Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zeiller, Martin: Centuria Variarum Quæstionum. Bd. 1. Ulm, 1658.

Bild:
<< vorherige Seite

Die XCI. Frag.
lange Zeit und langwürige Nachforschung/ wie
auch in dem vorgehenden gesagt worden; welches
dann bey so vielen kan. 5. So ist auch die Viel-
heit der Freunden nichts nütz. Dann vielen wol-
len dienen/ schencken und geben/ nicht allein ver-
hinderniß an den eigenen Geschäfften bringet/ son-
und die Zeit hinweg nimbt/ sondern auch den Beu-
tel lehret. 6. Und dann ist solches nicht angenehm.
Dann viel Freunde machen mehr Unlusts/ als Be-
lustigung. Tutte le cose rare s' hanno in gran
prezzo, e care;
das ist: alle Sachen/ wann sie sel-
ten kommen/ werden hoch und werth gehalten. S.
Angelum Mononsium, lib. 3. floris Ital. linguae
n. 202. pag. 139. Joan. Grüger. in Horto virtut.
quaest.
99.

Es wären noch mehrere Fragen/ als 1. Ob
ein Freund sey ein inner- oder äusserliche Guete?
2. Wie eine Freundschafft eine Seel in zweyen Lei-
bern/ und ein Freund der ander Jch seyn könne?
3. Warumb der Freunde entstandener Widerwille
der allerschwereste seye? 4. Ob allezeit nur mit den
Gegenwärtigen/ oder auch mit den Abwesenden
Freundschafft zu machen? 5. Ob ein Freund meh-
rers seinem Freunde/ als ihme selbst/ soll alles gutes
wünschen? 6. Ob man wegen eines Freundes sich
in Todesgefahr begeben solle? 7. Ob man einen
Freund sich unsers Unglücks soll theilhafftig ma-
chen? 8. Wie pflegt eines Freunds Gegenwart
unser Anliegen zu erleichtern? 9. Wie ist zuver-

stehen/

Die XCI. Frag.
lange Zeit und langwuͤrige Nachforſchung/ wie
auch in dem vorgehenden geſagt worden; welches
dann bey ſo vielen kan. 5. So iſt auch die Viel-
heit der Freunden nichts nuͤtz. Dann vielen wol-
len dienen/ ſchencken und geben/ nicht allein ver-
hinderniß an den eigenen Geſchaͤfften bringet/ ſon-
und die Zeit hinweg nimbt/ ſondern auch den Beu-
tel lehret. 6. Und dann iſt ſolches nicht angenehm.
Dann viel Freunde machen mehr Unluſts/ als Be-
luſtigung. Tutte le coſe rare s’ hanno in gran
prezzo, e care;
das iſt: alle Sachen/ wann ſie ſel-
ten kommen/ werden hoch und werth gehalten. S.
Angelum Mononſium, lib. 3. floris Ital. linguæ
n. 202. pag. 139. Joan. Grüger. in Horto virtut.
quæſt.
99.

Es waͤren noch mehrere Fragen/ als 1. Ob
ein Freund ſey ein inner- oder aͤuſſerliche Guete?
2. Wie eine Freundſchafft eine Seel in zweyen Lei-
bern/ und ein Freund der ander Jch ſeyn koͤnne?
3. Warumb der Freunde entſtandener Widerwille
der allerſchwereſte ſeye? 4. Ob allezeit nur mit den
Gegenwaͤrtigen/ oder auch mit den Abweſenden
Freundſchafft zu machen? 5. Ob ein Freund meh-
rers ſeinem Freunde/ als ihme ſelbſt/ ſoll alles gutes
wuͤnſchen? 6. Ob man wegen eines Freundes ſich
in Todesgefahr begeben ſolle? 7. Ob man einen
Freund ſich unſers Ungluͤcks ſoll theilhafftig ma-
chen? 8. Wie pflegt eines Freunds Gegenwart
unſer Anliegen zu erleichtern? 9. Wie iſt zuver-

