Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867.

Bild:
<< vorherige Seite

Bewegung der Elektricität.
gegossen. Letztere Flüssigkeit muss ebenso wie die Kupfervitriolkrystalle dann und
wann erneuert werden. Im übrigen kann ein solches Element einige Jahre gebraucht
werden. Nach Ablauf dieser Zeit wird eine Erneuerung der Papiermasse erforderlich.
Die Stärke eines Elements ist schwächer als die eines gewöhnlichen Daniell'schen;
doch ist eine Batterie von 60 Elementen für die meisten Zwecke genügend. Eine
andere Modification der Daniell'schen Kette ist die neuerdings vielfach in der Tele-
graphie zur Anwendung gekommene Meidinger'sche Batterie, die ebenfalls viele
Monate unverändert bleibt und den Vorzug hat, dass ihre Reinigung und Erneuerung
sehr einfach ist, während diese bei der Siemens'schen Batterie wegen der Zubereitung
der Papiermasse meistens dem Mechaniker überlassen werden muss.

2) Die Stöhrer'sche Zinkkohlenbatterie. Sie besteht aus einer Anzahl
(bis zu 32) Zinkkohleelementen, welche in folgender Weise construirt sind: die Kohle
hat selbst die Form einer Zelle und macht daher die Anwendung einer Thonzelle
überflüssig, das Innere der Kohle wird mit Sand gefüllt, der mit 10--12 Tropfen
einer concentrirten Chromsäurelösung imprägnirt ist. Aussen wird die Kohle von
einem amalgamirten Zinkcylinder umgeben und taucht mit diesem in ein Gefäss
mit verdünnter Schwefelsäure. Man kann diese Elemente, die von beträchtlich stär-
kerer Wirkung, aber weniger constant sind als die Siemens'schen, in der in
Fig. 204 angegebenen Weise mit einander verbinden, indem man die Kohlen-
und Zinkcylinder an einem besonderen Träger befestigt, so dass sie jeden Augenblick
in die mit Schwefelsäure gefüllten Gläser gesenkt oder wieder aus ihnen emporgehoben
werden können. Die Siemens'sche Batterie ist, mit Beigabe verschiedener Hülfsvor-
richtungen und vollständig zum Gebrauche fertig, von Krüger und Hirschmann
in Berlin, die Meidinger'sche von Meidinger in Karlsruhe, die Stöhrer'sche eben-
falls mit verschiedenen Hülfsvorrichtungen von Stöhrer in Leipzig zu beziehen.

Um den Strom zu den Theilen, auf welche er einwirken soll, hinzuleiten, be-
nützt man in der Regel mit Seide übersponnene Kupferdrähte, welche in die Draht-
klemmen K und Z der Elemente eingeschraubt werden. Um den Strom leicht jeden
Augenblick unterbrechen und schliessen zn können, schneidet man den einen der Lei-
tungsdrähte entzwei und lässt beide Enden, nachdem sie zuvor amalgamirt sind, in
ein mit Quecksilber gefülltes Näpfchen eintauchen, das Kupfer amalgirt man am be-
quemsten durch Eintauchen in salpetersaure Quecksilberlösung. Soll zugleich die Rich-
tung des Stroms jeden Augenblick gewechselt werden können, so bedient man sich des
Stromwenders oder Gyrotropen. Der gewöhnlich angewandte Pohl'sche Gyrotrop
ist in Fig. 207 dargestellt. Auf einem hölzernen Brett befinden sich sechs Quecksilber-
näpfchen. Die Näpfchen a und c stehen durch den Kupferdraht m, die Näpfchen b

[Abbildung] Fig. 207.
und d durch den Kupferdraht n mit einander in Verbindung, die Drähte m und n
dürfen sich nicht berühren. g ist ein Glasstab, auf dessen beide Enden Kupferhülsen
festgekittet sind, von denen aus kupferne Füsse in den Näpfchen e und f stehen.
Ferner befindet sich an jeder Hülse ein Bügel aus Kupferdraht (x und y). Es bildet

Bewegung der Elektricität.
gegossen. Letztere Flüssigkeit muss ebenso wie die Kupfervitriolkrystalle dann und
wann erneuert werden. Im übrigen kann ein solches Element einige Jahre gebraucht
werden. Nach Ablauf dieser Zeit wird eine Erneuerung der Papiermasse erforderlich.
Die Stärke eines Elements ist schwächer als die eines gewöhnlichen Daniell’schen;
doch ist eine Batterie von 60 Elementen für die meisten Zwecke genügend. Eine
andere Modification der Daniell’schen Kette ist die neuerdings vielfach in der Tele-
graphie zur Anwendung gekommene Meidinger’sche Batterie, die ebenfalls viele
Monate unverändert bleibt und den Vorzug hat, dass ihre Reinigung und Erneuerung
sehr einfach ist, während diese bei der Siemens’schen Batterie wegen der Zubereitung
der Papiermasse meistens dem Mechaniker überlassen werden muss.

