Des Sterbenden. Mußt ich es sehen, O Theurester, wie dir das Auge brach! Jch sahs; mir blieb der Athem stehen, Jch sprach Gebet, kaum wissend, daß ichs sprach.
So war die edle Seel entwichen! Er lag vor uns, den wir so sehr geliebt, Ein kalter Leichnam, starr, verblichen, Wir all um ihn lautweinend und betrübt.
Tritt her zu seiner frühen Bahre Leichtsinniger! tritt her, sieh schreckensvoll, Daß Jugend, so wie graue Haare, Des Todes Schwerdt, gleich grausam, treffen soll.
Du
Sechſtes Buch.
Des Sterbenden. Mußt ich es ſehen, O Theureſter, wie dir das Auge brach! Jch ſahs; mir blieb der Athem ſtehen, Jch ſprach Gebet, kaum wiſſend, daß ichs ſprach.
So war die edle Seel entwichen! Er lag vor uns, den wir ſo ſehr geliebt, Ein kalter Leichnam, ſtarr, verblichen, Wir all um ihn lautweinend und betruͤbt.
Tritt her zu ſeiner fruͤhen Bahre Leichtſinniger! tritt her, ſieh ſchreckensvoll, Daß Jugend, ſo wie graue Haare, Des Todes Schwerdt, gleich grauſam, treffen ſoll.
Du
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Sechſtes Buch.
Des Sterbenden. Mußt ich es ſehen,
O Theureſter, wie dir das Auge brach!
Jch ſahs; mir blieb der Athem ſtehen,
Jch ſprach Gebet, kaum wiſſend, daß ichs ſprach.
So war die edle Seel entwichen!
Er lag vor uns, den wir ſo ſehr geliebt,
Ein kalter Leichnam, ſtarr, verblichen,
Wir all um ihn lautweinend und betruͤbt.
Tritt her zu ſeiner fruͤhen Bahre
Leichtſinniger! tritt her, ſieh ſchreckensvoll,
Daß Jugend, ſo wie graue Haare,
Des Todes Schwerdt, gleich grauſam, treffen ſoll.
Du
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Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 3. [Braunschweig], [1764], S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften03_1764/197>, abgerufen am 16.07.2024.
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