So mächtig ist der Reiz, der unsre Mod umgiebt. Sie sprach also zu ihm: O Stürmer von der Saale, Dein Herz eröfne sich vor meinem sanften Strale, Der ietzt zum erstenmal auf einen Schläger fällt; Und sieh, die Königin der jungen artgen Welt Entdeckt im Traume dir, was Bücher dir verhehlen, Und dunkle Weisen nicht im Hörsaal euch erzählen. Das Schreyen deiner Schaar hat unsre Lust gestört; Selbst die Galanterie hat es erstaunt gehört; Der Schutzgeist Leipzigs kam, und hat mit vielen Klagen Die jensche Raserey der Göttin vorgetragen. O Held, erzürne nicht die Göttin, deren Macht Vielleicht die Schönste dir der Nymphen zugedacht. Jch kan allein ihr Herz zu deinem Glück versöhnen, Jch wills, wenn du versprichst, mich nicht mehr zu verhöhnen.
Sey
D
Zweyter Geſang.
So maͤchtig iſt der Reiz, der unſre Mod umgiebt. Sie ſprach alſo zu ihm: O Stuͤrmer von der Saale, Dein Herz eroͤfne ſich vor meinem ſanften Strale, Der ietzt zum erſtenmal auf einen Schlaͤger faͤllt; Und ſieh, die Koͤnigin der jungen artgen Welt Entdeckt im Traume dir, was Buͤcher dir verhehlen, Und dunkle Weiſen nicht im Hoͤrſaal euch erzaͤhlen. Das Schreyen deiner Schaar hat unſre Luſt geſtoͤrt; Selbſt die Galanterie hat es erſtaunt gehoͤrt; Der Schutzgeiſt Leipzigs kam, und hat mit vielen Klagen Die jenſche Raſerey der Goͤttin vorgetragen. O Held, erzuͤrne nicht die Goͤttin, deren Macht Vielleicht die Schoͤnſte dir der Nymphen zugedacht. Jch kan allein ihr Herz zu deinem Gluͤck verſoͤhnen, Jch wills, wenn du verſprichſt, mich nicht mehr zu verhoͤhnen.
Sey
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Zweyter Geſang.
So maͤchtig iſt der Reiz, der unſre Mod umgiebt.
Sie ſprach alſo zu ihm: O Stuͤrmer von der Saale,
Dein Herz eroͤfne ſich vor meinem ſanften Strale,
Der ietzt zum erſtenmal auf einen Schlaͤger faͤllt;
Und ſieh, die Koͤnigin der jungen artgen Welt
Entdeckt im Traume dir, was Buͤcher dir verhehlen,
Und dunkle Weiſen nicht im Hoͤrſaal euch erzaͤhlen.
Das Schreyen deiner Schaar hat unſre Luſt geſtoͤrt;
Selbſt die Galanterie hat es erſtaunt gehoͤrt;
Der Schutzgeiſt Leipzigs kam, und hat mit vielen Klagen
Die jenſche Raſerey der Goͤttin vorgetragen.
O Held, erzuͤrne nicht die Goͤttin, deren Macht
Vielleicht die Schoͤnſte dir der Nymphen zugedacht.
Jch kan allein ihr Herz zu deinem Gluͤck verſoͤhnen,
Jch wills, wenn du verſprichſt, mich nicht mehr zu
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Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763], S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/113>, abgerufen am 24.11.2024.
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