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Zeiller, Martin: Centuria Variarum Quæstionum. Bd. 1. Ulm, 1658.

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Die XCI. Frag.
eine gute und beständige Freundschafft erhalten
worden; wiewol solches etwas seltzam ist: gleich
wie auch im Ehestand/ theils junge Weiber/ jener
schönen jungen Grävin von Barby/ die ihren al-
ten Eheherren/ den Herrn Hans Ungnaden/ Frey-
hern/ etc. so inniglich geliebt/ nachgeartet; auch
wol junge Männer/ ihre alte Weiber/ hertzlich ge-
meinet haben/ und es bey denselben nicht geheissen/
Geld ich hab dich lieb.

Was den andern Theil deiner Frag anbelangt/
ob nemlich einer viel Freunde haben solle? So ist
auß den vorgehenden Fragen zu ersehen/ daß einer
in diesem Leben etlicher Freunde vonnöthen habe;
auch die menschliche Schwachheit einen Gehülffen
erfordert. Wieviel aber einer Freunde haben solle?
davon ist kein Gesätz verhanden; Aber/ das findet
sich wol/ daß wie einer nicht ohne Freund seyn/ also
auch derselben nicht zuviel haben solle; wie auch im
vorgehenden Ursachen angedeutet worden. Jn
dem Ehestand, so die aller beständigste Freundschaft
seyn solle/ befinden sich nur zwo Personen/ dieweil
die eheliche Lieb in mehrere nicht kan getheilet wer-
den: also kan auch die höchste Liebe zwischen vielen
nicht vollkommenlich seyn. 2. Jn einer auffrech-
ten Freundschafft muß einer dem andern gar wohl
gefallen; wie will aber einer vielen zugleich/ und
gleicher weise gefallen? 3. Die wahre Freundschaft
ist nur zwischeu den Frommen; deren aber seyn we-
nig. 4. Eine rechte Freundschafft erfordert eine

lange
Y

Die XCI. Frag.
eine gute und beſtaͤndige Freundſchafft erhalten
worden; wiewol ſolches etwas ſeltzam iſt: gleich
wie auch im Eheſtand/ theils junge Weiber/ jener
ſchoͤnen jungen Graͤvin von Barby/ die ihren al-
ten Eheherren/ den Herrn Hans Ungnaden/ Frey-
hern/ ꝛc. ſo inniglich geliebt/ nachgeartet; auch
wol junge Maͤnner/ ihre alte Weiber/ hertzlich ge-
meinet haben/ und es bey denſelben nicht geheiſſen/
Geld ich hab dich lieb.

Was den andern Theil deiner Frag anbelangt/
ob nemlich einer viel Freunde haben ſolle? So iſt
auß den vorgehenden Fragen zu erſehen/ daß einer
in dieſem Leben etlicher Freunde vonnoͤthen habe;
auch die menſchliche Schwachheit einen Gehuͤlffen
erfordert. Wieviel aber einer Freunde haben ſolle?
davon iſt kein Geſaͤtz verhanden; Aber/ das findet
ſich wol/ daß wie einer nicht ohne Freund ſeyn/ alſo
auch derſelben nicht zuviel haben ſolle; wie auch im
vorgehenden Urſachen angedeutet worden. Jn
dem Eheſtand, ſo die aller beſtaͤndigſte Freundſchaft
ſeyn ſolle/ befinden ſich nur zwo Perſonen/ dieweil
die eheliche Lieb in mehrere nicht kan getheilet wer-
den: alſo kan auch die hoͤchſte Liebe zwiſchen vielen
nicht vollkommenlich ſeyn. 2. Jn einer auffrech-
ten Freundſchafft muß einer dem andern gar wohl
gefallen; wie will aber einer vielen zugleich/ und
gleicher weiſe gefallen? 3. Die wahre Freundſchaft
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nig. 4. Eine rechte Freundſchafft erfordert eine

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[337/0353] Die XCI. Frag. eine gute und beſtaͤndige Freundſchafft erhalten worden; wiewol ſolches etwas ſeltzam iſt: gleich wie auch im Eheſtand/ theils junge Weiber/ jener ſchoͤnen jungen Graͤvin von Barby/ die ihren al- ten Eheherren/ den Herrn Hans Ungnaden/ Frey- hern/ ꝛc. ſo inniglich geliebt/ nachgeartet; auch wol junge Maͤnner/ ihre alte Weiber/ hertzlich ge- meinet haben/ und es bey denſelben nicht geheiſſen/ Geld ich hab dich lieb. Was den andern Theil deiner Frag anbelangt/ ob nemlich einer viel Freunde haben ſolle? So iſt auß den vorgehenden Fragen zu erſehen/ daß einer in dieſem Leben etlicher Freunde vonnoͤthen habe; auch die menſchliche Schwachheit einen Gehuͤlffen erfordert. Wieviel aber einer Freunde haben ſolle? davon iſt kein Geſaͤtz verhanden; Aber/ das findet ſich wol/ daß wie einer nicht ohne Freund ſeyn/ alſo auch derſelben nicht zuviel haben ſolle; wie auch im vorgehenden Urſachen angedeutet worden. Jn dem Eheſtand, ſo die aller beſtaͤndigſte Freundſchaft ſeyn ſolle/ befinden ſich nur zwo Perſonen/ dieweil die eheliche Lieb in mehrere nicht kan getheilet wer- den: alſo kan auch die hoͤchſte Liebe zwiſchen vielen nicht vollkommenlich ſeyn. 2. Jn einer auffrech- ten Freundſchafft muß einer dem andern gar wohl gefallen; wie will aber einer vielen zugleich/ und gleicher weiſe gefallen? 3. Die wahre Freundſchaft iſt nur zwiſcheu den Frommen; deren aber ſeyn we- nig. 4. Eine rechte Freundſchafft erfordert eine lange Y

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Zitationshilfe: Zeiller, Martin: Centuria Variarum Quæstionum. Bd. 1. Ulm, 1658, S. 337. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zeiller_centuria01_1658/353>, abgerufen am 27.04.2024.