſpraͤche/ die ſie in geheim hielten/ wollen wir nicht offenbahren. Was alhier un- ter der Roſe geredet worden/ gebuͤhret uns nicht nachzu- ſchwatzen. Doch wollen wir dieſes ſagen/ daß der un- terliche liebesvergleich in einem ſtuͤndlein volkoͤmlich ge- troffen worden. Dan ſobald der Koͤnig/ mit ſeiner ge- ſelſchaft/ wiederkahm/ und laͤchlende fragte: ob ſie nun- mehr eins weren? da gab ihm Joſef zur anwort: Eins iſt in alwege beſſer/ als zwei. Daruͤm haben wir uns bemuͤhet/ dieſes zwei in Eins zu bringen. Und das iſt auch gluͤklich geſchehen. O eine himliſche rechenkunſt/ die aus zweien Eins machet! rief der Koͤnig uͤberlaut. Lange muͤſſe dieſes Eins waͤhren! Lange muͤſſe dieſe Vereinigung tauren! Lange muͤſſe dieſes vereinbahrte Paar leben! Der Himmel muͤſſe es ſeegnen! Ihm muͤſſe kein boͤſes begegnen! Alles muͤſſe zum beſten ge- deien. Wie nun ſolche Vereinigung in geheim geſchloſſen war; ſo ward ſie noch dieſen abend/ in gegenwart des Koͤniges/ der Koͤnigin/ und beider hochfuͤrſtlichen Eltern des Freuleins Aſſenat/ ja des gantzen Koͤnig- lichen Frauenzimmers/ und aller Hofbedienten/ durch ein oͤffentliches Verloͤbnuͤs volzogen. Und alſo bekahm Joſef ſeines geweſenen Herꝛn Tochter zur Gemahlin; und mit ihr/ zum Brautſchatze/ ſechzig tauſend guͤlde- ne krohnen. So herlich ward ihm ſeine Tugend beloh- net/ ſo reichlich ſeine Keuſchheit vergolten. Ja ſo koͤſt- liche/

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Zitationshilfe: Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_assenat_1670/246>, abgerufen am 28.04.2024.