Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 6. [Braunschweig], [1764].Erster Gesang. Deine Hülfe herab, der mit nicht gewöhnlichemFluge, Ueber den hohen Aonischen Berge) zu steigen ge- denket, Und die geheiligte Spur von grossen Dingen ver- folget, Die sonst niemand vor mir in Prosa noch Reimenf) versucht hat. Und du besonders, o Geistg), du Schöpfer erhabner Gedanken, Der e) Die Gebirge von Böotien, welches vor Alters Ao- nien g[en]annt wurde, waren der Sitz der Musen; obgleich diese Gegend auch sonst, ich weis nicht durch was für ein Schicksal, wegen der Dummheit ihrer Einwohner berühmt war. N. f) Milton versteht hier, unter Reimen, Verse über- haupt. Verse ohne ein Beywort schien ihm vermuth- lich nicht edel genug. Ariosto sagt beynahe mit den nämlichen Worten: Cosa, non detta in prosa mai, ne in rima. Eine Sache, die niemals in Prosa, noch Rei- men, gesagt war. Pearce. g) Milton konnte zu seinem Werke gar wohl den heili-
gen Geist anrufen, da nach Jacobi I. 17. alle gute und Erſter Geſang. Deine Huͤlfe herab, der mit nicht gewoͤhnlichemFluge, Ueber den hohen Aoniſchen Berge) zu ſteigen ge- denket, Und die geheiligte Spur von groſſen Dingen ver- folget, Die ſonſt niemand vor mir in Proſa noch Reimenf) verſucht hat. Und du beſonders, o Geiſtg), du Schoͤpfer erhabner Gedanken, Der e) Die Gebirge von Boͤotien, welches vor Alters Ao- nien g[en]annt wurde, waren der Sitz der Muſen; obgleich dieſe Gegend auch ſonſt, ich weis nicht durch was fuͤr ein Schickſal, wegen der Dummheit ihrer Einwohner beruͤhmt war. N. f) Milton verſteht hier, unter Reimen, Verſe uͤber- haupt. Verſe ohne ein Beywort ſchien ihm vermuth- lich nicht edel genug. Arioſto ſagt beynahe mit den naͤmlichen Worten: Coſa, non detta in proſa mai, ne in rima. Eine Sache, die niemals in Proſa, noch Rei- men, geſagt war. Pearce. g) Milton konnte zu ſeinem Werke gar wohl den heili-
gen Geiſt anrufen, da nach Jacobi I. 17. alle gute und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg> <pb facs="#f0011" n="11"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Erſter Geſang.</hi> </fw><lb/> <l>Deine Huͤlfe herab, der mit nicht gewoͤhnlichem<lb/><hi rendition="#et">Fluge,</hi></l><lb/> <l>Ueber den hohen Aoniſchen Berg<note place="foot" n="e)">Die Gebirge von Boͤotien, welches vor Alters Ao-<lb/> nien g<supplied>en</supplied>annt wurde, waren der Sitz der Muſen;<lb/> obgleich dieſe Gegend auch ſonſt, ich weis nicht durch<lb/> was fuͤr ein Schickſal, wegen der Dummheit ihrer<lb/> Einwohner beruͤhmt war. <hi rendition="#fr">N.</hi></note> zu ſteigen ge-<lb/><hi rendition="#et">denket,</hi></l><lb/> <l>Und die geheiligte Spur von groſſen Dingen ver-<lb/><hi rendition="#et">folget,</hi></l><lb/> <l>Die ſonſt niemand vor mir in Proſa noch Reimen<note place="foot" n="f)">Milton verſteht hier, unter Reimen, Verſe uͤber-<lb/> haupt. Verſe ohne ein Beywort ſchien ihm vermuth-<lb/> lich nicht edel genug. <hi rendition="#aq">Arioſto</hi> ſagt beynahe mit den<lb/> naͤmlichen Worten:<lb/><hi rendition="#et"><hi rendition="#aq">Coſa, non detta in <hi rendition="#i">proſa</hi> mai, ne in <hi rendition="#i">rima.</hi></hi><lb/> Eine Sache, die niemals <hi rendition="#fr">in Proſa,</hi> noch <hi rendition="#fr">Rei-<lb/> men,</hi> geſagt war. <hi rendition="#fr">Pearce.</hi></hi></note><lb/><hi rendition="#et">verſucht hat.</hi></l> </lg><lb/> <lg> <l>Und du beſonders, o Geiſt<note xml:id="f01" next="#f02" place="foot" n="g)">Milton konnte zu ſeinem Werke gar wohl den heili-<lb/> gen Geiſt anrufen, da nach Jacobi <hi rendition="#aq">I.</hi> 17. <hi rendition="#fr">alle gute</hi><lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">und</hi></fw></note>, du Schoͤpfer<lb/><hi rendition="#et">erhabner Gedanken,</hi></l><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Der</fw><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [11/0011]
Erſter Geſang.
Deine Huͤlfe herab, der mit nicht gewoͤhnlichem
Fluge,
Ueber den hohen Aoniſchen Berg e) zu ſteigen ge-
denket,
Und die geheiligte Spur von groſſen Dingen ver-
folget,
Die ſonſt niemand vor mir in Proſa noch Reimen f)
verſucht hat.
Und du beſonders, o Geiſt g), du Schoͤpfer
erhabner Gedanken,
Der
e) Die Gebirge von Boͤotien, welches vor Alters Ao-
nien genannt wurde, waren der Sitz der Muſen;
obgleich dieſe Gegend auch ſonſt, ich weis nicht durch
was fuͤr ein Schickſal, wegen der Dummheit ihrer
Einwohner beruͤhmt war. N.
f) Milton verſteht hier, unter Reimen, Verſe uͤber-
haupt. Verſe ohne ein Beywort ſchien ihm vermuth-
lich nicht edel genug. Arioſto ſagt beynahe mit den
naͤmlichen Worten:
Coſa, non detta in proſa mai, ne in rima.
Eine Sache, die niemals in Proſa, noch Rei-
men, geſagt war. Pearce.
g) Milton konnte zu ſeinem Werke gar wohl den heili-
gen Geiſt anrufen, da nach Jacobi I. 17. alle gute
und
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften06_1764 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften06_1764/11 |
Zitationshilfe: | Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 6. [Braunschweig], [1764], S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften06_1764/11>, abgerufen am 17.07.2024. |