Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763].

Bild:
<< vorherige Seite

Dritter Gesang.

Und seine ganze Tracht war widerlich und fremd.
Es wieherten indeß von fern geschmückte Rosse,
Der Stutzer ward bestürzt, beym Anblick der Carosse.
Selinde saß darin. Der Schönheit Wunderschein
Verklärt Sylvans Gesicht, und Raufbold ward zum
Stein.

Nun, Bruder, (sprach Sylvan,) mich dünkt, du bist
getroffen. --

Kan man dies Mädchen denn nicht nah zu sehen
hoffen?
(Sprach Raufbold ganz verwirrt.) Es lächelte Sylvan,

Und fieng also zu ihm mit süßen Mienen an:
Du sollst den höchsten Grad von meiner Freundschaft
sehen,

Und sollst den Nachmittag mit zu Selinden gehen;
Doch, Raufbold, anders nicht, als wenn du dich be-
kehrst,

Und dieses schöne Kind durch deine Tracht verehrst.
Gern wollt ich dir ein Kleid von meinen Kleidern
leihen;

Allein du möchtest mir den Antrag nicht verzeihen.

Wohlan,
F 2

Dritter Geſang.

Und ſeine ganze Tracht war widerlich und fremd.
Es wieherten indeß von fern geſchmuͤckte Roſſe,
Der Stutzer ward beſtuͤrzt, beym Anblick der Caroſſe.
Selinde ſaß darin. Der Schoͤnheit Wunderſchein
Verklaͤrt Sylvans Geſicht, und Raufbold ward zum
Stein.

Nun, Bruder, (ſprach Sylvan,) mich duͤnkt, du biſt
getroffen. —

Kan man dies Maͤdchen denn nicht nah zu ſehen
hoffen?
(Sprach Raufbold ganz verwirrt.) Es laͤchelte Sylvan,

Und fieng alſo zu ihm mit ſuͤßen Mienen an:
Du ſollſt den hoͤchſten Grad von meiner Freundſchaft
ſehen,

Und ſollſt den Nachmittag mit zu Selinden gehen;
Doch, Raufbold, anders nicht, als wenn du dich be-
kehrſt,

Und dieſes ſchoͤne Kind durch deine Tracht verehrſt.
Gern wollt ich dir ein Kleid von meinen Kleidern
leihen;

Allein du moͤchteſt mir den Antrag nicht verzeihen.

Wohlan,
F 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg>
          <l>
            <pb facs="#f0147" n="83"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Dritter Ge&#x017F;ang.</hi> </fw>
          </l><lb/>
          <l>Und &#x017F;eine ganze Tracht war widerlich und fremd.</l><lb/>
          <l>Es wieherten indeß von fern ge&#x017F;chmu&#x0364;ckte Ro&#x017F;&#x017F;e,</l><lb/>
          <l>Der Stutzer ward be&#x017F;tu&#x0364;rzt, beym Anblick der Caro&#x017F;&#x017F;e.</l><lb/>
          <l>Selinde &#x017F;aß darin. Der Scho&#x0364;nheit Wunder&#x017F;chein</l><lb/>
          <l>Verkla&#x0364;rt Sylvans Ge&#x017F;icht, und Raufbold ward zum<lb/><hi rendition="#et">Stein.</hi></l><lb/>
          <l>Nun, Bruder, (&#x017F;prach Sylvan,) mich du&#x0364;nkt, du bi&#x017F;t<lb/><hi rendition="#et">getroffen. &#x2014;</hi></l><lb/>
          <l>Kan man dies Ma&#x0364;dchen denn nicht nah zu &#x017F;ehen<lb/><hi rendition="#et">hoffen?</hi><lb/>
(Sprach Raufbold ganz verwirrt.) Es la&#x0364;chelte Sylvan,</l><lb/>
          <l>Und fieng al&#x017F;o zu ihm mit &#x017F;u&#x0364;ßen Mienen an:</l><lb/>
          <l>Du &#x017F;oll&#x017F;t den ho&#x0364;ch&#x017F;ten Grad von meiner Freund&#x017F;chaft<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;ehen,</hi></l><lb/>
          <l>Und &#x017F;oll&#x017F;t den Nachmittag mit zu Selinden gehen;</l><lb/>
          <l>Doch, Raufbold, anders nicht, als wenn du dich be-<lb/><hi rendition="#et">kehr&#x017F;t,</hi></l><lb/>
          <l>Und die&#x017F;es &#x017F;cho&#x0364;ne Kind durch deine Tracht verehr&#x017F;t.</l><lb/>
          <l>Gern wollt ich dir ein Kleid von meinen Kleidern<lb/><hi rendition="#et">leihen;</hi></l><lb/>
          <l>Allein du mo&#x0364;chte&#x017F;t mir den Antrag nicht verzeihen.<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">F 2</fw><fw place="bottom" type="catch">Wohlan,</fw><lb/></l>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[83/0147] Dritter Geſang. Und ſeine ganze Tracht war widerlich und fremd. Es wieherten indeß von fern geſchmuͤckte Roſſe, Der Stutzer ward beſtuͤrzt, beym Anblick der Caroſſe. Selinde ſaß darin. Der Schoͤnheit Wunderſchein Verklaͤrt Sylvans Geſicht, und Raufbold ward zum Stein. Nun, Bruder, (ſprach Sylvan,) mich duͤnkt, du biſt getroffen. — Kan man dies Maͤdchen denn nicht nah zu ſehen hoffen? (Sprach Raufbold ganz verwirrt.) Es laͤchelte Sylvan, Und fieng alſo zu ihm mit ſuͤßen Mienen an: Du ſollſt den hoͤchſten Grad von meiner Freundſchaft ſehen, Und ſollſt den Nachmittag mit zu Selinden gehen; Doch, Raufbold, anders nicht, als wenn du dich be- kehrſt, Und dieſes ſchoͤne Kind durch deine Tracht verehrſt. Gern wollt ich dir ein Kleid von meinen Kleidern leihen; Allein du moͤchteſt mir den Antrag nicht verzeihen. Wohlan, F 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/147
Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763], S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/147>, abgerufen am 29.03.2024.