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Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670.

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Der Assenat
derlichen wohlanständigkeit/ bald diesen/ bald jenen
Fürsten an. Und diese reden waren meistenteils mit
einem anmuhtigen schertze vermischt. Er gedachte:
ende guht/ alles guht. Er wolte dis Fest/ das er mit stil-
le beginnen helfen/ mit freuden schliessen. Und darüm
erzeigte er sich auch so lustig/ und so fröhlich/ als wan
ihn kein unglük iemahls betroffen. Hatte man ihn
vor diesem gerühmet/ so erhub man ihn itzund bis an
den himmel. Alle hertzen hingen ihm an. Alle gemüh-
ter waren ihm gewogen. Der König selbsten hatte ein
solches wohlgefallen an ihm/ daß er überlaut sagte: dis
sei der lustigste tag von allen/ weil sich Josef so lustig
erzeigte. Ja es schien/ als wan er/ durch solche seine
fröhligkeit/ die gantze fröhliche versamlung noch fröhli-
cher gemacht.

Ohngefähr drei stunden hatte man tafel gehalten.
Der Nachtisch ward aufgetragen. Allerlei Zukkerge-
bakkenes/ allerlei eingemachte früchte/ allerlei obst/ al-
lerlei schaugerichte/ und allerlei lekkerspeisen warden
aufgesetzt. Die tafeln stunden schon gleich als bedekt
mit güldenen schüsseln vol dergleichen lekkerkost. In
dem augenblikke war es/ da sich der König plötzlich er-
hub. Plötzlich stund er auf/ und befahl dem Josef/
und allen Fürsten ihm zu folgen. Jederman war hier-
über verwundert. Niemand wuste/ was es bedeuten
solte. Alle stunden im zweifel. Endlich ging der König
nach der Königin zu. Diese zog er/ bei der hand/ von
der tafel: und winkte dem Josef/ daß er die König-
liche Fürstin nehmen solte. Das täht er auch alsobald
mit der allerhöflichsten ehrerbietigkeit. Hierauf ward
den andern Herren befohlen dergleichen zu tuhn. Ein-
ieder geselte sich zu einer aus dem Frauenzimmer. Und
also stunden sie alle gepaaret. Die Kunstspieler musten
spielen/ und die Meistersänger singen. Noch konte nie-
mand aus sinnen/ was der König zu tuhn gesonnen.

Die

Der Aſſenat
derlichen wohlanſtaͤndigkeit/ bald dieſen/ bald jenen
Fuͤrſten an. Und dieſe reden waren meiſtenteils mit
einem anmuhtigen ſchertze vermiſcht. Er gedachte:
ende guht/ alles guht. Er wolte dis Feſt/ das er mit ſtil-
le beginnen helfen/ mit freuden ſchlieſſen. Und daruͤm
erzeigte er ſich auch ſo luſtig/ und ſo froͤhlich/ als wan
ihn kein ungluͤk iemahls betroffen. Hatte man ihn
vor dieſem geruͤhmet/ ſo erhub man ihn itzund bis an
den himmel. Alle hertzen hingen ihm an. Alle gemuͤh-
ter waren ihm gewogen. Der Koͤnig ſelbſten hatte ein
ſolches wohlgefallen an ihm/ daß er uͤberlaut ſagte: dis
ſei der luſtigſte tag von allen/ weil ſich Joſef ſo luſtig
erzeigte. Ja es ſchien/ als wan er/ durch ſolche ſeine
froͤhligkeit/ die gantze froͤhliche verſamlung noch froͤhli-
cher gemacht.

