Die Augen sprechen nicht mehr zärtliches Verlangen; Schwarz wird sein rother Mund, und schwarz die hol- den Wangen. Die Ohren werden kurz; nichts bleibt, was er sonst trug, Als ein schwarz seidnes Band, das eine Schleife schlug. Dies läßt ihm Zephis noch um seinen Hals sich winden, Und nahet sich voll Hohn, ein Halsband draus zu binden. Er that es, und verschwand. Hier lag nun Balamir, Gleich einem kleinen Mops, vor seiner Schöne Thür. Verdammte Zauberey! wollt er mit Thränen sagen, Doch Thränen flossen nicht, er heult nur wilde Klagen. Er scharret, und man macht Selindens Zimmer auf, Sogleich floh er zu ihr mit schmeichelhaftem Lauf; Er suchte seine Noth ihr traurig vorzustellen, Allein sie hörte nur ihn unverständlich bellen. Sie nahm das schöne Thier liebkosend auf den Schooß,
Und
Erſtes Buch.
Die Augen ſprechen nicht mehr zaͤrtliches Verlangen; Schwarz wird ſein rother Mund, und ſchwarz die hol- den Wangen. Die Ohren werden kurz; nichts bleibt, was er ſonſt trug, Als ein ſchwarz ſeidnes Band, das eine Schleife ſchlug. Dies laͤßt ihm Zephis noch um ſeinen Hals ſich winden, Und nahet ſich voll Hohn, ein Halsband draus zu binden. Er that es, und verſchwand. Hier lag nun Balamir, Gleich einem kleinen Mops, vor ſeiner Schoͤne Thuͤr. Verdammte Zauberey! wollt er mit Thraͤnen ſagen, Doch Thraͤnen floſſen nicht, er heult nur wilde Klagen. Er ſcharret, und man macht Selindens Zimmer auf, Sogleich floh er zu ihr mit ſchmeichelhaftem Lauf; Er ſuchte ſeine Noth ihr traurig vorzuſtellen, Allein ſie hoͤrte nur ihn unverſtaͤndlich bellen. Sie nahm das ſchoͤne Thier liebkoſend auf den Schooß,
Und
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Erſtes Buch.
Die Augen ſprechen nicht mehr zaͤrtliches Verlangen;
Schwarz wird ſein rother Mund, und ſchwarz die hol-
den Wangen.
Die Ohren werden kurz; nichts bleibt, was er ſonſt
trug,
Als ein ſchwarz ſeidnes Band, das eine Schleife ſchlug.
Dies laͤßt ihm Zephis noch um ſeinen Hals ſich winden,
Und nahet ſich voll Hohn, ein Halsband draus zu binden.
Er that es, und verſchwand. Hier lag nun Balamir,
Gleich einem kleinen Mops, vor ſeiner Schoͤne
Thuͤr.
Verdammte Zauberey! wollt er mit Thraͤnen ſagen,
Doch Thraͤnen floſſen nicht, er heult nur wilde
Klagen.
Er ſcharret, und man macht Selindens Zimmer auf,
Sogleich floh er zu ihr mit ſchmeichelhaftem Lauf;
Er ſuchte ſeine Noth ihr traurig vorzuſtellen,
Allein ſie hoͤrte nur ihn unverſtaͤndlich bellen.
Sie nahm das ſchoͤne Thier liebkoſend auf den Schooß,
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Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763], S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/253>, abgerufen am 22.11.2024.
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