Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zeiller, Martin: Centvria IV. Variarvm Quæstionvm. Bd. 4. Ulm, 1660.

Bild:
<< vorherige Seite

Die 100. Frag/ des 4. Hundert.
Freundschafft natürliche Ursach her aus der we-
sentlichen Form/ oder aus einem sonderbaren/
Uns aber unbekanten/ Temperament; wie oben
Anfangs gesagt worden. Eine Eyder/ wann
Sie mit eines Menschen Speichel genezt wird/
ist sie gleichsam frölich/ und befindet sich wol. Ja
wann sie einen Menschen siehet/ freuet sie sich/
und wann derselbe im Graß liget/ vertreibet sie
alles gifftiges von Jhme hinwegg. Ein Feigen-
baum Wächst/ wann ein Rautenstock dabey
stehet; deßgleichen auch die Rauten wol fort-
kommen/ wann Sie bey denen Feigen gepflanzet
werden. Zwischen dem Knoblauch/ Rosen/ und
Lilien/ ist auch ein heimliche Freundschafft/ also/
daß die Lilien/ und Rosenblumen vil einen stär-
ckern Geruch geben/ wann man neben Sie Knob-
lauch pflantzet. Alle Garten-Kräuter ins ge-
mein kommen beßer herfür/ wann man/ neben sie/
den weißen Senff/ oder Rauken/ (Erucam) säet.
Die Katzen haben die Baldrianwurtz so lieb/ daß
Sie/ durch derselben Anseh- und Anrürung/
nicht mögen gesättiget werden. Also ist eine
Freundschaft zwischen dem Kölkraut/ und Wol-
gemuet; zwischen dem Weinstock/ und Oel-
baum; zwischen dem Fuchsen/ und der Schlan-
gen; zwischen dem Pfauen/ und der Tauben;
dem Raben/ und dem Schwein.

Die Antipathia ist eine natürliche Feindschaft
unter den natürlichen Dingen/ deren man doch
keine scheinbare Ursach geben kan. Also ist eine

Feind-

Die 100. Frag/ des 4. Hundert.
Freundſchafft natuͤrliche Urſach her aus der we-
ſentlichen Form/ oder aus einem ſonderbaren/
Uns aber unbekanten/ Temperament; wie oben
Anfangs geſagt worden. Eine Eyder/ wann
Sie mit eines Menſchen Speichel genezt wird/
iſt ſie gleichſam froͤlich/ und befindet ſich wol. Ja
wann ſie einen Menſchen ſiehet/ freuet ſie ſich/
und wann derſelbe im Graß liget/ vertreibet ſie
alles gifftiges von Jhme hinwegg. Ein Feigen-
baum Waͤchſt/ wann ein Rautenſtock dabey
ſtehet; deßgleichen auch die Rauten wol fort-
kommen/ wann Sie bey denen Feigen gepflanzet
werden. Zwiſchen dem Knoblauch/ Roſen/ und
Lilien/ iſt auch ein heimliche Freundſchafft/ alſo/
daß die Lilien/ und Roſenblumen vil einen ſtaͤr-
ckern Geruch geben/ wann man neben Sie Knob-
lauch pflantzet. Alle Garten-Kraͤuter ins ge-
mein kommen beßer herfuͤr/ wann man/ neben ſie/
den weißen Senff/ oder Rauken/ (Erucam) ſaͤet.
Die Katzen haben die Baldrianwurtz ſo lieb/ daß
Sie/ durch derſelben Anſeh- und Anruͤrung/
nicht moͤgen geſaͤttiget werden. Alſo iſt eine
Freundſchaft zwiſchen dem Koͤlkraut/ und Wol-
gemuet; zwiſchen dem Weinſtock/ und Oel-
baum; zwiſchen dem Fuchſen/ und der Schlan-
gen; zwiſchen dem Pfauen/ und der Tauben;
dem Raben/ und dem Schwein.

Die Antipathia iſt eine natuͤrliche Feindſchaft
unter den natuͤrlichen Dingen/ deren man doch
keine ſcheinbare Urſach geben kan. Alſo iſt eine

