Zeller, Eduard: Über Bedeutung und Aufgabe der Erkenntniss-Theorie. Ein akademischer Vortrag. Heidelberg, 1862.liegen, sie muss zur Vollständigkeit seines eigenen Wesens 2
liegen, sie muss zur Vollständigkeit seines eigenen Wesens 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0021" n="17"/> liegen, sie muss zur Vollständigkeit seines eigenen Wesens<lb/> gehören; Natur und Geist müssen mithin wesentliche<lb/> Erscheinungsformen des Absoluten, unentbehrliche Mo¬<lb/> mente seines unendlichen Lebens, und es selbst muss<lb/> das durch die Gegensätze des Endlichen sich bewegende,<lb/> durch die Natur zum Geist sich entwickelnde Wesen,<lb/> der absolute Geist sein. Diese seine Offenbarung muss<lb/> ferner durchaus gesetzmässig, durch innere Nothwendig¬<lb/> keit bestimmt sein; denn eine Zufälligkeit seines Wirkens<lb/> und Daseins würde dem Begriff des Absoluten wider¬<lb/> streiten. Ist sie aber dieses, so muss es auch möglich<lb/> sein, sie in ihrer Gesetzmässigkeit zu erkennen, die Welt<lb/> in ihrem Hervorgang aus dem Absoluten zu begreifen,<lb/> wenn nur erst die Formel gefunden ist, nach der dieser<lb/> Process sich vollzieht. Diese Formel ihrerseits, worin<lb/> anders könnte sie liegen, als in dem Gesetz der Ent¬<lb/> wicklung durch Gegensätze? Wie das absolute Wesen<lb/> erst in die Form des natürlichen Daseins, der Endlich¬<lb/> keit und Aeusserlichkeit eingehen muss, um sich selbst<lb/> als Geist zu erfassen, so folgt jede Entwicklung dem<lb/> gleichen Gesetze: was sich entwickelt, das muss erst ein<lb/> Anderes werden, um aus dem Anderssein zu sich selbst<lb/> zurückzukehren, durch seine Selbstentäusserung sich mit<lb/> sich zu vermitteln. In der denkenden Nachbildung dieses<lb/> Processes besteht das dialektische Verfahren; und durch<lb/> die fortgesetzte Anwendung des dialektischen Verfahrens<lb/> muss es gelingen, die Entwicklung des Absoluten, die<lb/> Stufenreihe der Wesen in ihrem Hervorgang aus der<lb/> <fw place="bottom" type="sig">2<lb/></fw> </p> </div> </body> </text> </TEI> [17/0021]
liegen, sie muss zur Vollständigkeit seines eigenen Wesens
gehören; Natur und Geist müssen mithin wesentliche
Erscheinungsformen des Absoluten, unentbehrliche Mo¬
mente seines unendlichen Lebens, und es selbst muss
das durch die Gegensätze des Endlichen sich bewegende,
durch die Natur zum Geist sich entwickelnde Wesen,
der absolute Geist sein. Diese seine Offenbarung muss
ferner durchaus gesetzmässig, durch innere Nothwendig¬
keit bestimmt sein; denn eine Zufälligkeit seines Wirkens
und Daseins würde dem Begriff des Absoluten wider¬
streiten. Ist sie aber dieses, so muss es auch möglich
sein, sie in ihrer Gesetzmässigkeit zu erkennen, die Welt
in ihrem Hervorgang aus dem Absoluten zu begreifen,
wenn nur erst die Formel gefunden ist, nach der dieser
Process sich vollzieht. Diese Formel ihrerseits, worin
anders könnte sie liegen, als in dem Gesetz der Ent¬
wicklung durch Gegensätze? Wie das absolute Wesen
erst in die Form des natürlichen Daseins, der Endlich¬
keit und Aeusserlichkeit eingehen muss, um sich selbst
als Geist zu erfassen, so folgt jede Entwicklung dem
gleichen Gesetze: was sich entwickelt, das muss erst ein
Anderes werden, um aus dem Anderssein zu sich selbst
zurückzukehren, durch seine Selbstentäusserung sich mit
sich zu vermitteln. In der denkenden Nachbildung dieses
Processes besteht das dialektische Verfahren; und durch
die fortgesetzte Anwendung des dialektischen Verfahrens
muss es gelingen, die Entwicklung des Absoluten, die
Stufenreihe der Wesen in ihrem Hervorgang aus der
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