Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 5. [Braunschweig], [1764].

Bild:
<< vorherige Seite
Vierter Gesang.
Jhre Schätze verrosten nicht unter dem Riegel, sie
braucht sie,

Und sie gehören den Armen. Sie sah ein bescheidenes
Mädchen

Jung und schön. Es stand in Gefahr, in bitterer
Armuth,

Einem Verführer zur Beute zu werden, da nahm sie
es liebreich

Jn ihr Haus auf zur Tochter, und gab sie mit reichen
Geschenken

Einem redlichen Mann, der ihr nun ewig sein Glück
dankt.

Sie forscht nach dem bescheidneren Elend, das tiefer in
Nöthen

Unbekannt traurt, im Kummer verschmachtet; sie weiß
es zu finden,

Und entreißt es der Schande des Bettelns. Der feu-
rige Dank weiß

Seine Wohlthäterin nicht, sie thats verborgen und
edel.

Also krönt sie ihr Leben mit edelmüthigen Thaten.
Jn
Vierter Geſang.
Jhre Schaͤtze verroſten nicht unter dem Riegel, ſie
braucht ſie,

Und ſie gehoͤren den Armen. Sie ſah ein beſcheidenes
Maͤdchen

Jung und ſchoͤn. Es ſtand in Gefahr, in bitterer
Armuth,

Einem Verfuͤhrer zur Beute zu werden, da nahm ſie
es liebreich

Jn ihr Haus auf zur Tochter, und gab ſie mit reichen
Geſchenken

Einem redlichen Mann, der ihr nun ewig ſein Gluͤck
dankt.

Sie forſcht nach dem beſcheidneren Elend, das tiefer in
Noͤthen

Unbekannt traurt, im Kummer verſchmachtet; ſie weiß
es zu finden,

Und entreißt es der Schande des Bettelns. Der feu-
rige Dank weiß

Seine Wohlthaͤterin nicht, ſie thats verborgen und
edel.

Alſo kroͤnt ſie ihr Leben mit edelmuͤthigen Thaten.
Jn
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0067" n="45"/>
          <fw place="top" type="header">Vierter Ge&#x017F;ang.</fw><lb/>
          <l>Jhre Scha&#x0364;tze verro&#x017F;ten nicht unter dem Riegel, &#x017F;ie<lb/><hi rendition="#et">braucht &#x017F;ie,</hi></l><lb/>
          <l>Und &#x017F;ie geho&#x0364;ren den Armen. Sie &#x017F;ah ein be&#x017F;cheidenes<lb/><hi rendition="#et">Ma&#x0364;dchen</hi></l><lb/>
          <l>Jung und &#x017F;cho&#x0364;n. Es &#x017F;tand in Gefahr, in bitterer<lb/><hi rendition="#et">Armuth,</hi></l><lb/>
          <l>Einem Verfu&#x0364;hrer zur Beute zu werden, da nahm &#x017F;ie<lb/><hi rendition="#et">es liebreich</hi></l><lb/>
          <l>Jn ihr Haus auf zur Tochter, und gab &#x017F;ie mit reichen<lb/><hi rendition="#et">Ge&#x017F;chenken</hi></l><lb/>
          <l>Einem redlichen Mann, der ihr nun ewig &#x017F;ein Glu&#x0364;ck<lb/><hi rendition="#et">dankt.</hi></l><lb/>
          <l>Sie for&#x017F;cht nach dem be&#x017F;cheidneren Elend, das tiefer in<lb/><hi rendition="#et">No&#x0364;then</hi></l><lb/>
          <l>Unbekannt traurt, im Kummer ver&#x017F;chmachtet; &#x017F;ie weiß<lb/><hi rendition="#et">es zu finden,</hi></l><lb/>
          <l>Und entreißt es der Schande des Bettelns. Der feu-<lb/><hi rendition="#et">rige Dank weiß</hi></l><lb/>
          <l>Seine Wohltha&#x0364;terin nicht, &#x017F;ie thats verborgen und<lb/><hi rendition="#et">edel.</hi></l><lb/>
          <l>Al&#x017F;o kro&#x0364;nt &#x017F;ie ihr Leben mit edelmu&#x0364;thigen Thaten.</l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Jn</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[45/0067] Vierter Geſang. Jhre Schaͤtze verroſten nicht unter dem Riegel, ſie braucht ſie, Und ſie gehoͤren den Armen. Sie ſah ein beſcheidenes Maͤdchen Jung und ſchoͤn. Es ſtand in Gefahr, in bitterer Armuth, Einem Verfuͤhrer zur Beute zu werden, da nahm ſie es liebreich Jn ihr Haus auf zur Tochter, und gab ſie mit reichen Geſchenken Einem redlichen Mann, der ihr nun ewig ſein Gluͤck dankt. Sie forſcht nach dem beſcheidneren Elend, das tiefer in Noͤthen Unbekannt traurt, im Kummer verſchmachtet; ſie weiß es zu finden, Und entreißt es der Schande des Bettelns. Der feu- rige Dank weiß Seine Wohlthaͤterin nicht, ſie thats verborgen und edel. Alſo kroͤnt ſie ihr Leben mit edelmuͤthigen Thaten. Jn

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften05_1764
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften05_1764/67
Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 5. [Braunschweig], [1764], S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften05_1764/67>, abgerufen am 21.11.2024.