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Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 5. [Braunschweig], [1764].

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Vierter Gesang.
Trauert noch immer geheim um den Mann. Entfernt
vom Getümmel,

Und dem wilden Geräusche der Welt, verhüllt sie ihr
Leben

Vor dem Schwarme der thörichten Freuden, vor leerer
Gesellschaft,

Und der Eitelkeit scheckigtem Zug. Nie hat sie der Tadel
An dem Spieltisch gesehn, und unter den nächtlichen
Reigen,

Wo so viel verblühte Gesichter ihr Alter entehren.
Still und einsam lebt sie dahin. Die würdigen Töchter
Hat sie schon lang an Männer gegeben, und lange schon
Enkel

Von den Söhnen gesehn. Jhr reiches gesegnetes Haus
liegt

Tief in glücklicher Ruhe vergraben. Die heilige
Schmähsucht

Betender Furien murmelt nie drinn; auch schallt nie
die Stimme

Pra-
D 5
Vierter Geſang.
Trauert noch immer geheim um den Mann. Entfernt
vom Getuͤmmel,

Und dem wilden Geraͤuſche der Welt, verhuͤllt ſie ihr
Leben

Vor dem Schwarme der thoͤrichten Freuden, vor leerer
Geſellſchaft,

Und der Eitelkeit ſcheckigtem Zug. Nie hat ſie der Tadel
An dem Spieltiſch geſehn, und unter den naͤchtlichen
Reigen,

Wo ſo viel verbluͤhte Geſichter ihr Alter entehren.
Still und einſam lebt ſie dahin. Die wuͤrdigen Toͤchter
Hat ſie ſchon lang an Maͤnner gegeben, und lange ſchon
Enkel

Von den Soͤhnen geſehn. Jhr reiches geſegnetes Haus
liegt

Tief in gluͤcklicher Ruhe vergraben. Die heilige
Schmaͤhſucht

Betender Furien murmelt nie drinn; auch ſchallt nie
die Stimme

Pra-
D 5
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[41/0063] Vierter Geſang. Trauert noch immer geheim um den Mann. Entfernt vom Getuͤmmel, Und dem wilden Geraͤuſche der Welt, verhuͤllt ſie ihr Leben Vor dem Schwarme der thoͤrichten Freuden, vor leerer Geſellſchaft, Und der Eitelkeit ſcheckigtem Zug. Nie hat ſie der Tadel An dem Spieltiſch geſehn, und unter den naͤchtlichen Reigen, Wo ſo viel verbluͤhte Geſichter ihr Alter entehren. Still und einſam lebt ſie dahin. Die wuͤrdigen Toͤchter Hat ſie ſchon lang an Maͤnner gegeben, und lange ſchon Enkel Von den Soͤhnen geſehn. Jhr reiches geſegnetes Haus liegt Tief in gluͤcklicher Ruhe vergraben. Die heilige Schmaͤhſucht Betender Furien murmelt nie drinn; auch ſchallt nie die Stimme Pra- D 5

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Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 5. [Braunschweig], [1764], S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften05_1764/63>, abgerufen am 27.04.2024.