Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 4. [Braunschweig], [1764].Der Morgen. Seine Rosen verstreut: so steigt der mächtige SommerAuf den stammenden Thron, und schiesset sengende Stralen Aus dem Köcher herab; die Pfeile ritzen die Erde, Das weitwallende Feld wird weiß; die reifenden Aepfel Glühn erröthend am Baum; indem in milderer Herr- schaft Sich der verschwendrische Herbst auf kühlenden Lüsten herabläßt; Sein von Trauben und Früchten geschwollenes Füll- horn verschüttet, Und das jauchzende Feld mit güldenem Regen erfreuet. Bis, in Schneegestöber verhüllt, der brausende Winter Tödtende Seuchen verjagt, und auf verwüstenden Stür- men Schätze von Ruh und Gesundheit den starrenden Flu- ren ertheilet, Daß der ermüdete Baum, die lang entkrästeten Felder Unter der Decke der Flocken zu neuem Seegen sich aus- ruhn. Aber wie groß ist nicht der, der dich, o mächti- ge Sonne, Und nicht dich nur allein, der Millionen von Sonnen, Jn
Der Morgen. Seine Roſen verſtreut: ſo ſteigt der maͤchtige SommerAuf den ſtammenden Thron, und ſchieſſet ſengende Stralen Aus dem Koͤcher herab; die Pfeile ritzen die Erde, Das weitwallende Feld wird weiß; die reifenden Aepfel Gluͤhn erroͤthend am Baum; indem in milderer Herr- ſchaft Sich der verſchwendriſche Herbſt auf kuͤhlenden Luͤſten herablaͤßt; Sein von Trauben und Fruͤchten geſchwollenes Fuͤll- horn verſchuͤttet, Und das jauchzende Feld mit guͤldenem Regen erfreuet. Bis, in Schneegeſtoͤber verhuͤllt, der brauſende Winter Toͤdtende Seuchen verjagt, und auf verwuͤſtenden Stuͤr- men Schaͤtze von Ruh und Geſundheit den ſtarrenden Flu- ren ertheilet, Daß der ermuͤdete Baum, die lang entkraͤſteten Felder Unter der Decke der Flocken zu neuem Seegen ſich aus- ruhn. Aber wie groß iſt nicht der, der dich, o maͤchti- ge Sonne, Und nicht dich nur allein, der Millionen von Sonnen, Jn
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Der Morgen.
Seine Roſen verſtreut: ſo ſteigt der maͤchtige Sommer
Auf den ſtammenden Thron, und ſchieſſet ſengende
Stralen
Aus dem Koͤcher herab; die Pfeile ritzen die Erde,
Das weitwallende Feld wird weiß; die reifenden Aepfel
Gluͤhn erroͤthend am Baum; indem in milderer Herr-
ſchaft
Sich der verſchwendriſche Herbſt auf kuͤhlenden Luͤſten
herablaͤßt;
Sein von Trauben und Fruͤchten geſchwollenes Fuͤll-
horn verſchuͤttet,
Und das jauchzende Feld mit guͤldenem Regen erfreuet.
Bis, in Schneegeſtoͤber verhuͤllt, der brauſende Winter
Toͤdtende Seuchen verjagt, und auf verwuͤſtenden Stuͤr-
men
Schaͤtze von Ruh und Geſundheit den ſtarrenden Flu-
ren ertheilet,
Daß der ermuͤdete Baum, die lang entkraͤſteten Felder
Unter der Decke der Flocken zu neuem Seegen ſich aus-
ruhn.
Aber wie groß iſt nicht der, der dich, o maͤchti-
ge Sonne,
Und nicht dich nur allein, der Millionen von Sonnen,
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Zitationshilfe: | Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 4. [Braunschweig], [1764], S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften04_1764/24>, abgerufen am 16.07.2024. |