Feind-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0522" n="498"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die 100. Frag/ des 4. Hundert.</hi></fw><lb/>
Freund&#x017F;chafft natu&#x0364;rliche Ur&#x017F;ach her aus der we-<lb/>
&#x017F;entlichen Form/ oder aus einem &#x017F;onderbaren/<lb/>
Uns aber unbekanten/ Temperament; wie oben<lb/>
Anfangs ge&#x017F;agt worden. Eine Eyder/ wann<lb/>
Sie mit eines Men&#x017F;chen Speichel genezt wird/<lb/>
i&#x017F;t &#x017F;ie gleich&#x017F;am fro&#x0364;lich/ und befindet &#x017F;ich wol. Ja<lb/>
wann &#x017F;ie einen Men&#x017F;chen &#x017F;iehet/ freuet &#x017F;ie &#x017F;ich/<lb/>
und wann der&#x017F;elbe im Graß liget/ vertreibet &#x017F;ie<lb/>
alles gifftiges von Jhme hinwegg. Ein Feigen-<lb/>
baum Wa&#x0364;ch&#x017F;t/ wann ein Rauten&#x017F;tock dabey<lb/>
&#x017F;tehet; deßgleichen auch die Rauten wol fort-<lb/>
kommen/ wann Sie bey denen Feigen gepflanzet<lb/>
werden. Zwi&#x017F;chen dem Knoblauch/ Ro&#x017F;en/ und<lb/>
Lilien/ i&#x017F;t auch ein heimliche Freund&#x017F;chafft/ al&#x017F;o/<lb/>
daß die Lilien/ und Ro&#x017F;enblumen vil einen &#x017F;ta&#x0364;r-<lb/>
ckern Geruch geben/ wann man neben Sie Knob-<lb/>
lauch pflantzet. Alle Garten-Kra&#x0364;uter ins ge-<lb/>
mein kommen beßer herfu&#x0364;r/ wann man/ neben &#x017F;ie/<lb/>
den weißen Senff/ oder Rauken/ (<hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Erucam</hi></hi>) &#x017F;a&#x0364;et.<lb/>
Die Katzen haben die Baldrianwurtz &#x017F;o lieb/ daß<lb/>
Sie/ durch der&#x017F;elben An&#x017F;eh- und Anru&#x0364;rung/<lb/>
nicht mo&#x0364;gen ge&#x017F;a&#x0364;ttiget werden. Al&#x017F;o i&#x017F;t eine<lb/>
Freund&#x017F;chaft zwi&#x017F;chen dem Ko&#x0364;lkraut/ und Wol-<lb/>
gemuet; zwi&#x017F;chen dem Wein&#x017F;tock/ und Oel-<lb/>
baum; zwi&#x017F;chen dem Fuch&#x017F;en/ und der Schlan-<lb/>
gen; zwi&#x017F;chen dem Pfauen/ und der Tauben;<lb/>
dem Raben/ und dem Schwein.</p><lb/>
          <p>Die <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Antipathia</hi></hi> i&#x017F;t eine natu&#x0364;rliche Feind&#x017F;chaft<lb/>
unter den natu&#x0364;rlichen Dingen/ deren man doch<lb/>
keine &#x017F;cheinbare Ur&#x017F;ach geben kan. Al&#x017F;o i&#x017F;t eine<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Feind-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[498/0522] Die 100. Frag/ des 4. Hundert. Freundſchafft natuͤrliche Urſach her aus der we- ſentlichen Form/ oder aus einem ſonderbaren/ Uns aber unbekanten/ Temperament; wie oben Anfangs geſagt worden. Eine Eyder/ wann Sie mit eines Menſchen Speichel genezt wird/ iſt ſie gleichſam froͤlich/ und befindet ſich wol. Ja wann ſie einen Menſchen ſiehet/ freuet ſie ſich/ und wann derſelbe im Graß liget/ vertreibet ſie alles gifftiges von Jhme hinwegg. Ein Feigen- baum Waͤchſt/ wann ein Rautenſtock dabey ſtehet; deßgleichen auch die Rauten wol fort- kommen/ wann Sie bey denen Feigen gepflanzet werden. Zwiſchen dem Knoblauch/ Roſen/ und Lilien/ iſt auch ein heimliche Freundſchafft/ alſo/ daß die Lilien/ und Roſenblumen vil einen ſtaͤr- ckern Geruch geben/ wann man neben Sie Knob- lauch pflantzet. Alle Garten-Kraͤuter ins ge- mein kommen beßer herfuͤr/ wann man/ neben ſie/ den weißen Senff/ oder Rauken/ (Erucam) ſaͤet. Die Katzen haben die Baldrianwurtz ſo lieb/ daß Sie/ durch derſelben Anſeh- und Anruͤrung/ nicht moͤgen geſaͤttiget werden. Alſo iſt eine Freundſchaft zwiſchen dem Koͤlkraut/ und Wol- gemuet; zwiſchen dem Weinſtock/ und Oel- baum; zwiſchen dem Fuchſen/ und der Schlan- gen; zwiſchen dem Pfauen/ und der Tauben; dem Raben/ und dem Schwein. Die Antipathia iſt eine natuͤrliche Feindſchaft unter den natuͤrlichen Dingen/ deren man doch keine ſcheinbare Urſach geben kan. Alſo iſt eine Feind-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zeiller_centuria04_1660
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zeiller_centuria04_1660/522
Zitationshilfe: Zeiller, Martin: Centvria IV. Variarvm Quæstionvm. Bd. 4. Ulm, 1660, S. 498. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zeiller_centuria04_1660/522>, abgerufen am 07.05.2024.