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Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670.

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fünftes Buch.
fluht. Er war derselbe Merkuhr/ den die Egipter Tot/
und Ftat/ das ist den Gott der Götter/ die Fönizier
Taut/ die Araber Idris/ die Ebreer Hador/ das
ist einen fürtreflichen Vernunftfechter/ nenten.
Ja er war in dieser ersten Königlichen und Priester-
lichen Egiptischen Stadt der erste Priester. Er war
derselbe/ der/ zu Abrahams zeiten/ die Egiptische
Priesterschaft gestiftet. Er war derselbe/ der den grund
geleget zum Heliopelschen Ertzbischoftuhme. Einer von
dessen nachsassen im Priestertuhme war itzund Fürst
Potifar: den die Ebreer einen großen Weltweisen/ als
auch einen Vorsteher der Gelehrtheit und des götzen-
dienstes der Sonne nennen. Diesen/ als seinen ehmah-
ligen Herrn/ wolte Josef besuchen. Ein Hofjunker
muste voran reiten/ dem Ertzbischoffe solches anzu-
melden.

Sobald der Heliopelsche Ertzbischof Josefs an-
kunft verstanden; da lies er alles/ was er nöhtig achte-
te/ einen so großen Gast auf das herlichste zu bewürten/
alsobald zuschikken. Auch befahl er seine Freulein
Tochter/ die Fürstin Assenat/ von der Sonnenburg
zu hohlen. Diese hatte bis auf gegenwärtige stunde
noch niemahls einiges Mansbild gesehen. Und darüm
war sie schüchtern vor allen mansbildern. Ja sie ver-
achtete sie schier alle. Und dieses wolte ihr/ fast als eine
hofart und vermässenheit/ zugemässen werden. Son-
sten war sie in allen dingen den Ebreischen Töchtern
gleich/ und überaus guhtahrtig/ auch so schön/ daß sie
vor die schönste des gantzen Reichs gehalten ward. Als
sie nun ankahm/ gab ihr der Ertzbischof alsobald Jo-
sefs
ankunft zu erkennen. Josef/ sagte er/ der Starke
Gottes/ wird zu uns kommen: und ich habe beschlos-
sen/ dich mit ihm zu vermählen. Sie aber gab eine wei-
gerliche antwort: dan ihr war noch zur zeit unbekant/
daß der König ihn zum Herscher über das gantze Egip-

ten

fuͤnftes Buch.
fluht. Er war derſelbe Merkuhr/ den die Egipter Tot/
und Ftat/ das iſt den Gott der Goͤtter/ die Foͤnizier
Taut/ die Araber Idris/ die Ebreer Hador/ das
iſt einen fuͤrtreflichen Vernunftfechter/ nenten.
Ja er war in dieſer erſten Koͤniglichen und Prieſter-
lichen Egiptiſchen Stadt der erſte Prieſter. Er war
derſelbe/ der/ zu Abrahams zeiten/ die Egiptiſche
Prieſterſchaft geſtiftet. Er war derſelbe/ der den grund
geleget zum Heliopelſchen Ertzbiſchoftuhme. Einer von
deſſen nachſaſſen im Prieſtertuhme war itzund Fuͤrſt
Potifar: den die Ebreer einen großen Weltweiſen/ als
auch einen Vorſteher der Gelehrtheit und des goͤtzen-
dienſtes der Sonne nennen. Dieſen/ als ſeinen ehmah-
ligen Herꝛn/ wolte Joſef beſuchen. Ein Hofjunker
muſte voran reiten/ dem Ertzbiſchoffe ſolches anzu-
melden.

