Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 6. [Braunschweig], [1764].

Bild:
<< vorherige Seite

Das verlohrne Paradies.
Jch im Falle mit ihnen zugleich. Zur selbigen Zeit ward
Dieser mächtige Schlüssel in meine Hände gegeben,
Mit dem Befehl, die Pforten der Hölle, die niemand
hindurchgeht,

Wenn ich sie nicht geöfnet vorher, verschlossen zu halten.
Jn Gedanken versenkt, saß ich hier einsam; doch fühlt
ich

Jn dem Leibe, befruchtet von dir, und ietzund im Um-
fang

Sehr gewachsen, ein schreckliches Bewegen, und schmerz-
liche Wehen,

Die mich faßten. Zuletzt brach diese verhaßte Geburt sich,
Die du hier siehst, dein eigener Saame, gewaltsam
den Ausgang

Durch mein Jnnres hindurch; von Furcht, und
Schmerzen, und Quaalen,

Ward es verzerrt, und mein unterer Leib verwandelt.
Doch Er hier,

Mein

Das verlohrne Paradies.
Jch im Falle mit ihnen zugleich. Zur ſelbigen Zeit ward
Dieſer maͤchtige Schluͤſſel in meine Haͤnde gegeben,
Mit dem Befehl, die Pforten der Hoͤlle, die niemand
hindurchgeht,

Wenn ich ſie nicht geoͤfnet vorher, verſchloſſen zu halten.
Jn Gedanken verſenkt, ſaß ich hier einſam; doch fuͤhlt
ich

Jn dem Leibe, befruchtet von dir, und ietzund im Um-
fang

Sehr gewachſen, ein ſchreckliches Bewegen, und ſchmerz-
liche Wehen,

Die mich faßten. Zuletzt brach dieſe verhaßte Geburt ſich,
Die du hier ſiehſt, dein eigener Saame, gewaltſam
den Ausgang

Durch mein Jnnres hindurch; von Furcht, und
Schmerzen, und Quaalen,

Ward es verzerrt, und mein unterer Leib verwandelt.
Doch Er hier,

Mein
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg>
          <pb facs="#f0196" n="196"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Das verlohrne Paradies.</hi> </fw><lb/>
          <l>Jch im Falle mit ihnen zugleich. Zur &#x017F;elbigen Zeit ward</l><lb/>
          <l>Die&#x017F;er ma&#x0364;chtige Schlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;el in meine Ha&#x0364;nde gegeben,</l><lb/>
          <l>Mit dem Befehl, die Pforten der Ho&#x0364;lle, die niemand<lb/><hi rendition="#et">hindurchgeht,</hi></l><lb/>
          <l>Wenn ich &#x017F;ie nicht geo&#x0364;fnet vorher, ver&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en zu halten.</l><lb/>
          <l>Jn Gedanken ver&#x017F;enkt, &#x017F;aß ich hier ein&#x017F;am; doch fu&#x0364;hlt<lb/><hi rendition="#et">ich</hi></l><lb/>
          <l>Jn dem Leibe, befruchtet von dir, und ietzund im Um-<lb/><hi rendition="#et">fang</hi></l><lb/>
          <l>Sehr gewach&#x017F;en, ein &#x017F;chreckliches Bewegen, und &#x017F;chmerz-<lb/><hi rendition="#et">liche Wehen,</hi></l><lb/>
          <l>Die mich faßten. Zuletzt brach die&#x017F;e verhaßte Geburt &#x017F;ich,</l><lb/>
          <l>Die du hier &#x017F;ieh&#x017F;t, dein eigener Saame, gewalt&#x017F;am<lb/><hi rendition="#et">den Ausgang</hi></l><lb/>
          <l>Durch mein Jnnres hindurch; von Furcht, und<lb/><hi rendition="#et">Schmerzen, und Quaalen,</hi></l><lb/>
          <l>Ward es verzerrt, und mein unterer Leib verwandelt.<lb/><hi rendition="#et">Doch Er hier,</hi></l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Mein</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[196/0196] Das verlohrne Paradies. Jch im Falle mit ihnen zugleich. Zur ſelbigen Zeit ward Dieſer maͤchtige Schluͤſſel in meine Haͤnde gegeben, Mit dem Befehl, die Pforten der Hoͤlle, die niemand hindurchgeht, Wenn ich ſie nicht geoͤfnet vorher, verſchloſſen zu halten. Jn Gedanken verſenkt, ſaß ich hier einſam; doch fuͤhlt ich Jn dem Leibe, befruchtet von dir, und ietzund im Um- fang Sehr gewachſen, ein ſchreckliches Bewegen, und ſchmerz- liche Wehen, Die mich faßten. Zuletzt brach dieſe verhaßte Geburt ſich, Die du hier ſiehſt, dein eigener Saame, gewaltſam den Ausgang Durch mein Jnnres hindurch; von Furcht, und Schmerzen, und Quaalen, Ward es verzerrt, und mein unterer Leib verwandelt. Doch Er hier, Mein

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften06_1764
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften06_1764/196
Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 6. [Braunschweig], [1764], S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften06_1764/196>, abgerufen am 07.05.2024.