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Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 2. [Braunschweig], [1763].

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Vierter Gesang.
Zwo Augen voller Gluth, den Käsenäpfen gleich.
Voll Schrecken stand er da, und grif nach seinem De-
gen;
Ein fürchterliches Thier kam ihm indes entgegen.
Vielleicht hätt' er halbtodt den Fuß zurückgewandt,
Wann er nicht das Gespenst zur rechten Zeit erkannt.
Es war ein schwarzer Feind der langgeschwänzten Rat-
ten,
Ein Held und ein Amant, wie er, im finstern Schat-
ten;
Ein Kater, der beherzt, durch dicker Nächte Graus,
Zu schönen Katzen schlich in seiner Nachbarn Haus,
Der kühne Graf erreicht das Zimmer seiner Schöne,
Und hemmet voller List der Thüre helle Töne,
Die sie im Aufgehn macht, und tritt mit frechem Sinn
Bis an das Canapee, in dem sie schlummert, hin.
Wie konnt ein Sterblicher so vielem Reiz entfliehen,
Mit dem, den Rosen gleich, die jungen Wangen blühen!

Wer

Vierter Geſang.
Zwo Augen voller Gluth, den Kaͤſenaͤpfen gleich.
Voll Schrecken ſtand er da, und grif nach ſeinem De-
gen;
Ein fuͤrchterliches Thier kam ihm indes entgegen.
Vielleicht haͤtt’ er halbtodt den Fuß zuruͤckgewandt,
Wann er nicht das Geſpenſt zur rechten Zeit erkannt.
Es war ein ſchwarzer Feind der langgeſchwaͤnzten Rat-
ten,
Ein Held und ein Amant, wie er, im finſtern Schat-
ten;
Ein Kater, der beherzt, durch dicker Naͤchte Graus,
Zu ſchoͤnen Katzen ſchlich in ſeiner Nachbarn Haus,
Der kuͤhne Graf erreicht das Zimmer ſeiner Schoͤne,
Und hemmet voller Liſt der Thuͤre helle Toͤne,
Die ſie im Aufgehn macht, und tritt mit frechem Sinn
Bis an das Canapee, in dem ſie ſchlummert, hin.
Wie konnt ein Sterblicher ſo vielem Reiz entfliehen,
Mit dem, den Roſen gleich, die jungen Wangen bluͤhen!

Wer
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[95/0103] Vierter Geſang. Zwo Augen voller Gluth, den Kaͤſenaͤpfen gleich. Voll Schrecken ſtand er da, und grif nach ſeinem De- gen; Ein fuͤrchterliches Thier kam ihm indes entgegen. Vielleicht haͤtt’ er halbtodt den Fuß zuruͤckgewandt, Wann er nicht das Geſpenſt zur rechten Zeit erkannt. Es war ein ſchwarzer Feind der langgeſchwaͤnzten Rat- ten, Ein Held und ein Amant, wie er, im finſtern Schat- ten; Ein Kater, der beherzt, durch dicker Naͤchte Graus, Zu ſchoͤnen Katzen ſchlich in ſeiner Nachbarn Haus, Der kuͤhne Graf erreicht das Zimmer ſeiner Schoͤne, Und hemmet voller Liſt der Thuͤre helle Toͤne, Die ſie im Aufgehn macht, und tritt mit frechem Sinn Bis an das Canapee, in dem ſie ſchlummert, hin. Wie konnt ein Sterblicher ſo vielem Reiz entfliehen, Mit dem, den Roſen gleich, die jungen Wangen bluͤhen! Wer

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Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 2. [Braunschweig], [1763], S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften02_1763/103>, abgerufen am 23.11.2024.