Damit kein Gläubiger den fernen Weg entdeckte. Nun sieht er, doch zu spät, das helle Leipzig nah. Er merkt, daß Raufbolds Blick mit Lust Palläste sah, Ha! (dacht er bey sich selbst,) denkst du wohl hier zu bleiben? Verräther! meine List soll dies schon hintertreiben? Wie leicht vergässest du den Renommistenstand, Und würdest auch ein Narr, gepudert und galant. Nein! dies erlaub ich nicht. Er sagts, und lähmt dem Pferde Den linken Hinterfuß; es stürzt, und fällt zur Erde. Sogleich springt Raufbold ab, und schreyt voll Rach- begier: Auch du noch fällst mir um, du canaljöses Thier? Er flucht, und peitschet es mit mörderischen Händen, Doch es lag, wie es lag, entkräftet, lahm an Len- den. O! (schrie er unmuthsvoll in seiner Peitsche Knall,) Wärst du, o Bestje, doch in des Philisters Stall,
Der
Der Renommiſt.
Damit kein Glaͤubiger den fernen Weg entdeckte. Nun ſieht er, doch zu ſpaͤt, das helle Leipzig nah. Er merkt, daß Raufbolds Blick mit Luſt Pallaͤſte ſah, Ha! (dacht er bey ſich ſelbſt,) denkſt du wohl hier zu bleiben? Verraͤther! meine Liſt ſoll dies ſchon hintertreiben? Wie leicht vergaͤſſeſt du den Renommiſtenſtand, Und wuͤrdeſt auch ein Narr, gepudert und galant. Nein! dies erlaub ich nicht. Er ſagts, und laͤhmt dem Pferde Den linken Hinterfuß; es ſtuͤrzt, und faͤllt zur Erde. Sogleich ſpringt Raufbold ab, und ſchreyt voll Rach- begier: Auch du noch faͤllſt mir um, du canaljoͤſes Thier? Er flucht, und peitſchet es mit moͤrderiſchen Haͤnden, Doch es lag, wie es lag, entkraͤftet, lahm an Len- den. O! (ſchrie er unmuthsvoll in ſeiner Peitſche Knall,) Waͤrſt du, o Beſtje, doch in des Philiſters Stall,
Der
<TEI><text><body><divn="1"><lg><l><pbfacs="#f0074"n="10"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Der Renommiſt.</hi></fw></l><lb/><l>Damit kein Glaͤubiger den fernen Weg entdeckte.</l><lb/><l>Nun ſieht er, doch zu ſpaͤt, das helle Leipzig nah.</l><lb/><l>Er merkt, daß Raufbolds Blick mit Luſt Pallaͤſte<lb/><hirendition="#et">ſah,</hi></l><lb/><l>Ha! (dacht er bey ſich ſelbſt,) denkſt du wohl hier<lb/><hirendition="#et">zu bleiben?</hi></l><lb/><l>Verraͤther! meine Liſt ſoll dies ſchon hintertreiben?</l><lb/><l>Wie leicht vergaͤſſeſt du den Renommiſtenſtand,</l><lb/><l>Und wuͤrdeſt auch ein Narr, gepudert und galant.</l><lb/><l>Nein! dies erlaub ich nicht. Er ſagts, und laͤhmt<lb/><hirendition="#et">dem Pferde</hi></l><lb/><l>Den linken Hinterfuß; es ſtuͤrzt, und faͤllt zur Erde.</l><lb/><l>Sogleich ſpringt Raufbold ab, und ſchreyt voll Rach-<lb/><hirendition="#et">begier:</hi></l><lb/><l>Auch du noch faͤllſt mir um, du canaljoͤſes Thier?</l><lb/><l>Er flucht, und peitſchet es mit moͤrderiſchen Haͤnden,</l><lb/><l>Doch es lag, wie es lag, entkraͤftet, lahm an Len-<lb/><hirendition="#et">den.</hi></l><lb/><l>O! (ſchrie er unmuthsvoll in ſeiner Peitſche Knall,)</l><lb/><l>Waͤrſt du, o Beſtje, doch in des Philiſters Stall,<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Der</fw><lb/></l></lg></div></body></text></TEI>
[10/0074]
Der Renommiſt.
Damit kein Glaͤubiger den fernen Weg entdeckte.
Nun ſieht er, doch zu ſpaͤt, das helle Leipzig nah.
Er merkt, daß Raufbolds Blick mit Luſt Pallaͤſte
ſah,
Ha! (dacht er bey ſich ſelbſt,) denkſt du wohl hier
zu bleiben?
Verraͤther! meine Liſt ſoll dies ſchon hintertreiben?
Wie leicht vergaͤſſeſt du den Renommiſtenſtand,
Und wuͤrdeſt auch ein Narr, gepudert und galant.
Nein! dies erlaub ich nicht. Er ſagts, und laͤhmt
dem Pferde
Den linken Hinterfuß; es ſtuͤrzt, und faͤllt zur Erde.
Sogleich ſpringt Raufbold ab, und ſchreyt voll Rach-
begier:
Auch du noch faͤllſt mir um, du canaljoͤſes Thier?
Er flucht, und peitſchet es mit moͤrderiſchen Haͤnden,
Doch es lag, wie es lag, entkraͤftet, lahm an Len-
den.
O! (ſchrie er unmuthsvoll in ſeiner Peitſche Knall,)
Waͤrſt du, o Beſtje, doch in des Philiſters Stall,
Der
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763], S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/74>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.