Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763].

Bild:
<< vorherige Seite

Fünfter Gesang.

Als von der fordersten Axe das Rad verrätherisch ablief,
Und die Gräfin sanft in wallende Fluthen hinabsank.
Aber den Augenblick sprang der tapfre Jüngling vom
Wagen,

Faßte die blasse Diana, und hob sie aus schäumenden
Fluthen.

Viel zu spät entdeckte die Nixe die blühende Beute.
Denn der schnelle Baron trug schon die Gräfin ans Ufer.
Welch ein rührender Anblick war es dem rettenden Helden,
Seine Diana durchnäßt in seinen Armen zu sehen!
Zärtlich sah sie ihn an, und sprach: O du! mein Geliebter,
Gern verdank ich es dir, daß du mein Leben gerettet!
Billig hat den verwegnen Entschluß mein Schicksal
bestrafet.

Aber du hast mich gerettet, mein Fritz, wie muß ich dich
lieben!

Dankbar küßt sie der Freyherr vor dieses Geständ-
niß, und lehnet

Jhren zitternden Rücken an einen vertraulichen Ulm-
baum,

Und flog hin nach den Hengsten, und nach den zertrüm-
merten Wagen.

Diese standen, wie Mauren, nicht weit vom verlassenen
Wege,
Gleich-
X 5

Fuͤnfter Geſang.

Als von der forderſten Axe das Rad verraͤtheriſch ablief,
Und die Graͤfin ſanft in wallende Fluthen hinabſank.
Aber den Augenblick ſprang der tapfre Juͤngling vom
Wagen,

Faßte die blaſſe Diana, und hob ſie aus ſchaͤumenden
Fluthen.

Viel zu ſpaͤt entdeckte die Nixe die bluͤhende Beute.
Denn der ſchnelle Baron trug ſchon die Graͤfin ans Ufer.
Welch ein ruͤhrender Anblick war es dem rettenden Helden,
Seine Diana durchnaͤßt in ſeinen Armen zu ſehen!
Zaͤrtlich ſah ſie ihn an, und ſprach: O du! mein Geliebter,
Gern verdank ich es dir, daß du mein Leben gerettet!
Billig hat den verwegnen Entſchluß mein Schickſal
beſtrafet.

Aber du haſt mich gerettet, mein Fritz, wie muß ich dich
lieben!

Dankbar kuͤßt ſie der Freyherr vor dieſes Geſtaͤnd-
niß, und lehnet

Jhren zitternden Ruͤcken an einen vertraulichen Ulm-
baum,

Und flog hin nach den Hengſten, und nach den zertruͤm-
merten Wagen.

Dieſe ſtanden, wie Mauren, nicht weit vom verlaſſenen
Wege,
Gleich-
X 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg>
          <l>
            <pb facs="#f0393" n="329"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Fu&#x0364;nfter Ge&#x017F;ang.</hi> </fw>
          </l><lb/>
          <l>Als von der forder&#x017F;ten Axe das Rad verra&#x0364;theri&#x017F;ch ablief,</l><lb/>
          <l>Und die Gra&#x0364;fin &#x017F;anft in wallende Fluthen hinab&#x017F;ank.</l><lb/>
          <l>Aber den Augenblick &#x017F;prang der tapfre Ju&#x0364;ngling vom<lb/><hi rendition="#et">Wagen,</hi></l><lb/>
          <l>Faßte die bla&#x017F;&#x017F;e Diana, und hob &#x017F;ie aus &#x017F;cha&#x0364;umenden<lb/><hi rendition="#et">Fluthen.</hi></l><lb/>
          <l>Viel zu &#x017F;pa&#x0364;t entdeckte die Nixe die blu&#x0364;hende Beute.</l><lb/>
          <l>Denn der &#x017F;chnelle Baron trug &#x017F;chon die Gra&#x0364;fin ans Ufer.</l><lb/>
          <l>Welch ein ru&#x0364;hrender Anblick war es dem rettenden Helden,</l><lb/>
          <l>Seine Diana durchna&#x0364;ßt in &#x017F;einen Armen zu &#x017F;ehen!</l><lb/>
          <l>Za&#x0364;rtlich &#x017F;ah &#x017F;ie ihn an, und &#x017F;prach: O du! mein Geliebter,</l><lb/>
          <l>Gern verdank ich es dir, daß du mein Leben gerettet!</l><lb/>
          <l>Billig hat den verwegnen Ent&#x017F;chluß mein Schick&#x017F;al<lb/><hi rendition="#et">be&#x017F;trafet.</hi></l><lb/>
          <l>Aber du ha&#x017F;t mich gerettet, mein Fritz, wie muß ich dich<lb/><hi rendition="#et">lieben!</hi></l>
        </lg><lb/>
        <lg>
          <l>Dankbar ku&#x0364;ßt &#x017F;ie der Freyherr vor die&#x017F;es Ge&#x017F;ta&#x0364;nd-<lb/><hi rendition="#et">niß, und lehnet</hi></l><lb/>
          <l>Jhren zitternden Ru&#x0364;cken an einen vertraulichen Ulm-<lb/><hi rendition="#et">baum,</hi></l><lb/>
          <l>Und flog hin nach den Heng&#x017F;ten, und nach den zertru&#x0364;m-<lb/><hi rendition="#et">merten Wagen.</hi></l><lb/>
          <l>Die&#x017F;e &#x017F;tanden, wie Mauren, nicht weit vom verla&#x017F;&#x017F;enen<lb/><hi rendition="#et">Wege,</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">X 5</fw><fw place="bottom" type="catch">Gleich-</fw><lb/></l>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[329/0393] Fuͤnfter Geſang. Als von der forderſten Axe das Rad verraͤtheriſch ablief, Und die Graͤfin ſanft in wallende Fluthen hinabſank. Aber den Augenblick ſprang der tapfre Juͤngling vom Wagen, Faßte die blaſſe Diana, und hob ſie aus ſchaͤumenden Fluthen. Viel zu ſpaͤt entdeckte die Nixe die bluͤhende Beute. Denn der ſchnelle Baron trug ſchon die Graͤfin ans Ufer. Welch ein ruͤhrender Anblick war es dem rettenden Helden, Seine Diana durchnaͤßt in ſeinen Armen zu ſehen! Zaͤrtlich ſah ſie ihn an, und ſprach: O du! mein Geliebter, Gern verdank ich es dir, daß du mein Leben gerettet! Billig hat den verwegnen Entſchluß mein Schickſal beſtrafet. Aber du haſt mich gerettet, mein Fritz, wie muß ich dich lieben! Dankbar kuͤßt ſie der Freyherr vor dieſes Geſtaͤnd- niß, und lehnet Jhren zitternden Ruͤcken an einen vertraulichen Ulm- baum, Und flog hin nach den Hengſten, und nach den zertruͤm- merten Wagen. Dieſe ſtanden, wie Mauren, nicht weit vom verlaſſenen Wege, Gleich- X 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/393
Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763], S. 329. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/393>, abgerufen am 02.05.2024.