Zeiller, Martin: Centuria II. Variarvm Quæstionum. Bd. 2. Ulm, 1659.Die XLII. Frag. man sich/ daß an solchen die Tapffer- und Hertz-hafftigkeit/ gelegen seye; und daß das Gesätz der Natur vor sie rede/ indeme solches den Gewalt/ mit Gewalt/ abzutreiben erlaubet. Aber/ daß es eine irrige/ ja gottlose Meinung seye/ ist von vielen erwiesen worden. Und haben sonderlich unter- schiedliche in Franckreich/ als daselbst solches bal- gen gar gemein/ und keine Königliche Verbott/ ja die Lebens-Straff/ ichtwas vermag/ darwider geschrieben. Es stehet in solchen Kämpffen nicht nur die Ehr/ wie man sich einbildet/ sondern auch des Menschen Lebens: ja offtmals/ vornemlich wann es aus Rach/ und Zorn/ geschihet/ der See- len-Gefahr/ darauff. Man versündiget sich wi- der das fünffte Gebot; thut auch wider das Ge- sätz der Natur/ so die Erhaltung/ nicht das Ver- derben des Menschen begehrt. Und warzu ist die Obrigkeit? warzu die Gesätze? wann du deine Sach selber mit dem Degen ausführen wilst. Und was ist für eine Tapfferkeit/ wann du mit ei- nem Kugeln wechselst/ und dir ohngefähr ein Schuß gerahtet? Gewalt mit Gewalt abzutrei- ben/ wird zwar/ mit seiner Maß/ und auff gewisse Weise/ erlaubt: aber solches muß alsobalden/ wann einer angegriffen wird; und nicht erst über etliche Stunden/ Tag/ oder Wochen/ durch das ausfordern/ geschehen. Es werden gleichwol solche Zwey-Kämpff zu- und
Die XLII. Frag. man ſich/ daß an ſolchen die Tapffer- und Hertz-hafftigkeit/ gelegen ſeye; und daß das Geſaͤtz der Natur vor ſie rede/ indeme ſolches den Gewalt/ mit Gewalt/ abzutreiben erlaubet. Aber/ daß es eine irrige/ ja gottloſe Meinung ſeye/ iſt von vielen erwieſen worden. Und haben ſonderlich unter- ſchiedliche in Franckreich/ als daſelbſt ſolches bal- gen gar gemein/ und keine Koͤnigliche Verbott/ ja die Lebens-Straff/ ichtwas vermag/ darwider geſchrieben. Es ſtehet in ſolchen Kaͤmpffen nicht nur die Ehr/ wie man ſich einbildet/ ſondern auch des Menſchen Lebens: ja offtmals/ vornemlich wann es aus Rach/ und Zorn/ geſchihet/ der See- len-Gefahr/ darauff. Man verſuͤndiget ſich wi- der das fuͤnffte Gebot; thut auch wider das Ge- ſaͤtz der Natur/ ſo die Erhaltung/ nicht das Ver- derben des Menſchen begehrt. Und warzu iſt die Obrigkeit? warzu die Geſaͤtze? wann du deine Sach ſelber mit dem Degen ausfuͤhren wilſt. Und was iſt fuͤr eine Tapfferkeit/ wann du mit ei- nem Kugeln wechſelſt/ und dir ohngefaͤhr ein Schuß gerahtet? Gewalt mit Gewalt abzutrei- ben/ wird zwar/ mit ſeiner Maß/ und auff gewiſſe Weiſe/ erlaubt: aber ſolches muß alſobalden/ wann einer angegriffen wird; und nicht erſt uͤber etliche Stunden/ Tag/ oder Wochen/ durch das ausfordern/ geſchehen. Es werden gleichwol ſolche Zwey-Kaͤmpff zu- und
