Sein Rohr aus Jndien ziert ein besondrer Knopf, Aus Meißner Porcellan ein Frauenzimmerkopf; Der unbeseelte Thon sprach in das Aug Entzücken; Der Reiz war auf der Stirn, der Muthwill in den Blicken.
So stellte sich das Haupt von Leipzigs Stu- tzern dar. Es rauschte West und Rock, es duftete sein Haar, Und um ihn her goß sich, in süßer Atmosphäre, Lavendel und Jesmin, der schönen Welt zur Ehre. Ein kühnes Entrechat trug ihn zum Spiegelglas, Wo er Toppee und Haar noch einmal klügelnd maß; Doch hätt ihn, da der Schmuck ihm allzuschön ge- glücket, Beynah sein eignes Bild, wie den Narciß, entzücket. Jndeß trat sein Lakay ins duftende Gemach, Und sagte: Gnädger Herr, ich fragt im Hechte nach; Jhr Traum hat wahr geredt; Herr Raufbold ist ge- kommen,
Die
Der Renommiſt.
Sein Rohr aus Jndien ziert ein beſondrer Knopf, Aus Meißner Porcellan ein Frauenzimmerkopf; Der unbeſeelte Thon ſprach in das Aug Entzuͤcken; Der Reiz war auf der Stirn, der Muthwill in den Blicken.
So ſtellte ſich das Haupt von Leipzigs Stu- tzern dar. Es rauſchte Weſt und Rock, es duftete ſein Haar, Und um ihn her goß ſich, in ſuͤßer Atmoſphaͤre, Lavendel und Jesmin, der ſchoͤnen Welt zur Ehre. Ein kuͤhnes Entrechat trug ihn zum Spiegelglas, Wo er Toppee und Haar noch einmal kluͤgelnd maß; Doch haͤtt ihn, da der Schmuck ihm allzuſchoͤn ge- gluͤcket, Beynah ſein eignes Bild, wie den Narciß, entzuͤcket. Jndeß trat ſein Lakay ins duftende Gemach, Und ſagte: Gnaͤdger Herr, ich fragt im Hechte nach; Jhr Traum hat wahr geredt; Herr Raufbold iſt ge- kommen,
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Der Renommiſt.
Sein Rohr aus Jndien ziert ein beſondrer Knopf,
Aus Meißner Porcellan ein Frauenzimmerkopf;
Der unbeſeelte Thon ſprach in das Aug Entzuͤcken;
Der Reiz war auf der Stirn, der Muthwill in den
Blicken.
So ſtellte ſich das Haupt von Leipzigs Stu-
tzern dar.
Es rauſchte Weſt und Rock, es duftete ſein Haar,
Und um ihn her goß ſich, in ſuͤßer Atmoſphaͤre,
Lavendel und Jesmin, der ſchoͤnen Welt zur Ehre.
Ein kuͤhnes Entrechat trug ihn zum Spiegelglas,
Wo er Toppee und Haar noch einmal kluͤgelnd maß;
Doch haͤtt ihn, da der Schmuck ihm allzuſchoͤn ge-
gluͤcket,
Beynah ſein eignes Bild, wie den Narciß, entzuͤcket.
Jndeß trat ſein Lakay ins duftende Gemach,
Und ſagte: Gnaͤdger Herr, ich fragt im Hechte nach;
Jhr Traum hat wahr geredt; Herr Raufbold iſt ge-
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Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763], S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/136>, abgerufen am 16.02.2025.
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