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Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 4. [Braunschweig], [1764].

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Der Mittag.
Jetzo setzen sie sich zur wohlgeordneten Tafel;
Freude würzet das Mahl; und unter edlen Gesprächen
Eilen die Stunden davon. Auch fehlt der gesellige
Scherz nicht,

Und es rauscht nicht umsonst in rosenbekränzete Becher
Deutscher Nektar vom Rhein, und Saft der burgun-
dischen Traude.

Mancher fröliche Reim geht um die muntere Tafel;
Oder ein holder Gesang von Hagedorns mächtiger Leyer
Schallt von lieblichen Lippen, und reitzt die Ohren
der Kenner.

Dann ergreift die heilige Gluth den Busen des Dich-
ters,

Der dem bescheidnen Gesuch des edlen Beschützers ge-
horchet,

Und die Leyer ergreift. Bald singt er Liebender Kla-
gen

Jn die Saiten; bald fließt mit mehr erhabenen Tönen
Das harmonische Lob der Tugend. So erndtet er
reichlich

Beyfall und Ruhm. Drauf wandelt er fort im dich-
trischen Tiefsinn

Jn den einsamen Hain zu dunkeln geheiligten Schatten,

Wo

Der Mittag.
Jetzo ſetzen ſie ſich zur wohlgeordneten Tafel;
Freude wuͤrzet das Mahl; und unter edlen Geſpraͤchen
Eilen die Stunden davon. Auch fehlt der geſellige
Scherz nicht,

Und es rauſcht nicht umſonſt in roſenbekraͤnzete Becher
Deutſcher Nektar vom Rhein, und Saft der burgun-
diſchen Traude.

Mancher froͤliche Reim geht um die muntere Tafel;
Oder ein holder Geſang von Hagedorns maͤchtiger Leyer
Schallt von lieblichen Lippen, und reitzt die Ohren
der Kenner.

Dann ergreift die heilige Gluth den Buſen des Dich-
ters,

Der dem beſcheidnen Geſuch des edlen Beſchuͤtzers ge-
horchet,

Und die Leyer ergreift. Bald ſingt er Liebender Kla-
gen

Jn die Saiten; bald fließt mit mehr erhabenen Toͤnen
Das harmoniſche Lob der Tugend. So erndtet er
reichlich

Beyfall und Ruhm. Drauf wandelt er fort im dich-
triſchen Tiefſinn

Jn den einſamen Hain zu dunkeln geheiligten Schatten,

Wo
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[64/0072] Der Mittag. Jetzo ſetzen ſie ſich zur wohlgeordneten Tafel; Freude wuͤrzet das Mahl; und unter edlen Geſpraͤchen Eilen die Stunden davon. Auch fehlt der geſellige Scherz nicht, Und es rauſcht nicht umſonſt in roſenbekraͤnzete Becher Deutſcher Nektar vom Rhein, und Saft der burgun- diſchen Traude. Mancher froͤliche Reim geht um die muntere Tafel; Oder ein holder Geſang von Hagedorns maͤchtiger Leyer Schallt von lieblichen Lippen, und reitzt die Ohren der Kenner. Dann ergreift die heilige Gluth den Buſen des Dich- ters, Der dem beſcheidnen Geſuch des edlen Beſchuͤtzers ge- horchet, Und die Leyer ergreift. Bald ſingt er Liebender Kla- gen Jn die Saiten; bald fließt mit mehr erhabenen Toͤnen Das harmoniſche Lob der Tugend. So erndtet er reichlich Beyfall und Ruhm. Drauf wandelt er fort im dich- triſchen Tiefſinn Jn den einſamen Hain zu dunkeln geheiligten Schatten, Wo

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Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 4. [Braunschweig], [1764], S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften04_1764/72>, abgerufen am 17.05.2024.