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0180" n="152"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">XLII.</hi></hi> Frag.</hi></fw><lb/> man ſich/ daß an ſolchen die Tapffer- und Hertz-<lb/> hafftigkeit/ gelegen ſeye; und daß das Geſaͤtz der<lb/> Natur vor ſie rede/ indeme ſolches den Gewalt/<lb/> mit Gewalt/ abzutreiben erlaubet. Aber/ daß es<lb/> eine irrige/ ja gottloſe Meinung ſeye/ iſt von vielen<lb/> erwieſen worden. Und haben ſonderlich unter-<lb/> ſchiedliche in Franckreich/ als daſelbſt ſolches bal-<lb/> gen gar gemein/ und keine Koͤnigliche Verbott/<lb/> ja die Lebens-Straff/ ichtwas vermag/ darwider<lb/> geſchrieben. Es ſtehet in ſolchen Kaͤmpffen nicht<lb/> nur die Ehr/ wie man ſich einbildet/ ſondern auch<lb/> des Menſchen Lebens: ja offtmals/ vornemlich<lb/> wann es aus Rach/ und Zorn/ geſchihet/ der See-<lb/> len-Gefahr/ darauff. Man verſuͤndiget ſich wi-<lb/> der das fuͤnffte Gebot; thut auch wider das Ge-<lb/> ſaͤtz der Natur/ ſo die Erhaltung/ nicht das Ver-<lb/> derben des Menſchen begehrt. Und warzu iſt die<lb/> Obrigkeit? warzu die Geſaͤtze? wann du deine<lb/> Sach ſelber mit dem Degen ausfuͤhren wilſt.<lb/> Und was iſt fuͤr eine Tapfferkeit/ wann du mit ei-<lb/> nem Kugeln wechſelſt/ und dir ohngefaͤhr ein<lb/> Schuß gerahtet? Gewalt mit Gewalt abzutrei-<lb/> ben/ wird zwar/ mit ſeiner Maß/ und auff gewiſſe<lb/> Weiſe/ erlaubt: aber ſolches muß alſobalden/<lb/> wann einer angegriffen wird; und nicht erſt uͤber<lb/> etliche Stunden/ Tag/ oder Wochen/ durch das<lb/> ausfordern/ geſchehen.</p><lb/> <p>Es werden gleichwol ſolche Zwey-Kaͤmpff zu-<lb/> gelaſſen/ wann ſie/ wegen Erhaltung eines Reichs/<lb/> <fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [152/0180]
Die XLII. Frag.
man ſich/ daß an ſolchen die Tapffer- und Hertz-
hafftigkeit/ gelegen ſeye; und daß das Geſaͤtz der
Natur vor ſie rede/ indeme ſolches den Gewalt/
mit Gewalt/ abzutreiben erlaubet. Aber/ daß es
eine irrige/ ja gottloſe Meinung ſeye/ iſt von vielen
erwieſen worden. Und haben ſonderlich unter-
ſchiedliche in Franckreich/ als daſelbſt ſolches bal-
gen gar gemein/ und keine Koͤnigliche Verbott/
ja die Lebens-Straff/ ichtwas vermag/ darwider
geſchrieben. Es ſtehet in ſolchen Kaͤmpffen nicht
nur die Ehr/ wie man ſich einbildet/ ſondern auch
des Menſchen Lebens: ja offtmals/ vornemlich
wann es aus Rach/ und Zorn/ geſchihet/ der See-
len-Gefahr/ darauff. Man verſuͤndiget ſich wi-
der das fuͤnffte Gebot; thut auch wider das Ge-
ſaͤtz der Natur/ ſo die Erhaltung/ nicht das Ver-
derben des Menſchen begehrt. Und warzu iſt die
Obrigkeit? warzu die Geſaͤtze? wann du deine
Sach ſelber mit dem Degen ausfuͤhren wilſt.
Und was iſt fuͤr eine Tapfferkeit/ wann du mit ei-
nem Kugeln wechſelſt/ und dir ohngefaͤhr ein
Schuß gerahtet? Gewalt mit Gewalt abzutrei-
ben/ wird zwar/ mit ſeiner Maß/ und auff gewiſſe
Weiſe/ erlaubt: aber ſolches muß alſobalden/
wann einer angegriffen wird; und nicht erſt uͤber
etliche Stunden/ Tag/ oder Wochen/ durch das
ausfordern/ geſchehen.
Es werden gleichwol ſolche Zwey-Kaͤmpff zu-
gelaſſen/ wann ſie/ wegen Erhaltung eines Reichs/
und
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |