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Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670.

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Der Assenat
und trit auf deine füße; damit ich mit dir rede. Asse-
nat
richtete sich auf. Sie sahe den Man an: und er
war Josef gantz gleich. Er war eben gekleidet/ wie Jo-
sef
. Eben einen solchen Reichsstab hatte er in der hand.
Eben eine solche Krohne trug er auf dem heupte. Aber
sein angesicht war/ als der blitz. Seine augen strahle-
ten/ wie die Sonne. Und seine haare gläntzeten und
schimmerten/ als feuerflammen. Assenat erschrak
über diesen anblik. Sie fürchtete sich/ und fiel wieder
auf ihr angesicht. Der Engel aber tröstete sie/ und rich-
tete sie auf. Lege dein trauerkleid ab/ sagte er. Tuhe
das gürtel deiner buße weg: und den sak deiner reue
von deinen lenden. Wasche den staub ab von deinem
heupte. Reinige dein angesicht/ und deine hände mit
dem lebendigen wasser/ und lege deinen schmuk und zier-
raht an; damit ich mit dir rede.

Hierauf ging Assenat eilend hin/ in ihre kammer.
Eilend legte sie ihren besten schmuk an; und kahm wie-
der zum Engel. Da befahl ihr der Engel/ daß sie ihr
heupt entblößen/ und den schleier ablegen solte. Dan du
bist/ sagte er/ ein Freulein. Eine Jungfrau bistu.
Darüm sei stark/ und freue dich/ o Jungfrau Asse-
nat
. Dein gebäht ist erhöret. Deine seufzer seind durch
die wolken gedrungen. Dein Nahme stehet schon in das
Buch des lebens geschrieben. Daraus sol er nimmer-
mehr vertilget werden. Von diesem tage an solstu/ als
eine gantz erneuerte und lebendig gemachte/ das geseeg-
nete Broht des lebens essen/ und den Trank der unver-
gängligkeit trinken: ja mit dem heiligen öhle solstu ge-
salbet werden. Heute ist dir Josef zum Breutigam
gegeben. Und hinfort solstu Vielzuflucht heissen.
Dan deine Bußfärtigkeit hat dich bei dem Allerhöch-
sten versühnet. Nun hat Er dir seine gnade geschenket.
Du bist eine Tochter des Allerhöchsten/ eine fröhliche/
eine fort und fort lachende/ und eine züchtige Jungfrau.

Also

Der Aſſenat
und trit auf deine fuͤße; damit ich mit dir rede. Aſſe-
nat
richtete ſich auf. Sie ſahe den Man an: und er
war Joſef gantz gleich. Er war eben gekleidet/ wie Jo-
ſef
. Eben einen ſolchen Reichsſtab hatte er in der hand.
Eben eine ſolche Krohne trug er auf dem heupte. Aber
ſein angeſicht war/ als der blitz. Seine augen ſtrahle-
ten/ wie die Sonne. Und ſeine haare glaͤntzeten und
ſchimmerten/ als feuerflammen. Aſſenat erſchrak
uͤber dieſen anblik. Sie fuͤrchtete ſich/ und fiel wieder
auf ihr angeſicht. Der Engel aber troͤſtete ſie/ und rich-
tete ſie auf. Lege dein trauerkleid ab/ ſagte er. Tuhe
das guͤrtel deiner buße weg: und den ſak deiner reue
von deinen lenden. Waſche den ſtaub ab von deinem
heupte. Reinige dein angeſicht/ und deine haͤnde mit
dem lebendigen waſſer/ und lege deinen ſchmuk und zier-
raht an; damit ich mit dir rede.