ſtehen/
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0354" n="338"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">XCI.</hi></hi> Frag.</hi></fw><lb/>
lange Zeit und langwu&#x0364;rige Nachfor&#x017F;chung/ wie<lb/>
auch in dem vorgehenden ge&#x017F;agt worden; welches<lb/>
dann bey &#x017F;o vielen kan. 5. So i&#x017F;t auch die Viel-<lb/>
heit der Freunden nichts nu&#x0364;tz. Dann vielen wol-<lb/>
len dienen/ &#x017F;chencken und geben/ nicht allein ver-<lb/>
hinderniß an den eigenen Ge&#x017F;cha&#x0364;fften bringet/ &#x017F;on-<lb/>
und die Zeit hinweg nimbt/ &#x017F;ondern auch den Beu-<lb/>
tel lehret. 6. Und dann i&#x017F;t &#x017F;olches nicht angenehm.<lb/>
Dann viel Freunde machen mehr Unlu&#x017F;ts/ als Be-<lb/>
lu&#x017F;tigung. <hi rendition="#aq">Tutte le co&#x017F;e rare s&#x2019; hanno in gran<lb/>
prezzo, e care;</hi> das i&#x017F;t: alle Sachen/ wann &#x017F;ie &#x017F;el-<lb/>
ten kommen/ werden hoch und werth gehalten. S.<lb/><hi rendition="#aq">Angelum Monon&#x017F;ium, lib. 3. floris Ital. linguæ<lb/>
n. 202. pag. 139. Joan. Grüger. in Horto virtut.<lb/>
quæ&#x017F;t.</hi> 99.</p><lb/>
        <p>Es wa&#x0364;ren noch mehrere Fragen/ als 1. Ob<lb/>
ein Freund &#x017F;ey ein inner- oder a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erliche Guete?<lb/>
2. Wie eine Freund&#x017F;chafft eine Seel in zweyen Lei-<lb/>
bern/ und ein Freund der ander Jch &#x017F;eyn ko&#x0364;nne?<lb/>
3. Warumb der Freunde ent&#x017F;tandener Widerwille<lb/>
der aller&#x017F;chwere&#x017F;te &#x017F;eye? 4. Ob allezeit nur mit den<lb/>
Gegenwa&#x0364;rtigen/ oder auch mit den Abwe&#x017F;enden<lb/>
Freund&#x017F;chafft zu machen? 5. Ob ein Freund meh-<lb/>
rers &#x017F;einem Freunde/ als ihme &#x017F;elb&#x017F;t/ &#x017F;oll alles gutes<lb/>
wu&#x0364;n&#x017F;chen? 6. Ob man wegen eines Freundes &#x017F;ich<lb/>
in Todesgefahr begeben &#x017F;olle? 7. Ob man einen<lb/>
Freund &#x017F;ich un&#x017F;ers Unglu&#x0364;cks &#x017F;oll theilhafftig ma-<lb/>
chen? 8. Wie pflegt eines Freunds Gegenwart<lb/>
un&#x017F;er Anliegen zu erleichtern? 9. Wie i&#x017F;t zuver-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;tehen/</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[338/0354] Die XCI. Frag. lange Zeit und langwuͤrige Nachforſchung/ wie auch in dem vorgehenden geſagt worden; welches dann bey ſo vielen kan. 5. So iſt auch die Viel- heit der Freunden nichts nuͤtz. Dann vielen wol- len dienen/ ſchencken und geben/ nicht allein ver- hinderniß an den eigenen Geſchaͤfften bringet/ ſon- und die Zeit hinweg nimbt/ ſondern auch den Beu- tel lehret. 6. Und dann iſt ſolches nicht angenehm. Dann viel Freunde machen mehr Unluſts/ als Be- luſtigung. Tutte le coſe rare s’ hanno in gran prezzo, e care; das iſt: alle Sachen/ wann ſie ſel- ten kommen/ werden hoch und werth gehalten. S. Angelum Mononſium, lib. 3. floris Ital. linguæ n. 202. pag. 139. Joan. Grüger. in Horto virtut. quæſt. 99. Es waͤren noch mehrere Fragen/ als 1. Ob ein Freund ſey ein inner- oder aͤuſſerliche Guete? 2. Wie eine Freundſchafft eine Seel in zweyen Lei- bern/ und ein Freund der ander Jch ſeyn koͤnne? 3. Warumb der Freunde entſtandener Widerwille der allerſchwereſte ſeye? 4. Ob allezeit nur mit den Gegenwaͤrtigen/ oder auch mit den Abweſenden Freundſchafft zu machen? 5. Ob ein Freund meh- rers ſeinem Freunde/ als ihme ſelbſt/ ſoll alles gutes wuͤnſchen? 6. Ob man wegen eines Freundes ſich in Todesgefahr begeben ſolle? 7. Ob man einen Freund ſich unſers Ungluͤcks ſoll theilhafftig ma- chen? 8. Wie pflegt eines Freunds Gegenwart unſer Anliegen zu erleichtern? 9. Wie iſt zuver- ſtehen/

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zeiller_centuria01_1658
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zeiller_centuria01_1658/354
Zitationshilfe: Zeiller, Martin: Centuria Variarum Quæstionum. Bd. 1. Ulm, 1658, S. 338. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zeiller_centuria01_1658/354>, abgerufen am 23.11.2024.