Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763].

Bild:
<< vorherige Seite

Der Renommist.

Damit kein Gläubiger den fernen Weg entdeckte.
Nun sieht er, doch zu spät, das helle Leipzig nah.
Er merkt, daß Raufbolds Blick mit Lust Palläste
sah,

Ha! (dacht er bey sich selbst,) denkst du wohl hier
zu bleiben?

Verräther! meine List soll dies schon hintertreiben?
Wie leicht vergässest du den Renommistenstand,
Und würdest auch ein Narr, gepudert und galant.
Nein! dies erlaub ich nicht. Er sagts, und lähmt
dem Pferde

Den linken Hinterfuß; es stürzt, und fällt zur Erde.
Sogleich springt Raufbold ab, und schreyt voll Rach-
begier:

Auch du noch fällst mir um, du canaljöses Thier?
Er flucht, und peitschet es mit mörderischen Händen,
Doch es lag, wie es lag, entkräftet, lahm an Len-
den.

O! (schrie er unmuthsvoll in seiner Peitsche Knall,)
Wärst du, o Bestje, doch in des Philisters Stall,

Der

Der Renommiſt.

Damit kein Glaͤubiger den fernen Weg entdeckte.
Nun ſieht er, doch zu ſpaͤt, das helle Leipzig nah.
Er merkt, daß Raufbolds Blick mit Luſt Pallaͤſte
ſah,

Ha! (dacht er bey ſich ſelbſt,) denkſt du wohl hier
zu bleiben?

Verraͤther! meine Liſt ſoll dies ſchon hintertreiben?
Wie leicht vergaͤſſeſt du den Renommiſtenſtand,
Und wuͤrdeſt auch ein Narr, gepudert und galant.
Nein! dies erlaub ich nicht. Er ſagts, und laͤhmt
dem Pferde

Den linken Hinterfuß; es ſtuͤrzt, und faͤllt zur Erde.
Sogleich ſpringt Raufbold ab, und ſchreyt voll Rach-
begier:

Auch du noch faͤllſt mir um, du canaljoͤſes Thier?
Er flucht, und peitſchet es mit moͤrderiſchen Haͤnden,
Doch es lag, wie es lag, entkraͤftet, lahm an Len-
den.

O! (ſchrie er unmuthsvoll in ſeiner Peitſche Knall,)
Waͤrſt du, o Beſtje, doch in des Philiſters Stall,

Der
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg>
          <l>
            <pb facs="#f0074" n="10"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Der Renommi&#x017F;t.</hi> </fw>
          </l><lb/>
          <l>Damit kein Gla&#x0364;ubiger den fernen Weg entdeckte.</l><lb/>
          <l>Nun &#x017F;ieht er, doch zu &#x017F;pa&#x0364;t, das helle Leipzig nah.</l><lb/>
          <l>Er merkt, daß Raufbolds Blick mit Lu&#x017F;t Palla&#x0364;&#x017F;te<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;ah,</hi></l><lb/>
          <l>Ha! (dacht er bey &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t,) denk&#x017F;t du wohl hier<lb/><hi rendition="#et">zu bleiben?</hi></l><lb/>
          <l>Verra&#x0364;ther! meine Li&#x017F;t &#x017F;oll dies &#x017F;chon hintertreiben?</l><lb/>
          <l>Wie leicht verga&#x0364;&#x017F;&#x017F;e&#x017F;t du den Renommi&#x017F;ten&#x017F;tand,</l><lb/>
          <l>Und wu&#x0364;rde&#x017F;t auch ein Narr, gepudert und galant.</l><lb/>
          <l>Nein! dies erlaub ich nicht. Er &#x017F;agts, und la&#x0364;hmt<lb/><hi rendition="#et">dem Pferde</hi></l><lb/>
          <l>Den linken Hinterfuß; es &#x017F;tu&#x0364;rzt, und fa&#x0364;llt zur Erde.</l><lb/>
          <l>Sogleich &#x017F;pringt Raufbold ab, und &#x017F;chreyt voll Rach-<lb/><hi rendition="#et">begier:</hi></l><lb/>
          <l>Auch du noch fa&#x0364;ll&#x017F;t mir um, du canaljo&#x0364;&#x017F;es Thier?</l><lb/>
          <l>Er flucht, und peit&#x017F;chet es mit mo&#x0364;rderi&#x017F;chen Ha&#x0364;nden,</l><lb/>
          <l>Doch es lag, wie es lag, entkra&#x0364;ftet, lahm an Len-<lb/><hi rendition="#et">den.</hi></l><lb/>
          <l>O! (&#x017F;chrie er unmuthsvoll in &#x017F;einer Peit&#x017F;che Knall,)</l><lb/>
          <l>Wa&#x0364;r&#x017F;t du, o Be&#x017F;tje, doch in des Phili&#x017F;ters Stall,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Der</fw><lb/></l>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[10/0074] Der Renommiſt. Damit kein Glaͤubiger den fernen Weg entdeckte. Nun ſieht er, doch zu ſpaͤt, das helle Leipzig nah. Er merkt, daß Raufbolds Blick mit Luſt Pallaͤſte ſah, Ha! (dacht er bey ſich ſelbſt,) denkſt du wohl hier zu bleiben? Verraͤther! meine Liſt ſoll dies ſchon hintertreiben? Wie leicht vergaͤſſeſt du den Renommiſtenſtand, Und wuͤrdeſt auch ein Narr, gepudert und galant. Nein! dies erlaub ich nicht. Er ſagts, und laͤhmt dem Pferde Den linken Hinterfuß; es ſtuͤrzt, und faͤllt zur Erde. Sogleich ſpringt Raufbold ab, und ſchreyt voll Rach- begier: Auch du noch faͤllſt mir um, du canaljoͤſes Thier? Er flucht, und peitſchet es mit moͤrderiſchen Haͤnden, Doch es lag, wie es lag, entkraͤftet, lahm an Len- den. O! (ſchrie er unmuthsvoll in ſeiner Peitſche Knall,) Waͤrſt du, o Beſtje, doch in des Philiſters Stall, Der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/74
Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763], S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/74>, abgerufen am 24.11.2024.