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Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 4. [Braunschweig], [1764].

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Der Morgen.
Als vor Stieren zu knien, und Caimanen zu räu-
chern?

Sey auch uns, Regentin des Tags, im Oston will-
kommen!

Dich begrüsse das Lied der hingerissenen Muse,
Welche durch deinen Glanz den Thron des Schöpsers
erblicket,

Dessen unterste Stufen dein himmlisches Feuer vergül-
det.

Stralender Ausfluß des Lichts! du, Quelle von aller
der Schönheit,

Die den wandelnden Erdkreis in seinen Verändrungen
schmücket.

Seegen und Nahrung fliesset aus dir, in feurigen Strö-
men,

Für unzehlige Schaaren so vieler verschiednen Ge-
schöpfe!

Von den Herren der Welt, bis auf die staubichte Milbe,
Trinket alles, und lebt von deinem beseelenden Aus-
fluß!

Dich umtanzen die Stunden in musikalischen Reihen;
Und die Zeiten des Jahrs, im abgemessenen Wechsel,
Folgen dir nach, und kränzen mit Seegen und Freude
den Erdkreis.

Wenn der blumichte Lenz kaum von den Purpurge-
wölken

Seine

Der Morgen.
Als vor Stieren zu knien, und Caimanen zu raͤu-
chern?

Sey auch uns, Regentin des Tags, im Oſton will-
kommen!

Dich begruͤſſe das Lied der hingeriſſenen Muſe,
Welche durch deinen Glanz den Thron des Schoͤpſers
erblicket,

Deſſen unterſte Stufen dein himmliſches Feuer verguͤl-
det.

Stralender Ausfluß des Lichts! du, Quelle von aller
der Schoͤnheit,

Die den wandelnden Erdkreis in ſeinen Veraͤndrungen
ſchmuͤcket.

Seegen und Nahrung flieſſet aus dir, in feurigen Stroͤ-
men,

Fuͤr unzehlige Schaaren ſo vieler verſchiednen Ge-
ſchoͤpfe!

Von den Herren der Welt, bis auf die ſtaubichte Milbe,
Trinket alles, und lebt von deinem beſeelenden Aus-
fluß!

Dich umtanzen die Stunden in muſikaliſchen Reihen;
Und die Zeiten des Jahrs, im abgemeſſenen Wechſel,
Folgen dir nach, und kraͤnzen mit Seegen und Freude
den Erdkreis.

Wenn der blumichte Lenz kaum von den Purpurge-
woͤlken

Seine
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[15/0023] Der Morgen. Als vor Stieren zu knien, und Caimanen zu raͤu- chern? Sey auch uns, Regentin des Tags, im Oſton will- kommen! Dich begruͤſſe das Lied der hingeriſſenen Muſe, Welche durch deinen Glanz den Thron des Schoͤpſers erblicket, Deſſen unterſte Stufen dein himmliſches Feuer verguͤl- det. Stralender Ausfluß des Lichts! du, Quelle von aller der Schoͤnheit, Die den wandelnden Erdkreis in ſeinen Veraͤndrungen ſchmuͤcket. Seegen und Nahrung flieſſet aus dir, in feurigen Stroͤ- men, Fuͤr unzehlige Schaaren ſo vieler verſchiednen Ge- ſchoͤpfe! Von den Herren der Welt, bis auf die ſtaubichte Milbe, Trinket alles, und lebt von deinem beſeelenden Aus- fluß! Dich umtanzen die Stunden in muſikaliſchen Reihen; Und die Zeiten des Jahrs, im abgemeſſenen Wechſel, Folgen dir nach, und kraͤnzen mit Seegen und Freude den Erdkreis. Wenn der blumichte Lenz kaum von den Purpurge- woͤlken Seine

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Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 4. [Braunschweig], [1764], S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften04_1764/23>, abgerufen am 21.11.2024.