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Zeiller, Martin: Centuria II. Variarvm Quæstionum. Bd. 2. Ulm, 1659.

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Die XLVIII. Frag.
der alte Gebrauch/ auch nicht die Geilheit/ son-
dern die Begierde zur Freyheit/ und die äusser-
ste Noht darzu vermöcht. Und hat man nicht
zu sehen/ was geschehen/ oder geschehen möch-
te/ sondern was zu thun erlaubt seye; Iac. Mar-
tini,
an obangezognem Ort. Ein mehrers hievon
hat D. Ioan. Forsterus, probl. 7. dec. 2. ex Decalo-
go.
Sihe auch/ was Kubach cent. 1. dec. 10. qu. 8.
schreibet/ und den Meisner. part. 1. Phil. Sobriae
sect. 2. c. ult.
so die besagte Patres entschuldigen will/
anziehet; aber seiner Meinung nicht ist.

Was den Andern Frags-Puncten anbelangt/
so werden die Weibspersonen beschuldiget/ daß
sie der Wollust begierig seyen; wiewol nicht alle:
und beschreibet Joh. Bisselius eines bösen Weibs
Lob/ aus Ephraemo, dec. 2. ruina 9. p. 470. Aber
eines Weibs Geilheit kan ihres Manns Ansehen/
und Auffrichtigkeit nicht beschmitzen/ oder ver-
kleinern/ hat auch er dessen nicht zu entgelten: es
seye dann/ daß er/ zu ihrer Schandlosigkeit/ durch
die Finger sehe/ und mit Willen darzu stillschwei-
ge. Sihe/ was beym Propheten Ezechiel/ Cap.
18. v. 20. zun Galatern am 6. v. 5. zun Römern
am 14. v. 12. stehet. Da dem weisen Stilponi, vom
Metrocle Cynico, als eine Schmach/ vorgeruckt
ward/ daß er eine unzüchtige Tochter hätte/ hat
Stilpo, den Metroclem gefragt/ ob das Verbre-
chen sein/ oder seiner Tochter were? Und da Me-
trocles
geantwortet/ die Sünd ist der Tochter/ aber

das

Die XLVIII. Frag.
der alte Gebrauch/ auch nicht die Geilheit/ ſon-
dern die Begierde zur Freyheit/ und die aͤuſſer-
ſte Noht darzu vermoͤcht. Und hat man nicht
zu ſehen/ was geſchehen/ oder geſchehen moͤch-
te/ ſondern was zu thun erlaubt ſeye; Iac. Mar-
tini,
an obangezognem Ort. Ein mehrers hievon
hat D. Ioan. Forſterus, probl. 7. dec. 2. ex Decalo-
go.
Sihe auch/ was Kubach cent. 1. dec. 10. qu. 8.
ſchreibet/ und den Meiſner. part. 1. Phil. Sobriæ
ſect. 2. c. ult.
ſo die beſagte Patres entſchuldigen will/
anziehet; aber ſeiner Meinung nicht iſt.

Was den Andern Frags-Puncten anbelangt/
ſo werden die Weibsperſonen beſchuldiget/ daß
ſie der Wolluſt begierig ſeyen; wiewol nicht alle:
und beſchreibet Joh. Biſſelius eines boͤſen Weibs
Lob/ aus Ephræmo, dec. 2. ruinâ 9. p. 470. Aber
eines Weibs Geilheit kan ihres Manns Anſehen/
und Auffrichtigkeit nicht beſchmitzen/ oder ver-
kleinern/ hat auch er deſſen nicht zu entgelten: es
ſeye dann/ daß er/ zu ihrer Schandloſigkeit/ durch
die Finger ſehe/ und mit Willen darzu ſtillſchwei-
ge. Sihe/ was beym Propheten Ezechiel/ Cap.
18. v. 20. zun Galatern am 6. v. 5. zun Roͤmern
am 14. v. 12. ſtehet. Da dem weiſen Stilponi, vom
Metrocle Cynico, als eine Schmach/ vorgeruckt
ward/ daß er eine unzuͤchtige Tochter haͤtte/ hat
Stilpo, den Metroclem gefragt/ ob das Verbre-
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trocles
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[182/0210] Die XLVIII. Frag. der alte Gebrauch/ auch nicht die Geilheit/ ſon- dern die Begierde zur Freyheit/ und die aͤuſſer- ſte Noht darzu vermoͤcht. Und hat man nicht zu ſehen/ was geſchehen/ oder geſchehen moͤch- te/ ſondern was zu thun erlaubt ſeye; Iac. Mar- tini, an obangezognem Ort. Ein mehrers hievon hat D. Ioan. Forſterus, probl. 7. dec. 2. ex Decalo- go. Sihe auch/ was Kubach cent. 1. dec. 10. qu. 8. ſchreibet/ und den Meiſner. part. 1. Phil. Sobriæ ſect. 2. c. ult. ſo die beſagte Patres entſchuldigen will/ anziehet; aber ſeiner Meinung nicht iſt. Was den Andern Frags-Puncten anbelangt/ ſo werden die Weibsperſonen beſchuldiget/ daß ſie der Wolluſt begierig ſeyen; wiewol nicht alle: und beſchreibet Joh. Biſſelius eines boͤſen Weibs Lob/ aus Ephræmo, dec. 2. ruinâ 9. p. 470. Aber eines Weibs Geilheit kan ihres Manns Anſehen/ und Auffrichtigkeit nicht beſchmitzen/ oder ver- kleinern/ hat auch er deſſen nicht zu entgelten: es ſeye dann/ daß er/ zu ihrer Schandloſigkeit/ durch die Finger ſehe/ und mit Willen darzu ſtillſchwei- ge. Sihe/ was beym Propheten Ezechiel/ Cap. 18. v. 20. zun Galatern am 6. v. 5. zun Roͤmern am 14. v. 12. ſtehet. Da dem weiſen Stilponi, vom Metrocle Cynico, als eine Schmach/ vorgeruckt ward/ daß er eine unzuͤchtige Tochter haͤtte/ hat Stilpo, den Metroclem gefragt/ ob das Verbre- chen ſein/ oder ſeiner Tochter were? Und da Me- trocles geantwortet/ die Suͤnd iſt der Tochter/ aber das

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Zitationshilfe: Zeiller, Martin: Centuria II. Variarvm Quæstionum. Bd. 2. Ulm, 1659, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zeiller_centuria02_1659/210>, abgerufen am 28.11.2024.