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Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670.

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Der Assenat
zu sagen? und wil er es nicht übel vermärken? Der
Reichskantzler gab ihm erleubnüs: und Josef fuhr
fort. So sage ich dan/ sprach er/ daß diese Treume sei-
ne eigene Treume nicht seind. Alle ümstände zeigen es
an/ daß sie ein König in Egipten getreumet. Dan
Gott verkündiget hierdurch einem Egiptischen Könige/
was unter seiner herrschaft geschehen sol. Und soches
tuht er darüm/ damit er wisse/ was er künftig ruhn
und laßen sol/ sein Reich/ samt den untertahnen/
glüklich zu beherschen/ und im erbaulichen wohlstande
zu erhalten.

Woher weistu das/ fing der Reichskantzler wieder
an/ daß diese Treume Königliche Treume seind? Aus
den ümständen/ antwortete Josef; wie ich schon ge-
sagt. Und die ümstände seind diese. Durch das Was-
ser/
darbei der Treumende gestanden/ verstehe ich den
Niel: der die Wohlfahrt und herrligkeit des gantzen
Egiptens bedeutet; weil es von ihm allein seine
fruchtbarkeit zu gewarten. Daß aber der Treumende
bei dem Niele gestanden: dadurch verstehe ich sein ge-
biet über den Niel/ und zugleich über das gantze Egip-
ten.
Wem nun ein solcher Traum getreumet/ der
mus nohtwendig ein Egiptischer König entweder schon
sein/ oder doch bald werden. Hiermit gab der König
dem Reichskantzler einen wink/ daß er mit dem Josef
in das nächste beizimmer abträhten solte: welches auch
alsbald geschahe. Und der König selbst folgete/ mit
dem Reichs-schatzmeister/ ihnen straks nach.

Sobald diese beide zu jenen hinein geträhten/ fing
der König zum Josef an. Du hast recht geurteilet/
daß die erzehlten Treume ein König in Egipten getreu-
met. Ich bin es selbst/ dem sie begegnet. Darüm eröf-
ne mir ihre bedeutung. Josef neugte sich gegen den
König zur erde nieder. Großmächtigster König/ sag-
te er/ beide Treume bedeuten einerlei. Die sieben

schö-

Der Aſſenat
zu ſagen? und wil er es nicht uͤbel vermaͤrken? Der
Reichskantzler gab ihm erleubnuͤs: und Joſef fuhr
fort. So ſage ich dan/ ſprach er/ daß dieſe Treume ſei-
ne eigene Treume nicht ſeind. Alle uͤmſtaͤnde zeigen es
an/ daß ſie ein Koͤnig in Egipten getreumet. Dan
Gott verkuͤndiget hierdurch einem Egiptiſchen Koͤnige/
was unter ſeiner herꝛſchaft geſchehen ſol. Und ſoches
tuht er daruͤm/ damit er wiſſe/ was er kuͤnftig ruhn
und laßen ſol/ ſein Reich/ ſamt den untertahnen/
gluͤklich zu beherſchen/ und im erbaulichen wohlſtande
zu erhalten.

Woher weiſtu das/ fing der Reichskantzler wieder
an/ daß dieſe Treume Koͤnigliche Treume ſeind? Aus
den uͤmſtaͤnden/ antwortete Joſef; wie ich ſchon ge-
ſagt. Und die uͤmſtaͤnde ſeind dieſe. Durch das Waſ-
ſer/
darbei der Treumende geſtanden/ verſtehe ich den
Niel: der die Wohlfahrt und herꝛligkeit des gantzen
Egiptens bedeutet; weil es von ihm allein ſeine
fruchtbarkeit zu gewarten. Daß aber der Treumende
bei dem Niele geſtanden: dadurch verſtehe ich ſein ge-
biet uͤber den Niel/ und zugleich uͤber das gantze Egip-
ten.
Wem nun ein ſolcher Traum getreumet/ der
mus nohtwendig ein Egiptiſcher Koͤnig entweder ſchon
ſein/ oder doch bald werden. Hiermit gab der Koͤnig
dem Reichskantzler einen wink/ daß er mit dem Joſef
in das naͤchſte beizimmer abtraͤhten ſolte: welches auch
alsbald geſchahe. Und der Koͤnig ſelbſt folgete/ mit
dem Reichs-ſchatzmeiſter/ ihnen ſtraks nach.

Sobald dieſe beide zu jenen hinein getraͤhten/ fing
der Koͤnig zum Joſef an. Du haſt recht geurteilet/
daß die erzehlten Treume ein Koͤnig in Egipten getreu-
met. Ich bin es ſelbſt/ dem ſie begegnet. Daruͤm eroͤf-
ne mir ihre bedeutung. Joſef neugte ſich gegen den
Koͤnig zur erde nieder. Großmaͤchtigſter Koͤnig/ ſag-
te er/ beide Treume bedeuten einerlei. Die ſieben

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[170/0194] Der Aſſenat zu ſagen? und wil er es nicht uͤbel vermaͤrken? Der Reichskantzler gab ihm erleubnuͤs: und Joſef fuhr fort. So ſage ich dan/ ſprach er/ daß dieſe Treume ſei- ne eigene Treume nicht ſeind. Alle uͤmſtaͤnde zeigen es an/ daß ſie ein Koͤnig in Egipten getreumet. Dan Gott verkuͤndiget hierdurch einem Egiptiſchen Koͤnige/ was unter ſeiner herꝛſchaft geſchehen ſol. Und ſoches tuht er daruͤm/ damit er wiſſe/ was er kuͤnftig ruhn und laßen ſol/ ſein Reich/ ſamt den untertahnen/ gluͤklich zu beherſchen/ und im erbaulichen wohlſtande zu erhalten. Woher weiſtu das/ fing der Reichskantzler wieder an/ daß dieſe Treume Koͤnigliche Treume ſeind? Aus den uͤmſtaͤnden/ antwortete Joſef; wie ich ſchon ge- ſagt. Und die uͤmſtaͤnde ſeind dieſe. Durch das Waſ- ſer/ darbei der Treumende geſtanden/ verſtehe ich den Niel: der die Wohlfahrt und herꝛligkeit des gantzen Egiptens bedeutet; weil es von ihm allein ſeine fruchtbarkeit zu gewarten. Daß aber der Treumende bei dem Niele geſtanden: dadurch verſtehe ich ſein ge- biet uͤber den Niel/ und zugleich uͤber das gantze Egip- ten. Wem nun ein ſolcher Traum getreumet/ der mus nohtwendig ein Egiptiſcher Koͤnig entweder ſchon ſein/ oder doch bald werden. Hiermit gab der Koͤnig dem Reichskantzler einen wink/ daß er mit dem Joſef in das naͤchſte beizimmer abtraͤhten ſolte: welches auch alsbald geſchahe. Und der Koͤnig ſelbſt folgete/ mit dem Reichs-ſchatzmeiſter/ ihnen ſtraks nach. Sobald dieſe beide zu jenen hinein getraͤhten/ fing der Koͤnig zum Joſef an. Du haſt recht geurteilet/ daß die erzehlten Treume ein Koͤnig in Egipten getreu- met. Ich bin es ſelbſt/ dem ſie begegnet. Daruͤm eroͤf- ne mir ihre bedeutung. Joſef neugte ſich gegen den Koͤnig zur erde nieder. Großmaͤchtigſter Koͤnig/ ſag- te er/ beide Treume bedeuten einerlei. Die ſieben ſchoͤ-

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Zitationshilfe: Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_assenat_1670/194>, abgerufen am 30.12.2024.