Ohngefaͤhr drei ſtunden hatte man tafel gehalten.
Der Nachtiſch ward aufgetragen. Allerlei Zukkerge-
bakkenes/ allerlei eingemachte fruͤchte/ allerlei obſt/ al-
lerlei ſchaugerichte/ und allerlei lekkerſpeiſen warden
aufgeſetzt. Die tafeln ſtunden ſchon gleich als bedekt
mit guͤldenen ſchuͤſſeln vol dergleichen lekkerkoſt. In
dem augenblikke war es/ da ſich der Koͤnig ploͤtzlich er-
hub. Ploͤtzlich ſtund er auf/ und befahl dem Joſef/
und allen Fuͤrſten ihm zu folgen. Jederman war hier-
uͤber verwundert. Niemand wuſte/ was es bedeuten
ſolte. Alle ſtunden im zweifel. Endlich ging der Koͤnig
nach der Koͤnigin zu. Dieſe zog er/ bei der hand/ von
der tafel: und winkte dem Joſef/ daß er die Koͤnig-
liche Fuͤrſtin nehmen ſolte. Das taͤht er auch alſobald
mit der allerhoͤflichſten ehrerbietigkeit. Hierauf ward
den andern Herren befohlen dergleichen zu tuhn. Ein-
ieder geſelte ſich zu einer aus dem Frauenzimmer. Und
alſo ſtunden ſie alle gepaaret. Die Kunſtſpieler muſten
ſpielen/ und die Meiſterſaͤnger ſingen. Noch konte nie-
mand aus ſinnen/ was der Koͤnig zu tuhn geſonnen.

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[192/0216] Der Aſſenat derlichen wohlanſtaͤndigkeit/ bald dieſen/ bald jenen Fuͤrſten an. Und dieſe reden waren meiſtenteils mit einem anmuhtigen ſchertze vermiſcht. Er gedachte: ende guht/ alles guht. Er wolte dis Feſt/ das er mit ſtil- le beginnen helfen/ mit freuden ſchlieſſen. Und daruͤm erzeigte er ſich auch ſo luſtig/ und ſo froͤhlich/ als wan ihn kein ungluͤk iemahls betroffen. Hatte man ihn vor dieſem geruͤhmet/ ſo erhub man ihn itzund bis an den himmel. Alle hertzen hingen ihm an. Alle gemuͤh- ter waren ihm gewogen. Der Koͤnig ſelbſten hatte ein ſolches wohlgefallen an ihm/ daß er uͤberlaut ſagte: dis ſei der luſtigſte tag von allen/ weil ſich Joſef ſo luſtig erzeigte. Ja es ſchien/ als wan er/ durch ſolche ſeine froͤhligkeit/ die gantze froͤhliche verſamlung noch froͤhli- cher gemacht. Ohngefaͤhr drei ſtunden hatte man tafel gehalten. Der Nachtiſch ward aufgetragen. Allerlei Zukkerge- bakkenes/ allerlei eingemachte fruͤchte/ allerlei obſt/ al- lerlei ſchaugerichte/ und allerlei lekkerſpeiſen warden aufgeſetzt. Die tafeln ſtunden ſchon gleich als bedekt mit guͤldenen ſchuͤſſeln vol dergleichen lekkerkoſt. In dem augenblikke war es/ da ſich der Koͤnig ploͤtzlich er- hub. Ploͤtzlich ſtund er auf/ und befahl dem Joſef/ und allen Fuͤrſten ihm zu folgen. Jederman war hier- uͤber verwundert. Niemand wuſte/ was es bedeuten ſolte. Alle ſtunden im zweifel. Endlich ging der Koͤnig nach der Koͤnigin zu. Dieſe zog er/ bei der hand/ von der tafel: und winkte dem Joſef/ daß er die Koͤnig- liche Fuͤrſtin nehmen ſolte. Das taͤht er auch alſobald mit der allerhoͤflichſten ehrerbietigkeit. Hierauf ward den andern Herren befohlen dergleichen zu tuhn. Ein- ieder geſelte ſich zu einer aus dem Frauenzimmer. Und alſo ſtunden ſie alle gepaaret. Die Kunſtſpieler muſten ſpielen/ und die Meiſterſaͤnger ſingen. Noch konte nie- mand aus ſinnen/ was der Koͤnig zu tuhn geſonnen. Die

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Zitationshilfe: Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_assenat_1670/216>, abgerufen am 27.04.2024.