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Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 4. [Braunschweig], [1764].

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Der Mittag.
Also wird dir der schwülere Sommer des Tages
verschwinden,

Jn unschuldigen Freuden auf tausend Arten verändert.
Setze dich bald zum rieselnden Quell, der unter dem
Felsen,

Von bejahrten Eichen umhüllt, stets murmelnd her-
vorbricht;

Oder folge dem silbernen Bach, so wie er sich krüm-
mend

Durch das Thal schleicht, bis er zuletzt zum stehenden
See wird.

Oder ergötzen dich grössere Scenen von weiterer Aus-
sicht,

So besuche den Strom, der auf dem schwellenden Rü-
cken

Schiffe duldet, und Völker beglückt durch Segen der
Handlung.

So sah ich den schlängelnden Rhein, durch blühende Läu-
der,

Seinen ändernden Lauf nach Belgiens Küsten verfol-
gen.

Und so wälzt in trägerem Lauf der mächtige Mayn sich
Trüb und leimicht zum Rhein, und grüßt die vollen
Provinzen,

Welche Bacchus und Ceres mit ihren Schätzen berei-
chern.

So
Der Mittag.
Alſo wird dir der ſchwuͤlere Sommer des Tages
verſchwinden,

Jn unſchuldigen Freuden auf tauſend Arten veraͤndert.
Setze dich bald zum rieſelnden Quell, der unter dem
Felſen,

Von bejahrten Eichen umhuͤllt, ſtets murmelnd her-
vorbricht;

Oder folge dem ſilbernen Bach, ſo wie er ſich kruͤm-
mend

Durch das Thal ſchleicht, bis er zuletzt zum ſtehenden
See wird.

Oder ergoͤtzen dich groͤſſere Scenen von weiterer Aus-
ſicht,

So beſuche den Strom, der auf dem ſchwellenden Ruͤ-
cken

Schiffe duldet, und Voͤlker begluͤckt durch Segen der
Handlung.

So ſah ich den ſchlaͤngelnden Rhein, durch bluͤhende Laͤu-
der,

Seinen aͤndernden Lauf nach Belgiens Kuͤſten verfol-
gen.

Und ſo waͤlzt in traͤgerem Lauf der maͤchtige Mayn ſich
Truͤb und leimicht zum Rhein, und gruͤßt die vollen
Provinzen,

Welche Bacchus und Ceres mit ihren Schaͤtzen berei-
chern.

So
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[82/0090] Der Mittag. Alſo wird dir der ſchwuͤlere Sommer des Tages verſchwinden, Jn unſchuldigen Freuden auf tauſend Arten veraͤndert. Setze dich bald zum rieſelnden Quell, der unter dem Felſen, Von bejahrten Eichen umhuͤllt, ſtets murmelnd her- vorbricht; Oder folge dem ſilbernen Bach, ſo wie er ſich kruͤm- mend Durch das Thal ſchleicht, bis er zuletzt zum ſtehenden See wird. Oder ergoͤtzen dich groͤſſere Scenen von weiterer Aus- ſicht, So beſuche den Strom, der auf dem ſchwellenden Ruͤ- cken Schiffe duldet, und Voͤlker begluͤckt durch Segen der Handlung. So ſah ich den ſchlaͤngelnden Rhein, durch bluͤhende Laͤu- der, Seinen aͤndernden Lauf nach Belgiens Kuͤſten verfol- gen. Und ſo waͤlzt in traͤgerem Lauf der maͤchtige Mayn ſich Truͤb und leimicht zum Rhein, und gruͤßt die vollen Provinzen, Welche Bacchus und Ceres mit ihren Schaͤtzen berei- chern. So

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Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 4. [Braunschweig], [1764], S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften04_1764/90>, abgerufen am 21.11.2024.