Hierauf ging Aſſenat eilend hin/ in ihre kammer.
Eilend legte ſie ihren beſten ſchmuk an; und kahm wie-
der zum Engel. Da befahl ihr der Engel/ daß ſie ihr
heupt entbloͤßen/ und den ſchleier ablegen ſolte. Dan du
biſt/ ſagte er/ ein Freulein. Eine Jungfrau biſtu.
Daruͤm ſei ſtark/ und freue dich/ o Jungfrau Aſſe-
nat
. Dein gebaͤht iſt erhoͤret. Deine ſeufzer ſeind durch
die wolken gedrungen. Dein Nahme ſtehet ſchon in das
Buch des lebens geſchrieben. Daraus ſol er nimmer-
mehr vertilget werden. Von dieſem tage an ſolſtu/ als
eine gantz erneuerte und lebendig gemachte/ das geſeeg-
nete Broht des lebens eſſen/ und den Trank der unver-
gaͤngligkeit trinken: ja mit dem heiligen oͤhle ſolſtu ge-
ſalbet werden. Heute iſt dir Joſef zum Breutigam
gegeben. Und hinfort ſolſtu Vielzuflucht heiſſen.
Dan deine Bußfaͤrtigkeit hat dich bei dem Allerhoͤch-
ſten verſuͤhnet. Nun hat Er dir ſeine gnade geſchenket.
Du biſt eine Tochter des Allerhoͤchſten/ eine froͤhliche/
eine fort und fort lachende/ und eine zuͤchtige Jungfrau.

Alſo
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[212/0236] Der Aſſenat und trit auf deine fuͤße; damit ich mit dir rede. Aſſe- nat richtete ſich auf. Sie ſahe den Man an: und er war Joſef gantz gleich. Er war eben gekleidet/ wie Jo- ſef. Eben einen ſolchen Reichsſtab hatte er in der hand. Eben eine ſolche Krohne trug er auf dem heupte. Aber ſein angeſicht war/ als der blitz. Seine augen ſtrahle- ten/ wie die Sonne. Und ſeine haare glaͤntzeten und ſchimmerten/ als feuerflammen. Aſſenat erſchrak uͤber dieſen anblik. Sie fuͤrchtete ſich/ und fiel wieder auf ihr angeſicht. Der Engel aber troͤſtete ſie/ und rich- tete ſie auf. Lege dein trauerkleid ab/ ſagte er. Tuhe das guͤrtel deiner buße weg: und den ſak deiner reue von deinen lenden. Waſche den ſtaub ab von deinem heupte. Reinige dein angeſicht/ und deine haͤnde mit dem lebendigen waſſer/ und lege deinen ſchmuk und zier- raht an; damit ich mit dir rede. Hierauf ging Aſſenat eilend hin/ in ihre kammer. Eilend legte ſie ihren beſten ſchmuk an; und kahm wie- der zum Engel. Da befahl ihr der Engel/ daß ſie ihr heupt entbloͤßen/ und den ſchleier ablegen ſolte. Dan du biſt/ ſagte er/ ein Freulein. Eine Jungfrau biſtu. Daruͤm ſei ſtark/ und freue dich/ o Jungfrau Aſſe- nat. Dein gebaͤht iſt erhoͤret. Deine ſeufzer ſeind durch die wolken gedrungen. Dein Nahme ſtehet ſchon in das Buch des lebens geſchrieben. Daraus ſol er nimmer- mehr vertilget werden. Von dieſem tage an ſolſtu/ als eine gantz erneuerte und lebendig gemachte/ das geſeeg- nete Broht des lebens eſſen/ und den Trank der unver- gaͤngligkeit trinken: ja mit dem heiligen oͤhle ſolſtu ge- ſalbet werden. Heute iſt dir Joſef zum Breutigam gegeben. Und hinfort ſolſtu Vielzuflucht heiſſen. Dan deine Bußfaͤrtigkeit hat dich bei dem Allerhoͤch- ſten verſuͤhnet. Nun hat Er dir ſeine gnade geſchenket. Du biſt eine Tochter des Allerhoͤchſten/ eine froͤhliche/ eine fort und fort lachende/ und eine zuͤchtige Jungfrau. Alſo

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Zitationshilfe: Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_assenat_1670/236>, abgerufen am 30.11.2024.