Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 2. [Braunschweig], [1763].

Bild:
<< vorherige Seite

Das Schnupftuch.
O Graf, kein Seußer auch stieg zu dem Horizonte,
Dein Schmerz war noch zu groß, als daß er klagen
konnte.
Der Eindruck, den auf dich ein solcher Schlag gemacht,
Ward zwar von dir gefühlt, allein nicht überdacht.
So steht, vom Knall betäubt, ein Wandersmann, und
zittert,
Wenn ein verwegner Blitz den heilgen Eichbaum split-
tert;
Durch seine Kleider irrt, sein Gold zu Staub verzehrt,
Und donnernd im Triumph nach dem Olympus kehrt;
Der Wandrer weis noch nicht, was ihm der Blitz ver-
dorben,
Steht starr als wie ein Bild, und meynt, er sey ge-
storben.
Und so erstarrt steht auch, mit vielem Gold beschwert,
Ein Stutzer, dem der Wind durch seine Locken fährt;
Den stundenlangen Bau tyrannisch ruiniret,
Und Puder und Verdienst in weite Lüfte führet;
Der Stutzer steht betrübt, und sieht der Wolke nach,

Und

Das Schnupftuch.
O Graf, kein Seuſzer auch ſtieg zu dem Horizonte,
Dein Schmerz war noch zu groß, als daß er klagen
konnte.
Der Eindruck, den auf dich ein ſolcher Schlag gemacht,
Ward zwar von dir gefuͤhlt, allein nicht uͤberdacht.
So ſteht, vom Knall betaͤubt, ein Wandersmann, und
zittert,
Wenn ein verwegner Blitz den heilgen Eichbaum ſplit-
tert;
Durch ſeine Kleider irrt, ſein Gold zu Staub verzehrt,
Und donnernd im Triumph nach dem Olympus kehrt;
Der Wandrer weis noch nicht, was ihm der Blitz ver-
dorben,
Steht ſtarr als wie ein Bild, und meynt, er ſey ge-
ſtorben.
Und ſo erſtarrt ſteht auch, mit vielem Gold beſchwert,
Ein Stutzer, dem der Wind durch ſeine Locken faͤhrt;
Den ſtundenlangen Bau tyranniſch ruiniret,
Und Puder und Verdienſt in weite Luͤfte fuͤhret;
Der Stutzer ſteht betruͤbt, und ſieht der Wolke nach,

Und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <pb facs="#f0066" n="58"/>
              <fw place="top" type="header">Das Schnupftuch.</fw><lb/>
              <l>O Graf, kein Seu&#x017F;zer auch &#x017F;tieg zu dem Horizonte,</l><lb/>
              <l>Dein Schmerz war noch zu groß, als daß er klagen</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">konnte.</hi> </l><lb/>
              <l>Der Eindruck, den auf dich ein &#x017F;olcher Schlag gemacht,</l><lb/>
              <l>Ward zwar von dir gefu&#x0364;hlt, allein nicht u&#x0364;berdacht.</l><lb/>
              <l>So &#x017F;teht, vom Knall beta&#x0364;ubt, ein Wandersmann, und</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">zittert,</hi> </l><lb/>
              <l>Wenn ein verwegner Blitz den heilgen Eichbaum &#x017F;plit-</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">tert;</hi> </l><lb/>
              <l>Durch &#x017F;eine Kleider irrt, &#x017F;ein Gold zu Staub verzehrt,</l><lb/>
              <l>Und donnernd im Triumph nach dem Olympus kehrt;</l><lb/>
              <l>Der Wandrer weis noch nicht, was ihm der Blitz ver-</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">dorben,</hi> </l><lb/>
              <l>Steht &#x017F;tarr als wie ein Bild, und meynt, er &#x017F;ey ge-</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">&#x017F;torben.</hi> </l><lb/>
              <l>Und &#x017F;o er&#x017F;tarrt &#x017F;teht auch, mit vielem Gold be&#x017F;chwert,</l><lb/>
              <l>Ein Stutzer, dem der Wind durch &#x017F;eine Locken fa&#x0364;hrt;</l><lb/>
              <l>Den &#x017F;tundenlangen Bau tyranni&#x017F;ch ruiniret,</l><lb/>
              <l>Und Puder und Verdien&#x017F;t in weite Lu&#x0364;fte fu&#x0364;hret;</l><lb/>
              <l>Der Stutzer &#x017F;teht betru&#x0364;bt, und &#x017F;ieht der Wolke nach,</l><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">Und</fw><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[58/0066] Das Schnupftuch. O Graf, kein Seuſzer auch ſtieg zu dem Horizonte, Dein Schmerz war noch zu groß, als daß er klagen konnte. Der Eindruck, den auf dich ein ſolcher Schlag gemacht, Ward zwar von dir gefuͤhlt, allein nicht uͤberdacht. So ſteht, vom Knall betaͤubt, ein Wandersmann, und zittert, Wenn ein verwegner Blitz den heilgen Eichbaum ſplit- tert; Durch ſeine Kleider irrt, ſein Gold zu Staub verzehrt, Und donnernd im Triumph nach dem Olympus kehrt; Der Wandrer weis noch nicht, was ihm der Blitz ver- dorben, Steht ſtarr als wie ein Bild, und meynt, er ſey ge- ſtorben. Und ſo erſtarrt ſteht auch, mit vielem Gold beſchwert, Ein Stutzer, dem der Wind durch ſeine Locken faͤhrt; Den ſtundenlangen Bau tyranniſch ruiniret, Und Puder und Verdienſt in weite Luͤfte fuͤhret; Der Stutzer ſteht betruͤbt, und ſieht der Wolke nach, Und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften02_1763
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften02_1763/66
Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 2. [Braunschweig], [1763], S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften02_1763/66>, abgerufen am 05.05.2024.