Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 3. [Braunschweig], [1764].

Bild:
<< vorherige Seite
Oden und Lieder
Phöbe lachet nicht immer mit hellem Gesicht aus den
Wolken,

Jmmer nicht lacht uns der blühende Lenz.
Wird nicht die Locke schon grau? Laß dann die Sorge
dem König,

Und uns die Freude, den Freund, und den Wein.
Warum wollen wir nicht in laubichten Lindengewölben,
Oder hier unter dem Ulmenbaum ruhn?
Uns mit Rosen bekränzen, und mit der Burgundischen
Traube,

Weil wir noch leben, die Herzen erfreun?
Vor dem berauschenden Nektar entfliehen die nagenden
Sorgen,

Auch die verhaßte Melancholey flieht.
Kühl uns, o Knabe, den Wein in diesem silbernen
Brunnen,

Welcher von schallenden Felsen sich gießt.


Klagen
Oden und Lieder
Phoͤbe lachet nicht immer mit hellem Geſicht aus den
Wolken,

Jmmer nicht lacht uns der bluͤhende Lenz.
Wird nicht die Locke ſchon grau? Laß dann die Sorge
dem Koͤnig,

Und uns die Freude, den Freund, und den Wein.
Warum wollen wir nicht in laubichten Lindengewoͤlben,
Oder hier unter dem Ulmenbaum ruhn?
Uns mit Roſen bekraͤnzen, und mit der Burgundiſchen
Traube,

Weil wir noch leben, die Herzen erfreun?
Vor dem berauſchenden Nektar entfliehen die nagenden
Sorgen,

Auch die verhaßte Melancholey flieht.
Kuͤhl uns, o Knabe, den Wein in dieſem ſilbernen
Brunnen,

Welcher von ſchallenden Felſen ſich gießt.


Klagen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0162" n="154"/>
          <fw place="top" type="header">Oden und Lieder</fw><lb/>
          <lg n="4">
            <l>Pho&#x0364;be lachet nicht immer mit hellem Ge&#x017F;icht aus den<lb/><hi rendition="#et">Wolken,</hi></l><lb/>
            <l>Jmmer nicht lacht uns der blu&#x0364;hende Lenz.</l><lb/>
            <l>Wird nicht die Locke &#x017F;chon grau? Laß dann die Sorge<lb/><hi rendition="#et">dem Ko&#x0364;nig,</hi></l><lb/>
            <l>Und uns die Freude, den Freund, und den Wein.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="5">
            <l>Warum wollen wir nicht in laubichten Lindengewo&#x0364;lben,</l><lb/>
            <l>Oder hier unter dem Ulmenbaum ruhn?</l><lb/>
            <l>Uns mit Ro&#x017F;en bekra&#x0364;nzen, und mit der Burgundi&#x017F;chen<lb/><hi rendition="#et">Traube,</hi></l><lb/>
            <l>Weil wir noch leben, die Herzen erfreun?</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="6">
            <l>Vor dem berau&#x017F;chenden Nektar entfliehen die nagenden<lb/><hi rendition="#et">Sorgen,</hi></l><lb/>
            <l>Auch die verhaßte Melancholey flieht.</l><lb/>
            <l>Ku&#x0364;hl uns, o Knabe, den Wein in die&#x017F;em &#x017F;ilbernen<lb/><hi rendition="#et">Brunnen,</hi></l><lb/>
            <l>Welcher von &#x017F;challenden Fel&#x017F;en &#x017F;ich gießt.</l>
          </lg>
        </lg><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">Klagen</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[154/0162] Oden und Lieder Phoͤbe lachet nicht immer mit hellem Geſicht aus den Wolken, Jmmer nicht lacht uns der bluͤhende Lenz. Wird nicht die Locke ſchon grau? Laß dann die Sorge dem Koͤnig, Und uns die Freude, den Freund, und den Wein. Warum wollen wir nicht in laubichten Lindengewoͤlben, Oder hier unter dem Ulmenbaum ruhn? Uns mit Roſen bekraͤnzen, und mit der Burgundiſchen Traube, Weil wir noch leben, die Herzen erfreun? Vor dem berauſchenden Nektar entfliehen die nagenden Sorgen, Auch die verhaßte Melancholey flieht. Kuͤhl uns, o Knabe, den Wein in dieſem ſilbernen Brunnen, Welcher von ſchallenden Felſen ſich gießt. Klagen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften03_1764
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften03_1764/162
Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 3. [Braunschweig], [1764], S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften03_1764/162>, abgerufen am 26.04.2024.