Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 2. [Braunschweig], [1763].

Bild:
<< vorherige Seite

Hercynia.
mit dem Regenbogen des Silberblicks belohnt. End-
lich verliessen sie die Wohnungen, wo die giftigen
Dämpfe der Erze alle Gesundheit zerstören, und die
Arbeiter zu schwindsüchtigen Gerippen machen, und
wanderten zurück durch das rauchende Clausthal,
wo bereits der Nachmittag herrschte.

Jetzt kam Zelindor auf den Gedanken, in die
Hütte eines Bergmanns zu gehn, und seine Wirth-
schaft zu betrachten. Er trat in die erste Wohnung
hinein, wo ihm sogleich aus dem Zimmer eine er-
stickende Hitze entgegen schlug. Ein munteres Weib
mit großen blauen Glassteinen in den Ohren berei-
tete den Tisch für ihren Mann, welchen sie erwartete,
und rief ihre Kinder herbey, welche baarfuß und
halbnackend im Schnee spielten. Jetzt kam der Berg-

mann

Hercynia.
mit dem Regenbogen des Silberblicks belohnt. End-
lich verlieſſen ſie die Wohnungen, wo die giftigen
Daͤmpfe der Erze alle Geſundheit zerſtoͤren, und die
Arbeiter zu ſchwindſuͤchtigen Gerippen machen, und
wanderten zuruͤck durch das rauchende Clausthal,
wo bereits der Nachmittag herrſchte.

Jetzt kam Zelindor auf den Gedanken, in die
Huͤtte eines Bergmanns zu gehn, und ſeine Wirth-
ſchaft zu betrachten. Er trat in die erſte Wohnung
hinein, wo ihm ſogleich aus dem Zimmer eine er-
ſtickende Hitze entgegen ſchlug. Ein munteres Weib
mit großen blauen Glasſteinen in den Ohren berei-
tete den Tiſch fuͤr ihren Mann, welchen ſie erwartete,
und rief ihre Kinder herbey, welche baarfuß und
halbnackend im Schnee ſpielten. Jetzt kam der Berg-

mann
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0240" n="232"/><fw place="top" type="header">Hercynia.</fw><lb/>
mit dem Regenbogen des Silberblicks belohnt. End-<lb/>
lich verlie&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie die Wohnungen, wo die giftigen<lb/>
Da&#x0364;mpfe der Erze alle Ge&#x017F;undheit zer&#x017F;to&#x0364;ren, und die<lb/>
Arbeiter zu &#x017F;chwind&#x017F;u&#x0364;chtigen Gerippen machen, und<lb/>
wanderten zuru&#x0364;ck durch das rauchende Clausthal,<lb/>
wo bereits der Nachmittag herr&#x017F;chte.</p><lb/>
          <p>Jetzt kam Zelindor auf den Gedanken, in die<lb/>
Hu&#x0364;tte eines Bergmanns zu gehn, und &#x017F;eine Wirth-<lb/>
&#x017F;chaft zu betrachten. Er trat in die er&#x017F;te Wohnung<lb/>
hinein, wo ihm &#x017F;ogleich aus dem Zimmer eine er-<lb/>
&#x017F;tickende Hitze entgegen &#x017F;chlug. Ein munteres Weib<lb/>
mit großen blauen Glas&#x017F;teinen in den Ohren berei-<lb/>
tete den Ti&#x017F;ch fu&#x0364;r ihren Mann, welchen &#x017F;ie erwartete,<lb/>
und rief ihre Kinder herbey, welche baarfuß und<lb/>
halbnackend im Schnee &#x017F;pielten. Jetzt kam der Berg-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">mann</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[232/0240] Hercynia. mit dem Regenbogen des Silberblicks belohnt. End- lich verlieſſen ſie die Wohnungen, wo die giftigen Daͤmpfe der Erze alle Geſundheit zerſtoͤren, und die Arbeiter zu ſchwindſuͤchtigen Gerippen machen, und wanderten zuruͤck durch das rauchende Clausthal, wo bereits der Nachmittag herrſchte. Jetzt kam Zelindor auf den Gedanken, in die Huͤtte eines Bergmanns zu gehn, und ſeine Wirth- ſchaft zu betrachten. Er trat in die erſte Wohnung hinein, wo ihm ſogleich aus dem Zimmer eine er- ſtickende Hitze entgegen ſchlug. Ein munteres Weib mit großen blauen Glasſteinen in den Ohren berei- tete den Tiſch fuͤr ihren Mann, welchen ſie erwartete, und rief ihre Kinder herbey, welche baarfuß und halbnackend im Schnee ſpielten. Jetzt kam der Berg- mann

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften02_1763
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften02_1763/240
Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 2. [Braunschweig], [1763], S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften02_1763/240>, abgerufen am 04.05.2024.