Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 2. [Braunschweig], [1763].Murner in der Hölle. Ehmals das Schrecken der klagenden Wälder, verschie-den gemartert. Wölfe werden allhier bey langsamen Feuer gebraten; Räubrische Füchse liegen gefesselt an feurigen Ketten, Sehn die Hüner vor sich, und können sie niemals erreichen. O was nützet es hier dem Adler, dem König der Vögel, Daß er Monarch war, von allen Poeten und Rednern gepriesen! Ewig sitzet er hier in einem glühenden Käficht, Und verfluchet, daß man in ihm den Räuber vergöttert. Aber wie könnt' ich dir, Murner, unzehlbare Quaalen beschreiben, Welche das räubrische Thier hier strafen, wofern es die Unschuld, Oder die nützlichen Thiere gewürgt! Doch trift nicht dies Urtheil Dich, und alle die Thiere, die mit den rächrischen Zähnen, Oder mit scharfen Klauen und Schnäbeln, das Ungeziefer, Ratten und Mäuse, Schlangen und Eidechsen, Spin- nen und Raupen Zu verderben gesucht; die gehn in schattichten Hainen Glück-
Murner in der Hoͤlle. Ehmals das Schrecken der klagenden Waͤlder, verſchie-den gemartert. Woͤlfe werden allhier bey langſamen Feuer gebraten; Raͤubriſche Fuͤchſe liegen gefeſſelt an feurigen Ketten, Sehn die Huͤner vor ſich, und koͤnnen ſie niemals erreichen. O was nuͤtzet es hier dem Adler, dem Koͤnig der Voͤgel, Daß er Monarch war, von allen Poeten und Rednern geprieſen! Ewig ſitzet er hier in einem gluͤhenden Kaͤficht, Und verfluchet, daß man in ihm den Raͤuber vergoͤttert. Aber wie koͤnnt’ ich dir, Murner, unzehlbare Quaalen beſchreiben, Welche das raͤubriſche Thier hier ſtrafen, wofern es die Unſchuld, Oder die nuͤtzlichen Thiere gewuͤrgt! Doch trift nicht dies Urtheil Dich, und alle die Thiere, die mit den raͤchriſchen Zaͤhnen, Oder mit ſcharfen Klauen und Schnaͤbeln, das Ungeziefer, Ratten und Maͤuſe, Schlangen und Eidechſen, Spin- nen und Raupen Zu verderben geſucht; die gehn in ſchattichten Hainen Gluͤck-
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Murner in der Hoͤlle.
Ehmals das Schrecken der klagenden Waͤlder, verſchie-
den gemartert.
Woͤlfe werden allhier bey langſamen Feuer gebraten;
Raͤubriſche Fuͤchſe liegen gefeſſelt an feurigen Ketten,
Sehn die Huͤner vor ſich, und koͤnnen ſie niemals erreichen.
O was nuͤtzet es hier dem Adler, dem Koͤnig der Voͤgel,
Daß er Monarch war, von allen Poeten und Rednern
geprieſen!
Ewig ſitzet er hier in einem gluͤhenden Kaͤficht,
Und verfluchet, daß man in ihm den Raͤuber vergoͤttert.
Aber wie koͤnnt’ ich dir, Murner, unzehlbare Quaalen
beſchreiben,
Welche das raͤubriſche Thier hier ſtrafen, wofern es die
Unſchuld,
Oder die nuͤtzlichen Thiere gewuͤrgt! Doch trift nicht
dies Urtheil
Dich, und alle die Thiere, die mit den raͤchriſchen Zaͤhnen,
Oder mit ſcharfen Klauen und Schnaͤbeln, das Ungeziefer,
Ratten und Maͤuſe, Schlangen und Eidechſen, Spin-
nen und Raupen
Zu verderben geſucht; die gehn in ſchattichten Hainen
Gluͤck-
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