Zeiller, Martin: Centvria IV. Variarvm Quæstionvm. Bd. 4. Ulm, 1660.Die 25. Frag/ des 4. Hundert. führt; und bey den Fürstlichen Personen garKrieg/ auch der Geschlechte/ und des gemeinen Standes/ Verunruhigungen/ erwecket werden. So seye es auch dem Gemeinen Wesen nicht nütz- lich/ wann ein großes Guet/ so gemeinlich großen Stoltz/ und Widersetzlicheit/ verursache/ an ei- nem Ort beysammen; sondern vil beßer seye/ wann solches/ samt der Macht/ getheilet werde. Und was dergleichen mehr die Jenigen/ so dem Weibervolck daß Wort reden/ beyzubringen pflegen. Wil allein ein Exempel der weiblichen Lieb und Treu/ noch erzehlen. Es war zu Burgos, in Hispanien/ ein ungefunder häßlicher Mann/ mit nahmen Bernhard Valdaura, der sehr ge- fährliche/ unreine/ und fast vergifte Schäden an seinem Leib hatte. An ihn verheuratete sich eine junge/ und über alle maßen schöne/ und tugend- same Jungfrau/ die zwar von solchem seinem Zu- stande nichts gewust/ noch deßen sich versehen hatte; gleichwol aber hernach sich seiner mit aller Treu angenommen/ und Jhme täglich/ aufs al- lerfleißigste solche Schäden gesäubert/ und ver- bunden hat. Und/ als Sie gefraget worden/ wie Sie doch so grossen Unflat/ und Gestanck/ ver- tragen könte? hat Sie zur Antwort gegeben: ich dancke meinem Lieben GOtt/ der mir dise Prob zugeschickt/ bey welcher mein treues Gemüt/ und ungefärbte Lieb/ gegen meinem Mann/ entdeckt/ und offenbar gemacht wird. Dann/ wo es ohne dise
Die 25. Frag/ des 4. Hundert. fuͤhrt; und bey den Fuͤrſtlichen Perſonen garKrieg/ auch der Geſchlechte/ und des gemeinen Standes/ Verunruhigungen/ erwecket werden. So ſeye es auch dem Gemeinen Weſen nicht nuͤtz- lich/ wann ein großes Guet/ ſo gemeinlich großen Stoltz/ und Widerſetzlicheit/ verurſache/ an ei- nem Ort beyſammen; ſondern vil beßer ſeye/ wann ſolches/ ſamt der Macht/ getheilet werde. Und was dergleichen mehr die Jenigen/ ſo dem Weibervolck daß Wort reden/ beyzubringen pflegen. Wil allein ein Exempel der weiblichen Lieb und Treu/ noch erzehlen. Es war zu Burgos, in Hiſpanien/ ein ungefunder haͤßlicher Mann/ mit nahmen Bernhard Valdaura, der ſehr ge- faͤhrliche/ unreine/ und faſt vergifte Schaͤden an ſeinem Leib hatte. An ihn verheuratete ſich eine junge/ und uͤber alle maßen ſchoͤne/ und tugend- ſame Jungfrau/ die zwar von ſolchem ſeinem Zu- ſtande nichts gewuſt/ noch deßen ſich verſehen hatte; gleichwol aber hernach ſich ſeiner mit aller Treu angenommen/ und Jhme taͤglich/ aufs al- lerfleißigſte ſolche Schaͤden geſaͤubert/ und ver- bunden hat. Und/ als Sie gefraget worden/ wie Sie doch ſo groſſen Unflat/ und Geſtanck/ ver- tragen koͤnte? hat Sie zur Antwort gegeben: ich dancke meinem Lieben GOtt/ der mir diſe Prob zugeſchickt/ bey welcher mein treues Gemuͤt/ und ungefaͤrbte Lieb/ gegen meinem Mann/ entdeckt/ und offenbar gemacht wird. Dann/ wo es ohne diſe
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Die 25. Frag/ des 4. Hundert.
fuͤhrt; und bey den Fuͤrſtlichen Perſonen gar
Krieg/ auch der Geſchlechte/ und des gemeinen
Standes/ Verunruhigungen/ erwecket werden.
So ſeye es auch dem Gemeinen Weſen nicht nuͤtz-
lich/ wann ein großes Guet/ ſo gemeinlich großen
Stoltz/ und Widerſetzlicheit/ verurſache/ an ei-
nem Ort beyſammen; ſondern vil beßer ſeye/
wann ſolches/ ſamt der Macht/ getheilet werde.
Und was dergleichen mehr die Jenigen/ ſo dem
Weibervolck daß Wort reden/ beyzubringen
pflegen. Wil allein ein Exempel der weiblichen
Lieb und Treu/ noch erzehlen. Es war zu Burgos,
in Hiſpanien/ ein ungefunder haͤßlicher Mann/
mit nahmen Bernhard Valdaura, der ſehr ge-
faͤhrliche/ unreine/ und faſt vergifte Schaͤden an
ſeinem Leib hatte. An ihn verheuratete ſich eine
junge/ und uͤber alle maßen ſchoͤne/ und tugend-
ſame Jungfrau/ die zwar von ſolchem ſeinem Zu-
ſtande nichts gewuſt/ noch deßen ſich verſehen
hatte; gleichwol aber hernach ſich ſeiner mit aller
Treu angenommen/ und Jhme taͤglich/ aufs al-
lerfleißigſte ſolche Schaͤden geſaͤubert/ und ver-
bunden hat. Und/ als Sie gefraget worden/ wie
Sie doch ſo groſſen Unflat/ und Geſtanck/ ver-
tragen koͤnte? hat Sie zur Antwort gegeben: ich
dancke meinem Lieben GOtt/ der mir diſe Prob
zugeſchickt/ bey welcher mein treues Gemuͤt/ und
ungefaͤrbte Lieb/ gegen meinem Mann/ entdeckt/
und offenbar gemacht wird. Dann/ wo es ohne
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Zitationshilfe: | Zeiller, Martin: Centvria IV. Variarvm Quæstionvm. Bd. 4. Ulm, 1660, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zeiller_centuria04_1660/147>, abgerufen am 16.02.2025. |