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Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 2. [Braunschweig], [1763].

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Das Schnupftuch.
Und jeden Tag gab er, mit Donner und Geschrey,
Verweise seinem Graf, und Prügel dem Lakay.
Er selbst befand sich wohl bey zornigem Geblüte,
Trank sein Glas Moselwein, und aß mit Appetite.

Es stürzet sich indes Johanns geschwinder Lauf
Zum Bette seines Herrn; Er zieht den Vorhang auf,
Und zupft mit viel Respect den Grafen, ihn zu wecken;
Allein der Graf fängt an, sich besser auszustrecken.
Er zupft noch einmal: Kerl, (ruft der erzürnte Graf,)
Es ist noch alles Nacht, und du störst meinen Schlaf?
Bin ich vom Lernen nicht blaß, wie der Tod, gewesen,
Soll ich des Nachts auch noch die Teufelsbücher lesen?
Geh oder --
Gnädger Herr, (versetzt der Läufer drauf,)
Es ist ein Mädchen da. Ein Mädchen? (fährt er auf.)
Jndem

Das Schnupftuch.
Und jeden Tag gab er, mit Donner und Geſchrey,
Verweiſe ſeinem Graf, und Pruͤgel dem Lakay.
Er ſelbſt befand ſich wohl bey zornigem Gebluͤte,
Trank ſein Glas Moſelwein, und aß mit Appetite.

Es ſtuͤrzet ſich indes Johanns geſchwinder Lauf
Zum Bette ſeines Herrn; Er zieht den Vorhang auf,
Und zupft mit viel Reſpect den Grafen, ihn zu wecken;
Allein der Graf faͤngt an, ſich beſſer auszuſtrecken.
Er zupft noch einmal: Kerl, (ruft der erzuͤrnte Graf,)
Es iſt noch alles Nacht, und du ſtoͤrſt meinen Schlaf?
Bin ich vom Lernen nicht blaß, wie der Tod, geweſen,
Soll ich des Nachts auch noch die Teufelsbuͤcher leſen?
Geh oder —
Gnaͤdger Herr, (verſetzt der Laͤufer drauf,)
Es iſt ein Maͤdchen da. Ein Maͤdchen? (faͤhrt er auf.)
Jndem
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[14/0022] Das Schnupftuch. Und jeden Tag gab er, mit Donner und Geſchrey, Verweiſe ſeinem Graf, und Pruͤgel dem Lakay. Er ſelbſt befand ſich wohl bey zornigem Gebluͤte, Trank ſein Glas Moſelwein, und aß mit Appetite. Es ſtuͤrzet ſich indes Johanns geſchwinder Lauf Zum Bette ſeines Herrn; Er zieht den Vorhang auf, Und zupft mit viel Reſpect den Grafen, ihn zu wecken; Allein der Graf faͤngt an, ſich beſſer auszuſtrecken. Er zupft noch einmal: Kerl, (ruft der erzuͤrnte Graf,) Es iſt noch alles Nacht, und du ſtoͤrſt meinen Schlaf? Bin ich vom Lernen nicht blaß, wie der Tod, geweſen, Soll ich des Nachts auch noch die Teufelsbuͤcher leſen? Geh oder — Gnaͤdger Herr, (verſetzt der Laͤufer drauf,) Es iſt ein Maͤdchen da. Ein Maͤdchen? (faͤhrt er auf.) Jndem

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Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 2. [Braunschweig], [1763], S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften02_1763/22>, abgerufen am 20.04.2024.