Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 2. [Braunschweig], [1763].Dritter Gesang. Ueber den Weg mir lief! Wir wollen ihn schleunig be-graben, Daß er nicht wieder mit seiner Erscheinung die Nacht durch uns störe! Als sie noch sprach, da kam auch der Alte mit zitternden Füssen, Lehnte sich auf den Dornstock, und sprach: Jhr Kin- der, begrabet Schleunig den Leichnam des Katers! Noch bin ich des Todes für Schrecken! Denn Potz Stern! ich hab ihn gesehn! Wie glühten dem Teufel Seine höllischen Augen! Wie schnaubte die grimmige Nase Flammen umher -- ich verlang es nicht wieder noch einmal zu sehen! Eilend begab sich die Jris des Fräuleins zum Gärt- ner, und sagte: Conrad, folge mir nach, und nimm vom Miste den Leichnam Unsers verstorbenen Cypers. Am Wasser unter den Lin- den Mach ihm ein Grab, und leg ihn darein; damit er nicht wieder Jn dem Schlosse mit seiner Erscheinung die Lebenden schrecke. Deine Mühe soll dir ein blanker Gulden belohnen, Und ein Glas voll herrlichen Brandweins die Kehle dir netzen. Also
Dritter Geſang. Ueber den Weg mir lief! Wir wollen ihn ſchleunig be-graben, Daß er nicht wieder mit ſeiner Erſcheinung die Nacht durch uns ſtoͤre! Als ſie noch ſprach, da kam auch der Alte mit zitternden Fuͤſſen, Lehnte ſich auf den Dornſtock, und ſprach: Jhr Kin- der, begrabet Schleunig den Leichnam des Katers! Noch bin ich des Todes fuͤr Schrecken! Denn Potz Stern! ich hab ihn geſehn! Wie gluͤhten dem Teufel Seine hoͤlliſchen Augen! Wie ſchnaubte die grimmige Naſe Flammen umher — ich verlang es nicht wieder noch einmal zu ſehen! Eilend begab ſich die Jris des Fraͤuleins zum Gaͤrt- ner, und ſagte: Conrad, folge mir nach, und nimm vom Miſte den Leichnam Unſers verſtorbenen Cypers. Am Waſſer unter den Lin- den Mach ihm ein Grab, und leg ihn darein; damit er nicht wieder Jn dem Schloſſe mit ſeiner Erſcheinung die Lebenden ſchrecke. Deine Muͤhe ſoll dir ein blanker Gulden belohnen, Und ein Glas voll herrlichen Brandweins die Kehle dir netzen. Alſo
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Dritter Geſang.
Ueber den Weg mir lief! Wir wollen ihn ſchleunig be-
graben,
Daß er nicht wieder mit ſeiner Erſcheinung die Nacht
durch uns ſtoͤre!
Als ſie noch ſprach, da kam auch der Alte mit zitternden
Fuͤſſen,
Lehnte ſich auf den Dornſtock, und ſprach: Jhr Kin-
der, begrabet
Schleunig den Leichnam des Katers! Noch bin ich des
Todes fuͤr Schrecken!
Denn Potz Stern! ich hab ihn geſehn! Wie gluͤhten
dem Teufel
Seine hoͤlliſchen Augen! Wie ſchnaubte die grimmige
Naſe
Flammen umher — ich verlang es nicht wieder noch
einmal zu ſehen!
Eilend begab ſich die Jris des Fraͤuleins zum Gaͤrt-
ner, und ſagte:
Conrad, folge mir nach, und nimm vom Miſte den
Leichnam
Unſers verſtorbenen Cypers. Am Waſſer unter den Lin-
den
Mach ihm ein Grab, und leg ihn darein; damit er nicht
wieder
Jn dem Schloſſe mit ſeiner Erſcheinung die Lebenden
ſchrecke.
Deine Muͤhe ſoll dir ein blanker Gulden belohnen,
Und ein Glas voll herrlichen Brandweins die Kehle
dir netzen.
Alſo
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Zitationshilfe: | Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 2. [Braunschweig], [1763], S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften02_1763/165>, abgerufen am 16.02.2025. |