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Zeiller, Martin: Centvria III. Variarvm Quæstionvm. Bd. 3. Ulm, 1659.

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Die 80. Frag/ des 3. Hundert.
Wißenschafft/ erst in jenem Leben; also auch die
volkommene Glückseeligkeit alsdann erlangt wer-
de/ welche kein Aug gesehen/ kein Ohr gehört hat/
und da wir Gott gegenwärtig/ von Angesicht/ zu
Angesicht/ sehen/ und erkennen werden. Es were
ein mehrers von der Zeitlichen Glückseeligkeit;
ob darzue auch guete Freund; deßgleichen woler-
zogene Kinder/ von nöthen seyen? und was des
Dings mehr ist/ beyzubringen/ davon die Sitten-
Lehrer disputiren: Dieweil du aber/ ohne Zwei-
fel/ derselben Bücher/ guten theils/ selber haben
wirst; so wil ich allein diser Frag gedencken; Ob/
durch der Kinder Unglück/ oder auch Boßheit/
der verstorbnen Eltern Glückseeligkeit geschwächt/
oder gemindert werde? Da dann Thomas Sagit-
tarius, in exerc. eth. exot. 18. th. 7. p. m.
453.
saget/ daß die Glückseeligkeit der verstorbnen El-
tern/ entweder in ansehung ihrer selber/ oder un-
sertwegen/ betrachtet werde. Wann man auff
Sie selber sehe/ so werde derselben Glückseeligkeit/
durch der Kinder Unglück/ nicht geschwächt.
Dann das were ungereumt/ wann man sagen
wolte/ daß die volkommeniste Freude/ so den From-
men im Himmel beraitet ist/ wegen der Boßheit/
und Gottlosigkeit der Kinder/ gleichsam dunckel
gemacht/ und beschmizt werden solte. Sintemal
der gestalt die Freude nicht stätigs wehren/ son-
dern stätigs abgewechselt werden wurde; da doch

solche

Die 80. Frag/ des 3. Hundert.
Wißenſchafft/ erſt in jenem Leben; alſo auch die
volkommene Gluͤckſeeligkeit alsdann erlangt wer-
de/ welche kein Aug geſehen/ kein Ohr gehoͤrt hat/
und da wir Gott gegenwaͤrtig/ von Angeſicht/ zu
Angeſicht/ ſehen/ und erkennen werden. Es were
ein mehrers von der Zeitlichen Gluͤckſeeligkeit;
ob darzue auch guete Freund; deßgleichen woler-
zogene Kinder/ von noͤthen ſeyen? und was des
Dings mehr iſt/ beyzubringen/ davon die Sitten-
Lehrer diſputiren: Dieweil du aber/ ohne Zwei-
fel/ derſelben Buͤcher/ guten theils/ ſelber haben
wirſt; ſo wil ich allein diſer Frag gedencken; Ob/
durch der Kinder Ungluͤck/ oder auch Boßheit/
der verſtorbnen Eltern Gluͤckſeeligkeit geſchwaͤcht/
oder gemindert werde? Da dann Thomas Sagit-
tarius, in exerc. eth. exot. 18. th. 7. p. m.
453.
ſaget/ daß die Gluͤckſeeligkeit der verſtorbnen El-
tern/ entweder in anſehung ihrer ſelber/ oder un-
ſertwegen/ betrachtet werde. Wann man auff
Sie ſelber ſehe/ ſo werde derſelben Gluͤckſeeligkeit/
durch der Kinder Ungluͤck/ nicht geſchwaͤcht.
Dann das were ungereumt/ wann man ſagen
wolte/ daß die volkommeniſte Freude/ ſo den From-
men im Himmel beraitet iſt/ wegen der Boßheit/
und Gottloſigkeit der Kinder/ gleichſam dunckel
gemacht/ und beſchmizt werden ſolte. Sintemal
der geſtalt die Freude nicht ſtaͤtigs wehren/ ſon-
dern ſtaͤtigs abgewechſelt werden wurde; da doch

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[406/0430] Die 80. Frag/ des 3. Hundert. Wißenſchafft/ erſt in jenem Leben; alſo auch die volkommene Gluͤckſeeligkeit alsdann erlangt wer- de/ welche kein Aug geſehen/ kein Ohr gehoͤrt hat/ und da wir Gott gegenwaͤrtig/ von Angeſicht/ zu Angeſicht/ ſehen/ und erkennen werden. Es were ein mehrers von der Zeitlichen Gluͤckſeeligkeit; ob darzue auch guete Freund; deßgleichen woler- zogene Kinder/ von noͤthen ſeyen? und was des Dings mehr iſt/ beyzubringen/ davon die Sitten- Lehrer diſputiren: Dieweil du aber/ ohne Zwei- fel/ derſelben Buͤcher/ guten theils/ ſelber haben wirſt; ſo wil ich allein diſer Frag gedencken; Ob/ durch der Kinder Ungluͤck/ oder auch Boßheit/ der verſtorbnen Eltern Gluͤckſeeligkeit geſchwaͤcht/ oder gemindert werde? Da dann Thomas Sagit- tarius, in exerc. eth. exot. 18. th. 7. p. m. 453. ſaget/ daß die Gluͤckſeeligkeit der verſtorbnen El- tern/ entweder in anſehung ihrer ſelber/ oder un- ſertwegen/ betrachtet werde. Wann man auff Sie ſelber ſehe/ ſo werde derſelben Gluͤckſeeligkeit/ durch der Kinder Ungluͤck/ nicht geſchwaͤcht. Dann das were ungereumt/ wann man ſagen wolte/ daß die volkommeniſte Freude/ ſo den From- men im Himmel beraitet iſt/ wegen der Boßheit/ und Gottloſigkeit der Kinder/ gleichſam dunckel gemacht/ und beſchmizt werden ſolte. Sintemal der geſtalt die Freude nicht ſtaͤtigs wehren/ ſon- dern ſtaͤtigs abgewechſelt werden wurde; da doch ſolche

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Zitationshilfe: Zeiller, Martin: Centvria III. Variarvm Quæstionvm. Bd. 3. Ulm, 1659, S. 406. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zeiller_centuria03_1659/430>, abgerufen am 06.05.2024.