Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zeiller, Martin: Centuria II. Variarvm Quæstionum. Bd. 2. Ulm, 1659.

Bild:
<< vorherige Seite

Die XX. Frag.
Augustini Spruch/ in epist. 78. Magis eligo cau-
tam ignorantiam confiteri, quam falsam scien-
tiam profiteri.

Was endlich den dritten Theil der Frag an-
betrifft/ namlich aus welcher Materi, oder
Zeug/ die Engel erschaffen worden/ so kan auch
davon nichts bestetiget werden. Dann etliche ha-
ben gewolt/ daß sie lüfftige Cörper hätten: Ande-
re aber/ weil sie mit einem Glantz pflegen zu er-
scheinen/ vermuten/ daß sie einer hellscheinenden
Natur/ und also daher/ den ersten Tag der
Schöpffung/ aus dem Liecht herfürgebracht wor-
den seyen. Dieweil sie aber Geister seyn/ und ge-
nannt werden/ so möchte man nicht ungereimt sa-
gen/ daß sie aus nichts/ durch Gottes Allmacht/
weren gemacht worden/ gleichwie des Menschen
Seel/ die auch ein unsterblicher Geist/ nicht aus ei-
ner Elementarischen Materi, sondern aus nichts/
von Gott gemacht/ wie aus dem 2. Cap. v. 7. des
1. Buchs Mosis geschlossen wird. Aber! was
wollen die geringschätzige Würmlein/ von den
Englischen Geistern/ reden? Wir glauben/ sagt
Bernhardus/ in seiner Predigt/ am Michaelis
Fest/ und halten mit ungezweiffeltem Glauben/
daß sie durch Göttliche Gegenwart/ und An-
schauen/ seelig/ sich/ ohne Ende/ in den Gütern des
HErrn freuen/ die das Aug nicht gesehen/ noch
das Ohr gehört/ noch in des Menschen Hertz kom-
men seyn. Was solte dann der Mensch davon/

mit

Die XX. Frag.
Auguſtini Spruch/ in epiſt. 78. Magis eligo cau-
tam ignorantiam confiteri, quàm falſam ſcien-
tiam profiteri.

Was endlich den dritten Theil der Frag an-
betrifft/ namlich aus welcher Materi, oder
Zeug/ die Engel erſchaffen worden/ ſo kan auch
davon nichts beſtetiget werden. Dann etliche ha-
ben gewolt/ daß ſie luͤfftige Coͤrper haͤtten: Ande-
re aber/ weil ſie mit einem Glantz pflegen zu er-
ſcheinen/ vermuten/ daß ſie einer hellſcheinenden
Natur/ und alſo daher/ den erſten Tag der
Schoͤpffung/ aus dem Liecht herfuͤrgebracht wor-
den ſeyen. Dieweil ſie aber Geiſter ſeyn/ und ge-
nannt werden/ ſo moͤchte man nicht ungereimt ſa-
gen/ daß ſie aus nichts/ durch Gottes Allmacht/
weren gemacht worden/ gleichwie des Menſchen
Seel/ die auch ein unſterblicher Geiſt/ nicht aus ei-
ner Elementariſchen Materi, ſondern aus nichts/
von Gott gemacht/ wie aus dem 2. Cap. v. 7. des
1. Buchs Moſis geſchloſſen wird. Aber! was
wollen die geringſchaͤtzige Wuͤrmlein/ von den
Engliſchen Geiſtern/ reden? Wir glauben/ ſagt
Bernhardus/ in ſeiner Predigt/ am Michaelis
Feſt/ und halten mit ungezweiffeltem Glauben/
daß ſie durch Goͤttliche Gegenwart/ und An-
ſchauen/ ſeelig/ ſich/ ohne Ende/ in den Guͤtern des
HErrn freuen/ die das Aug nicht geſehen/ noch
das Ohr gehoͤrt/ noch in des Menſchen Hertz kom-
men ſeyn. Was ſolte dann der Menſch davon/

