Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 5. [Braunschweig], [1764].Das Mädchen. Liebliches Mädchen! nahe dich mir! -- Wiegleicht sie der Mutter Mit dem feinsten Gesicht! Jhr braunes offenes Auge Lächelt schon Sieg. Schon glühen die Lippen in höherem Purpur, Und zerstreuete Rosen bedecken die zärtlichen Wan- gen. Aber noch warten des gelblichten Haars sanftwallen- de Locken Auf die siegende Farbe der Nacht, die künftig die Schönheit Jhres blendenden Halses erhöht. Es flattert im Winde, Wenn sie mit kleinen geflügelten Füssen die Mutter ereilet, An das lange Gewand sich hängt, und stammelt, und schmeichelt, Bis ihr die Mutter zurückegefolgt. Jetzt setzt sie die Puppe Vor den Theetisch, und wartet ihr auf. Mit klei- nen Gesprächen Unterhält sie sie lange, die Antwort erwartend, und weinet Ueber
Das Maͤdchen. Liebliches Maͤdchen! nahe dich mir! — Wiegleicht ſie der Mutter Mit dem feinſten Geſicht! Jhr braunes offenes Auge Laͤchelt ſchon Sieg. Schon gluͤhen die Lippen in hoͤherem Purpur, Und zerſtreuete Roſen bedecken die zaͤrtlichen Wan- gen. Aber noch warten des gelblichten Haars ſanftwallen- de Locken Auf die ſiegende Farbe der Nacht, die kuͤnftig die Schoͤnheit Jhres blendenden Halſes erhoͤht. Es flattert im Winde, Wenn ſie mit kleinen gefluͤgelten Fuͤſſen die Mutter ereilet, An das lange Gewand ſich haͤngt, und ſtammelt, und ſchmeichelt, Bis ihr die Mutter zuruͤckegefolgt. Jetzt ſetzt ſie die Puppe Vor den Theetiſch, und wartet ihr auf. Mit klei- nen Geſpraͤchen Unterhaͤlt ſie ſie lange, die Antwort erwartend, und weinet Ueber
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Das Maͤdchen.
Liebliches Maͤdchen! nahe dich mir! — Wie
gleicht ſie der Mutter
Mit dem feinſten Geſicht! Jhr braunes offenes
Auge
Laͤchelt ſchon Sieg. Schon gluͤhen die Lippen in
hoͤherem Purpur,
Und zerſtreuete Roſen bedecken die zaͤrtlichen Wan-
gen.
Aber noch warten des gelblichten Haars ſanftwallen-
de Locken
Auf die ſiegende Farbe der Nacht, die kuͤnftig die
Schoͤnheit
Jhres blendenden Halſes erhoͤht. Es flattert im
Winde,
Wenn ſie mit kleinen gefluͤgelten Fuͤſſen die Mutter
ereilet,
An das lange Gewand ſich haͤngt, und ſtammelt,
und ſchmeichelt,
Bis ihr die Mutter zuruͤckegefolgt. Jetzt ſetzt ſie
die Puppe
Vor den Theetiſch, und wartet ihr auf. Mit klei-
nen Geſpraͤchen
Unterhaͤlt ſie ſie lange, die Antwort erwartend,
und weinet
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