Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 4. [Braunschweig], [1764].Der Morgen. Mich so oft Erquickung gelabt! -- o sey mir gegrüsset,Mutter Natur! du gehörest mir zu; wohin ich nur blicke, Seh ich Wälder und Fluren für mich. Sie sollen umsonst nicht Mich einladen; ich will oft darin mit mächtger Begei- strung Mich erheben zu Jhm, der dich so herrlich geschaffen, Dich für mich auch erschuf; und will im Feuer des Dankes Oft die Leyer ergreifen, und seine Wunder erheben. Die ihr noch den lachenden Morgen des glückli- chen Lebens Jn unschuldigen Jahren genießt, in welchem die Sorge, Oder ein drückendes Amt noch nicht die Musen ver- scheuchet; Jünglinge, laßt nicht umsonst die heitern Stunden entfliehen, Und bemüht euch, das frische Gedächtniß durch Schätze der Weisheit, Und das fühlende Herz zu wahrer Tugend zu bilden; Daß der erhöhtere Geist sich zu Gedanken gewöhne, Würdig der edlen Menschheit und eurer wahren Be- stimmung. Millio-
Der Morgen. Mich ſo oft Erquickung gelabt! — o ſey mir gegruͤſſet,Mutter Natur! du gehoͤreſt mir zu; wohin ich nur blicke, Seh ich Waͤlder und Fluren fuͤr mich. Sie ſollen umſonſt nicht Mich einladen; ich will oft darin mit maͤchtger Begei- ſtrung Mich erheben zu Jhm, der dich ſo herrlich geſchaffen, Dich fuͤr mich auch erſchuf; und will im Feuer des Dankes Oft die Leyer ergreifen, und ſeine Wunder erheben. Die ihr noch den lachenden Morgen des gluͤckli- chen Lebens Jn unſchuldigen Jahren genießt, in welchem die Sorge, Oder ein druͤckendes Amt noch nicht die Muſen ver- ſcheuchet; Juͤnglinge, laßt nicht umſonſt die heitern Stunden entfliehen, Und bemuͤht euch, das friſche Gedaͤchtniß durch Schaͤtze der Weisheit, Und das fuͤhlende Herz zu wahrer Tugend zu bilden; Daß der erhoͤhtere Geiſt ſich zu Gedanken gewoͤhne, Wuͤrdig der edlen Menſchheit und eurer wahren Be- ſtimmung. Millio-
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Der Morgen.
Mich ſo oft Erquickung gelabt! — o ſey mir gegruͤſſet,
Mutter Natur! du gehoͤreſt mir zu; wohin ich nur
blicke,
Seh ich Waͤlder und Fluren fuͤr mich. Sie ſollen
umſonſt nicht
Mich einladen; ich will oft darin mit maͤchtger Begei-
ſtrung
Mich erheben zu Jhm, der dich ſo herrlich geſchaffen,
Dich fuͤr mich auch erſchuf; und will im Feuer des
Dankes
Oft die Leyer ergreifen, und ſeine Wunder erheben.
Die ihr noch den lachenden Morgen des gluͤckli-
chen Lebens
Jn unſchuldigen Jahren genießt, in welchem die Sorge,
Oder ein druͤckendes Amt noch nicht die Muſen ver-
ſcheuchet;
Juͤnglinge, laßt nicht umſonſt die heitern Stunden
entfliehen,
Und bemuͤht euch, das friſche Gedaͤchtniß durch Schaͤtze
der Weisheit,
Und das fuͤhlende Herz zu wahrer Tugend zu bilden;
Daß der erhoͤhtere Geiſt ſich zu Gedanken gewoͤhne,
Wuͤrdig der edlen Menſchheit und eurer wahren Be-
ſtimmung.
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