Sobald der Heliopelſche Ertzbiſchof Joſefs an-
kunft verſtanden; da lies er alles/ was er noͤhtig achte-
te/ einen ſo großen Gaſt auf das herlichſte zu bewuͤrten/
alſobald zuſchikken. Auch befahl er ſeine Freulein
Tochter/ die Fuͤrſtin Aſſenat/ von der Sonnenburg
zu hohlen. Dieſe hatte bis auf gegenwaͤrtige ſtunde
noch niemahls einiges Mansbild geſehen. Und daruͤm
war ſie ſchuͤchtern vor allen mansbildern. Ja ſie ver-
achtete ſie ſchier alle. Und dieſes wolte ihr/ faſt als eine
hofart und vermaͤſſenheit/ zugemaͤſſen werden. Son-
ſten war ſie in allen dingen den Ebreiſchen Toͤchtern
gleich/ und uͤberaus guhtahrtig/ auch ſo ſchoͤn/ daß ſie
vor die ſchoͤnſte des gantzen Reichs gehalten ward. Als
ſie nun ankahm/ gab ihr der Ertzbiſchof alſobald Jo-
ſefs
ankunft zu erkennen. Joſef/ ſagte er/ der Starke
Gottes/ wird zu uns kommen: und ich habe beſchloſ-
ſen/ dich mit ihm zu vermaͤhlen. Sie aber gab eine wei-
gerliche antwort: dan ihr war noch zur zeit unbekant/
daß der Koͤnig ihn zum Herſcher uͤber das gantze Egip-

ten
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[203/0227] fuͤnftes Buch. fluht. Er war derſelbe Merkuhr/ den die Egipter Tot/ und Ftat/ das iſt den Gott der Goͤtter/ die Foͤnizier Taut/ die Araber Idris/ die Ebreer Hador/ das iſt einen fuͤrtreflichen Vernunftfechter/ nenten. Ja er war in dieſer erſten Koͤniglichen und Prieſter- lichen Egiptiſchen Stadt der erſte Prieſter. Er war derſelbe/ der/ zu Abrahams zeiten/ die Egiptiſche Prieſterſchaft geſtiftet. Er war derſelbe/ der den grund geleget zum Heliopelſchen Ertzbiſchoftuhme. Einer von deſſen nachſaſſen im Prieſtertuhme war itzund Fuͤrſt Potifar: den die Ebreer einen großen Weltweiſen/ als auch einen Vorſteher der Gelehrtheit und des goͤtzen- dienſtes der Sonne nennen. Dieſen/ als ſeinen ehmah- ligen Herꝛn/ wolte Joſef beſuchen. Ein Hofjunker muſte voran reiten/ dem Ertzbiſchoffe ſolches anzu- melden. Sobald der Heliopelſche Ertzbiſchof Joſefs an- kunft verſtanden; da lies er alles/ was er noͤhtig achte- te/ einen ſo großen Gaſt auf das herlichſte zu bewuͤrten/ alſobald zuſchikken. Auch befahl er ſeine Freulein Tochter/ die Fuͤrſtin Aſſenat/ von der Sonnenburg zu hohlen. Dieſe hatte bis auf gegenwaͤrtige ſtunde noch niemahls einiges Mansbild geſehen. Und daruͤm war ſie ſchuͤchtern vor allen mansbildern. Ja ſie ver- achtete ſie ſchier alle. Und dieſes wolte ihr/ faſt als eine hofart und vermaͤſſenheit/ zugemaͤſſen werden. Son- ſten war ſie in allen dingen den Ebreiſchen Toͤchtern gleich/ und uͤberaus guhtahrtig/ auch ſo ſchoͤn/ daß ſie vor die ſchoͤnſte des gantzen Reichs gehalten ward. Als ſie nun ankahm/ gab ihr der Ertzbiſchof alſobald Jo- ſefs ankunft zu erkennen. Joſef/ ſagte er/ der Starke Gottes/ wird zu uns kommen: und ich habe beſchloſ- ſen/ dich mit ihm zu vermaͤhlen. Sie aber gab eine wei- gerliche antwort: dan ihr war noch zur zeit unbekant/ daß der Koͤnig ihn zum Herſcher uͤber das gantze Egip- ten

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Zitationshilfe: Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_assenat_1670/227>, abgerufen am 28.04.2024.