Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 2. [Braunschweig], [1763].Das Schnupftuch. Herrschsüchtig schüttelt sie die Fackel in der Hand.Sie setzet hier ein Herz, und dort ein Reich, in Brand; Sie stürzt Minister bald, bald Zofen die regierten; Entzweyt bald Mann und Weib, und bald die Alliirten. Sie rühret ietzo nicht der Zwist in Corsika; Vergebens ist für sie der Pohlen Reichstag da. Jhr Absehn geht allein auf eine holde Dame, Jung, schön, und unbesiegt, Belinde war ihr Name. Schon lange sah mit Neid ihr Auge voller Wuth Graf Holdens Liebesglück, und dieser Schöne Gluth. Graf Hold sah sich geliebt. Zwar hielt durch viele Sorgen Des Grafens ganzes Glück Belinde noch verborgen; Doch manches süße Wort, und mancher sanfte Blick, Verrieth das weiche Herz, und des Geliebten Glück, Er, als ein junger Held mit allem ausgerüstet, Was
Das Schnupftuch. Herrſchſuͤchtig ſchuͤttelt ſie die Fackel in der Hand.Sie ſetzet hier ein Herz, und dort ein Reich, in Brand; Sie ſtuͤrzt Miniſter bald, bald Zofen die regierten; Entzweyt bald Mann und Weib, und bald die Alliirten. Sie ruͤhret ietzo nicht der Zwiſt in Corſika; Vergebens iſt fuͤr ſie der Pohlen Reichstag da. Jhr Abſehn geht allein auf eine holde Dame, Jung, ſchoͤn, und unbeſiegt, Belinde war ihr Name. Schon lange ſah mit Neid ihr Auge voller Wuth Graf Holdens Liebesgluͤck, und dieſer Schoͤne Gluth. Graf Hold ſah ſich geliebt. Zwar hielt durch viele Sorgen Des Grafens ganzes Gluͤck Belinde noch verborgen; Doch manches ſuͤße Wort, und mancher ſanfte Blick, Verrieth das weiche Herz, und des Geliebten Gluͤck, Er, als ein junger Held mit allem ausgeruͤſtet, Was
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg n="4"> <pb facs="#f0014" n="6"/> <fw place="top" type="header">Das Schnupftuch.</fw><lb/> <l>Herrſchſuͤchtig ſchuͤttelt ſie die Fackel in der Hand.</l><lb/> <l>Sie ſetzet hier ein Herz, und dort ein Reich, in Brand;</l><lb/> <l>Sie ſtuͤrzt Miniſter bald, bald Zofen die regierten;</l><lb/> <l>Entzweyt bald Mann und Weib, und bald die Alliirten.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Sie ruͤhret ietzo nicht der Zwiſt in Corſika;</l><lb/> <l>Vergebens iſt fuͤr ſie der Pohlen Reichstag da.</l><lb/> <l>Jhr Abſehn geht allein auf eine holde Dame,</l><lb/> <l>Jung, ſchoͤn, und unbeſiegt, Belinde war ihr Name.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Schon lange ſah mit Neid ihr Auge voller Wuth</l><lb/> <l>Graf Holdens Liebesgluͤck, und dieſer Schoͤne Gluth.</l><lb/> <l>Graf Hold ſah ſich geliebt. Zwar hielt durch viele</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Sorgen</hi> </l><lb/> <l>Des Grafens ganzes Gluͤck Belinde noch verborgen;</l><lb/> <l>Doch manches ſuͤße Wort, und mancher ſanfte Blick,</l><lb/> <l>Verrieth das weiche Herz, und des Geliebten Gluͤck,</l><lb/> <l>Er, als ein junger Held mit allem ausgeruͤſtet,</l><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Was</fw><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [6/0014]
Das Schnupftuch.
Herrſchſuͤchtig ſchuͤttelt ſie die Fackel in der Hand.
Sie ſetzet hier ein Herz, und dort ein Reich, in Brand;
Sie ſtuͤrzt Miniſter bald, bald Zofen die regierten;
Entzweyt bald Mann und Weib, und bald die Alliirten.
Sie ruͤhret ietzo nicht der Zwiſt in Corſika;
Vergebens iſt fuͤr ſie der Pohlen Reichstag da.
Jhr Abſehn geht allein auf eine holde Dame,
Jung, ſchoͤn, und unbeſiegt, Belinde war ihr Name.
Schon lange ſah mit Neid ihr Auge voller Wuth
Graf Holdens Liebesgluͤck, und dieſer Schoͤne Gluth.
Graf Hold ſah ſich geliebt. Zwar hielt durch viele
Sorgen
Des Grafens ganzes Gluͤck Belinde noch verborgen;
Doch manches ſuͤße Wort, und mancher ſanfte Blick,
Verrieth das weiche Herz, und des Geliebten Gluͤck,
Er, als ein junger Held mit allem ausgeruͤſtet,
Was
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften02_1763 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften02_1763/14 |
Zitationshilfe: | Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 2. [Braunschweig], [1763], S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften02_1763/14>, abgerufen am 30.07.2024. |