Doch die Galanterie, die zwar im Saal geblieben, Die aber Furcht und Angst hoch auf das Chor getrieben, Sah ganz erstaunt um sich, und rief der Mode zu: O Freundin, welch ein Volk! und dieses leidest du? Wie frech hat nicht der Mund der Rasenden gesungen! Wie manches niedre Wort ist in mein Ohr gedrungen! Doch, Mode, laß nicht zu, daß dieser Renommist, Zum Trutz der artgen Welt, ein solcher Unhold ist. Der Schläger muß durchaus in Leipzig sich bekehren. Hat ein Sylvan gelernt, dich eifrig zu verehren, Ein Schläger so wie er; vom jenischen Gebrauch So sehr, wie er, befleckt; so lernt es Raufbold auch. Kein Schneider müßte mehr die Mode loben können; Kein Mädchen müßte mehr mit schwarzen Augen brennen;
Des
Zweyter Geſang.
Und jeder ſinket bald auf ſeine Lagerſtatt.
Doch die Galanterie, die zwar im Saal geblieben, Die aber Furcht und Angſt hoch auf das Chor getrieben, Sah ganz erſtaunt um ſich, und rief der Mode zu: O Freundin, welch ein Volk! und dieſes leideſt du? Wie frech hat nicht der Mund der Raſenden geſungen! Wie manches niedre Wort iſt in mein Ohr gedrungen! Doch, Mode, laß nicht zu, daß dieſer Renommiſt, Zum Trutz der artgen Welt, ein ſolcher Unhold iſt. Der Schlaͤger muß durchaus in Leipzig ſich bekehren. Hat ein Sylvan gelernt, dich eifrig zu verehren, Ein Schlaͤger ſo wie er; vom jeniſchen Gebrauch So ſehr, wie er, befleckt; ſo lernt es Raufbold auch. Kein Schneider muͤßte mehr die Mode loben koͤnnen; Kein Maͤdchen muͤßte mehr mit ſchwarzen Augen brennen;
Des
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Zweyter Geſang.
Und jeder ſinket bald auf ſeine Lagerſtatt.
Doch die Galanterie, die zwar im Saal geblieben,
Die aber Furcht und Angſt hoch auf das Chor getrieben,
Sah ganz erſtaunt um ſich, und rief der Mode zu:
O Freundin, welch ein Volk! und dieſes leideſt du?
Wie frech hat nicht der Mund der Raſenden geſungen!
Wie manches niedre Wort iſt in mein Ohr gedrungen!
Doch, Mode, laß nicht zu, daß dieſer Renommiſt,
Zum Trutz der artgen Welt, ein ſolcher Unhold iſt.
Der Schlaͤger muß durchaus in Leipzig ſich bekehren.
Hat ein Sylvan gelernt, dich eifrig zu verehren,
Ein Schlaͤger ſo wie er; vom jeniſchen Gebrauch
So ſehr, wie er, befleckt; ſo lernt es Raufbold auch.
Kein Schneider muͤßte mehr die Mode loben koͤnnen;
Kein Maͤdchen muͤßte mehr mit ſchwarzen Augen
brennen;
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Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763], S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/109>, abgerufen am 16.02.2025.
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