Und in der sanften Nacht die stillen Lüfte theilt: So hört man ihren Schritt, und den gezognen Degen, So leise sie auch gehn, ein sanft Geräusch erregen.
Da, wo der grüne Thurm am Rathhaus sich erhebt, Sind die Behausungen, die ewge Nacht begräbt; Der Knechte Schaar wohnt hier. Das fürchterliche Schrecken Steht an dem dunklen Thor; und an den beyden Ecken Lauscht in der Dämmerung schreckvoller Einsamkeit, Die schlaue Hinterlist, und die Verwegenheit. Der Renommist steht still, und eh er weiter eilet, Ward also sein Befehl dem kleinen Heer ertheilet: Mein Fuß tritt ietzt den Weg zu ewgem Nachruhm an, Doch keiner folge mir zu dieser Ehrenbahn! Die That ist schwer, und groß, und kühn mein Unter- fangen, Den Lorberkranz davon will ich allein erlangen.
Von
Fuͤnfter Geſang.
Und in der ſanften Nacht die ſtillen Luͤfte theilt: So hoͤrt man ihren Schritt, und den gezognen Degen, So leiſe ſie auch gehn, ein ſanft Geraͤuſch erregen.
Da, wo der gruͤne Thurm am Rathhaus ſich erhebt, Sind die Behauſungen, die ewge Nacht begraͤbt; Der Knechte Schaar wohnt hier. Das fuͤrchterliche Schrecken Steht an dem dunklen Thor; und an den beyden Ecken Lauſcht in der Daͤmmerung ſchreckvoller Einſamkeit, Die ſchlaue Hinterliſt, und die Verwegenheit. Der Renommiſt ſteht ſtill, und eh er weiter eilet, Ward alſo ſein Befehl dem kleinen Heer ertheilet: Mein Fuß tritt ietzt den Weg zu ewgem Nachruhm an, Doch keiner folge mir zu dieſer Ehrenbahn! Die That iſt ſchwer, und groß, und kuͤhn mein Unter- fangen, Den Lorberkranz davon will ich allein erlangen.
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Fuͤnfter Geſang.
Und in der ſanften Nacht die ſtillen Luͤfte theilt:
So hoͤrt man ihren Schritt, und den gezognen
Degen,
So leiſe ſie auch gehn, ein ſanft Geraͤuſch erregen.
Da, wo der gruͤne Thurm am Rathhaus ſich
erhebt,
Sind die Behauſungen, die ewge Nacht begraͤbt;
Der Knechte Schaar wohnt hier. Das fuͤrchterliche
Schrecken
Steht an dem dunklen Thor; und an den beyden Ecken
Lauſcht in der Daͤmmerung ſchreckvoller Einſamkeit,
Die ſchlaue Hinterliſt, und die Verwegenheit.
Der Renommiſt ſteht ſtill, und eh er weiter eilet,
Ward alſo ſein Befehl dem kleinen Heer ertheilet:
Mein Fuß tritt ietzt den Weg zu ewgem Nachruhm an,
Doch keiner folge mir zu dieſer Ehrenbahn!
Die That iſt ſchwer, und groß, und kuͤhn mein Unter-
fangen,
Den Lorberkranz davon will ich allein erlangen.
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Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763], S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/189>, abgerufen am 16.02.2025.
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