mit
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0103" n="75"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">XX.</hi></hi> Frag.</hi></fw><lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Augu&#x017F;tini</hi></hi> Spruch/ <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">in epi&#x017F;t.</hi> 78. <hi rendition="#i">Magis eligo cau-<lb/>
tam ignorantiam confiteri, quàm fal&#x017F;am &#x017F;cien-<lb/>
tiam profiteri.</hi></hi></p><lb/>
          <p>Was endlich den dritten Theil der Frag an-<lb/>
betrifft/ namlich aus welcher <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Materi,</hi></hi> oder<lb/>
Zeug/ die Engel er&#x017F;chaffen worden/ &#x017F;o kan auch<lb/>
davon nichts be&#x017F;tetiget werden. Dann etliche ha-<lb/>
ben gewolt/ daß &#x017F;ie lu&#x0364;fftige Co&#x0364;rper ha&#x0364;tten: Ande-<lb/>
re aber/ weil &#x017F;ie mit einem Glantz pflegen zu er-<lb/>
&#x017F;cheinen/ vermuten/ daß &#x017F;ie einer hell&#x017F;cheinenden<lb/>
Natur/ und al&#x017F;o daher/ den er&#x017F;ten Tag der<lb/>
Scho&#x0364;pffung/ aus dem Liecht herfu&#x0364;rgebracht wor-<lb/>
den &#x017F;eyen. Dieweil &#x017F;ie aber Gei&#x017F;ter &#x017F;eyn/ und ge-<lb/>
nannt werden/ &#x017F;o mo&#x0364;chte man nicht ungereimt &#x017F;a-<lb/>
gen/ daß &#x017F;ie aus nichts/ durch Gottes Allmacht/<lb/>
weren gemacht worden/ gleichwie des Men&#x017F;chen<lb/>
Seel/ die auch ein un&#x017F;terblicher Gei&#x017F;t/ nicht aus ei-<lb/>
ner Elementari&#x017F;chen <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Materi,</hi></hi> &#x017F;ondern aus nichts/<lb/>
von Gott gemacht/ wie aus dem 2. Cap. v. 7. des<lb/>
1. Buchs Mo&#x017F;is ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en wird. Aber<hi rendition="#i">!</hi> was<lb/>
wollen die gering&#x017F;cha&#x0364;tzige Wu&#x0364;rmlein/ von den<lb/>
Engli&#x017F;chen Gei&#x017F;tern/ reden? Wir glauben/ &#x017F;agt<lb/>
Bernhardus/ in &#x017F;einer Predigt/ am Michaelis<lb/>
Fe&#x017F;t/ und halten mit ungezweiffeltem Glauben/<lb/>
daß &#x017F;ie durch Go&#x0364;ttliche Gegenwart/ und An-<lb/>
&#x017F;chauen/ &#x017F;eelig/ &#x017F;ich/ ohne Ende/ in den Gu&#x0364;tern des<lb/>
HErrn freuen/ die das Aug nicht ge&#x017F;ehen/ noch<lb/>
das Ohr geho&#x0364;rt/ noch in des Men&#x017F;chen Hertz kom-<lb/>
men &#x017F;eyn. Was &#x017F;olte dann der Men&#x017F;ch davon/<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">mit</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[75/0103] Die XX. Frag. Auguſtini Spruch/ in epiſt. 78. Magis eligo cau- tam ignorantiam confiteri, quàm falſam ſcien- tiam profiteri. Was endlich den dritten Theil der Frag an- betrifft/ namlich aus welcher Materi, oder Zeug/ die Engel erſchaffen worden/ ſo kan auch davon nichts beſtetiget werden. Dann etliche ha- ben gewolt/ daß ſie luͤfftige Coͤrper haͤtten: Ande- re aber/ weil ſie mit einem Glantz pflegen zu er- ſcheinen/ vermuten/ daß ſie einer hellſcheinenden Natur/ und alſo daher/ den erſten Tag der Schoͤpffung/ aus dem Liecht herfuͤrgebracht wor- den ſeyen. Dieweil ſie aber Geiſter ſeyn/ und ge- nannt werden/ ſo moͤchte man nicht ungereimt ſa- gen/ daß ſie aus nichts/ durch Gottes Allmacht/ weren gemacht worden/ gleichwie des Menſchen Seel/ die auch ein unſterblicher Geiſt/ nicht aus ei- ner Elementariſchen Materi, ſondern aus nichts/ von Gott gemacht/ wie aus dem 2. Cap. v. 7. des 1. Buchs Moſis geſchloſſen wird. Aber! was wollen die geringſchaͤtzige Wuͤrmlein/ von den Engliſchen Geiſtern/ reden? Wir glauben/ ſagt Bernhardus/ in ſeiner Predigt/ am Michaelis Feſt/ und halten mit ungezweiffeltem Glauben/ daß ſie durch Goͤttliche Gegenwart/ und An- ſchauen/ ſeelig/ ſich/ ohne Ende/ in den Guͤtern des HErrn freuen/ die das Aug nicht geſehen/ noch das Ohr gehoͤrt/ noch in des Menſchen Hertz kom- men ſeyn. Was ſolte dann der Menſch davon/ mit

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zeiller_centuria02_1659
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zeiller_centuria02_1659/103
Zitationshilfe: Zeiller, Martin: Centuria II. Variarvm Quæstionum. Bd. 2. Ulm, 1659, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zeiller_centuria02_1659/103>, abgerufen am 23.11.2024.