Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763].

Bild:
<< vorherige Seite

Der Renommist.

Du, zierlicher Brador, setz dich auf deine Schleife,
Daß um den weißen Hals dein schwarz Gefieder streife;
Und wenn der Geist Charmant die Knie ihm zier-
lich beugt,

So mache, daß sein Haupt sich gleichfalls artig neigt.
Du aber, Seladon, liebäugle mit den Blicken,
Die Schönen, die ihn sehn, betrügrisch zu bestricken.
Beredter Florimand, den Mund eröfne du,
Wenn sein Verstand nicht denkt; und denkt er, schließ
ihn zu.

Jhr andern Geister könt auf seinem Hute sitzen.
Die Tresse soll ein Theil, ein Theil die Feder schützen.
Da, wo sein schrof Toppee die höchste Spitze macht,
Nehm ich selbst meinen Sitz. Nehmt ihr mein Wort
in Acht:

Und wird Sylvan beschützt; so will ich euch beglücken;
Wo nicht, so sollen euch die schwersten Strafen drücken.
Der eine soll zwölf Jahr mit steifem Rücken stehn;

Der

Der Renommiſt.

Du, zierlicher Brador, ſetz dich auf deine Schleife,
Daß um den weißen Hals dein ſchwarz Gefieder ſtreife;
Und wenn der Geiſt Charmant die Knie ihm zier-
lich beugt,

So mache, daß ſein Haupt ſich gleichfalls artig neigt.
Du aber, Seladon, liebaͤugle mit den Blicken,
Die Schoͤnen, die ihn ſehn, betruͤgriſch zu beſtricken.
Beredter Florimand, den Mund eroͤfne du,
Wenn ſein Verſtand nicht denkt; und denkt er, ſchließ
ihn zu.

Jhr andern Geiſter koͤnt auf ſeinem Hute ſitzen.
Die Treſſe ſoll ein Theil, ein Theil die Feder ſchuͤtzen.
Da, wo ſein ſchrof Toppee die hoͤchſte Spitze macht,
Nehm ich ſelbſt meinen Sitz. Nehmt ihr mein Wort
in Acht:

Und wird Sylvan beſchuͤtzt; ſo will ich euch begluͤcken;
Wo nicht, ſo ſollen euch die ſchwerſten Strafen druͤcken.
Der eine ſoll zwoͤlf Jahr mit ſteifem Ruͤcken ſtehn;

Der
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg>
          <l>
            <pb facs="#f0138" n="74"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Der Renommi&#x017F;t.</hi> </fw>
          </l><lb/>
          <l>Du, zierlicher Brador, &#x017F;etz dich auf deine Schleife,</l><lb/>
          <l>Daß um den weißen Hals dein &#x017F;chwarz Gefieder &#x017F;treife;</l><lb/>
          <l>Und wenn der Gei&#x017F;t Charmant die Knie ihm zier-<lb/><hi rendition="#et">lich beugt,</hi></l><lb/>
          <l>So mache, daß &#x017F;ein Haupt &#x017F;ich gleichfalls artig neigt.</l><lb/>
          <l>Du aber, Seladon, lieba&#x0364;ugle mit den Blicken,</l><lb/>
          <l>Die Scho&#x0364;nen, die ihn &#x017F;ehn, betru&#x0364;gri&#x017F;ch zu be&#x017F;tricken.</l><lb/>
          <l>Beredter Florimand, den Mund ero&#x0364;fne du,</l><lb/>
          <l>Wenn &#x017F;ein Ver&#x017F;tand nicht denkt; und denkt er, &#x017F;chließ<lb/><hi rendition="#et">ihn zu.</hi></l><lb/>
          <l>Jhr andern Gei&#x017F;ter ko&#x0364;nt auf &#x017F;einem Hute &#x017F;itzen.</l><lb/>
          <l>Die Tre&#x017F;&#x017F;e &#x017F;oll ein Theil, ein Theil die Feder &#x017F;chu&#x0364;tzen.</l><lb/>
          <l>Da, wo &#x017F;ein &#x017F;chrof Toppee die ho&#x0364;ch&#x017F;te Spitze macht,</l><lb/>
          <l>Nehm ich &#x017F;elb&#x017F;t meinen Sitz. Nehmt ihr mein Wort<lb/><hi rendition="#et">in Acht:</hi></l><lb/>
          <l>Und wird Sylvan be&#x017F;chu&#x0364;tzt; &#x017F;o will ich euch beglu&#x0364;cken;</l><lb/>
          <l>Wo nicht, &#x017F;o &#x017F;ollen euch die &#x017F;chwer&#x017F;ten Strafen dru&#x0364;cken.</l><lb/>
          <l>Der eine &#x017F;oll zwo&#x0364;lf Jahr mit &#x017F;teifem Ru&#x0364;cken &#x017F;tehn;<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Der</fw><lb/></l>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[74/0138] Der Renommiſt. Du, zierlicher Brador, ſetz dich auf deine Schleife, Daß um den weißen Hals dein ſchwarz Gefieder ſtreife; Und wenn der Geiſt Charmant die Knie ihm zier- lich beugt, So mache, daß ſein Haupt ſich gleichfalls artig neigt. Du aber, Seladon, liebaͤugle mit den Blicken, Die Schoͤnen, die ihn ſehn, betruͤgriſch zu beſtricken. Beredter Florimand, den Mund eroͤfne du, Wenn ſein Verſtand nicht denkt; und denkt er, ſchließ ihn zu. Jhr andern Geiſter koͤnt auf ſeinem Hute ſitzen. Die Treſſe ſoll ein Theil, ein Theil die Feder ſchuͤtzen. Da, wo ſein ſchrof Toppee die hoͤchſte Spitze macht, Nehm ich ſelbſt meinen Sitz. Nehmt ihr mein Wort in Acht: Und wird Sylvan beſchuͤtzt; ſo will ich euch begluͤcken; Wo nicht, ſo ſollen euch die ſchwerſten Strafen druͤcken. Der eine ſoll zwoͤlf Jahr mit ſteifem Ruͤcken ſtehn; Der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/138
Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763], S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/138>, abgerufen am 24.11.2024.