Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 3. [Braunschweig], [1764].Viertes Buch. Der Himmel schuf nicht umsonst dein leichtempfinden- des Herz; Es muß doch wo ein Mädchen seyn, Das auf den Jüngling noch hoft, dem sie die Seufzer verräth, Und dem ihr loses Auge lacht. Sie geht mit irrendem Schritt im öden Garten her- um, Und windet einen Blumenstrauß, Und sieht ihn sehnsuchtsvoll an; Die Thräne zittert herab, Daß sie ihn keinem schenken kan. O E --, suche sie doch, damit das Mädchen nicht weint, Daß ihre schönen Tage fliehn! Du bist ein Mensch, ein Poet. Gedoppelt ist dein Beruf, Zu lieben, eh dein Lenz verstreicht. Das J 2
Viertes Buch. Der Himmel ſchuf nicht umſonſt dein leichtempfinden- des Herz; Es muß doch wo ein Maͤdchen ſeyn, Das auf den Juͤngling noch hoft, dem ſie die Seufzer verraͤth, Und dem ihr loſes Auge lacht. Sie geht mit irrendem Schritt im oͤden Garten her- um, Und windet einen Blumenſtrauß, Und ſieht ihn ſehnſuchtsvoll an; Die Thraͤne zittert herab, Daß ſie ihn keinem ſchenken kan. O E —, ſuche ſie doch, damit das Maͤdchen nicht weint, Daß ihre ſchoͤnen Tage fliehn! Du biſt ein Menſch, ein Poet. Gedoppelt iſt dein Beruf, Zu lieben, eh dein Lenz verſtreicht. Das J 2
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Viertes Buch.
Der Himmel ſchuf nicht umſonſt dein leichtempfinden-
des Herz;
Es muß doch wo ein Maͤdchen ſeyn,
Das auf den Juͤngling noch hoft, dem ſie die Seufzer
verraͤth,
Und dem ihr loſes Auge lacht.
Sie geht mit irrendem Schritt im oͤden Garten her-
um,
Und windet einen Blumenſtrauß,
Und ſieht ihn ſehnſuchtsvoll an; Die Thraͤne zittert
herab,
Daß ſie ihn keinem ſchenken kan.
O E —, ſuche ſie doch, damit das Maͤdchen nicht
weint,
Daß ihre ſchoͤnen Tage fliehn!
Du biſt ein Menſch, ein Poet. Gedoppelt iſt dein
Beruf,
Zu lieben, eh dein Lenz verſtreicht.
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Zitationshilfe: | Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 3. [Braunschweig], [1764], S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften03_1764/139>, abgerufen am 16.02.2025. |