2) Die Stöhrer’sche Zinkkohlenbatterie. Sie besteht aus einer Anzahl
(bis zu 32) Zinkkohleelementen, welche in folgender Weise construirt sind: die Kohle
hat selbst die Form einer Zelle und macht daher die Anwendung einer Thonzelle
überflüssig, das Innere der Kohle wird mit Sand gefüllt, der mit 10—12 Tropfen
einer concentrirten Chromsäurelösung imprägnirt ist. Aussen wird die Kohle von
einem amalgamirten Zinkcylinder umgeben und taucht mit diesem in ein Gefäss
mit verdünnter Schwefelsäure. Man kann diese Elemente, die von beträchtlich stär-
kerer Wirkung, aber weniger constant sind als die Siemens’schen, in der in
Fig. 204 angegebenen Weise mit einander verbinden, indem man die Kohlen-
und Zinkcylinder an einem besonderen Träger befestigt, so dass sie jeden Augenblick
in die mit Schwefelsäure gefüllten Gläser gesenkt oder wieder aus ihnen emporgehoben
werden können. Die Siemens’sche Batterie ist, mit Beigabe verschiedener Hülfsvor-
richtungen und vollständig zum Gebrauche fertig, von Krüger und Hirschmann
in Berlin, die Meidinger’sche von Meidinger in Karlsruhe, die Stöhrer’sche eben-
falls mit verschiedenen Hülfsvorrichtungen von Stöhrer in Leipzig zu beziehen.

Um den Strom zu den Theilen, auf welche er einwirken soll, hinzuleiten, be-
nützt man in der Regel mit Seide übersponnene Kupferdrähte, welche in die Draht-
klemmen K und Z der Elemente eingeschraubt werden. Um den Strom leicht jeden
Augenblick unterbrechen und schliessen zn können, schneidet man den einen der Lei-
tungsdrähte entzwei und lässt beide Enden, nachdem sie zuvor amalgamirt sind, in
ein mit Quecksilber gefülltes Näpfchen eintauchen, das Kupfer amalgirt man am be-
quemsten durch Eintauchen in salpetersaure Quecksilberlösung. Soll zugleich die Rich-
tung des Stroms jeden Augenblick gewechselt werden können, so bedient man sich des
Stromwenders oder Gyrotropen. Der gewöhnlich angewandte Pohl’sche Gyrotrop
ist in Fig. 207 dargestellt. Auf einem hölzernen Brett befinden sich sechs Quecksilber-
näpfchen. Die Näpfchen a und c stehen durch den Kupferdraht m, die Näpfchen b

[Abbildung] Fig. 207.
und d durch den Kupferdraht n mit einander in Verbindung, die Drähte m und n
dürfen sich nicht berühren. g ist ein Glasstab, auf dessen beide Enden Kupferhülsen
festgekittet sind, von denen aus kupferne Füsse in den Näpfchen e und f stehen.
Ferner befindet sich an jeder Hülse ein Bügel aus Kupferdraht (x und y). Es bildet

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0483" n="461"/><fw place="top" type="header">Bewegung der Elektricität.</fw><lb/>
gegossen. Letztere Flüssigkeit muss ebenso wie die Kupfervitriolkrystalle dann und<lb/>
wann erneuert werden. Im übrigen kann ein solches Element einige Jahre gebraucht<lb/>
werden. Nach Ablauf dieser Zeit wird eine Erneuerung der Papiermasse erforderlich.<lb/>
Die Stärke eines Elements ist schwächer als die eines gewöhnlichen <hi rendition="#g">Daniell</hi>&#x2019;schen;<lb/>
doch ist eine Batterie von 60 Elementen für die meisten Zwecke genügend. Eine<lb/>
andere Modification der <hi rendition="#g">Daniell</hi>&#x2019;schen Kette ist die neuerdings vielfach in der Tele-<lb/>
graphie zur Anwendung gekommene <hi rendition="#g">Meidinger</hi>&#x2019;sche Batterie, die ebenfalls viele<lb/>
Monate unverändert bleibt und den Vorzug hat, dass ihre Reinigung und Erneuerung<lb/>
sehr einfach ist, während diese bei der <hi rendition="#g">Siemens</hi>&#x2019;schen Batterie wegen der Zubereitung<lb/>
der Papiermasse meistens dem Mechaniker überlassen werden muss.</p><lb/>
          <p>2) <hi rendition="#g">Die Stöhrer&#x2019;sche Zinkkohlenbatterie</hi>. Sie besteht aus einer Anzahl<lb/>
(bis zu 32) Zinkkohleelementen, welche in folgender Weise construirt sind: die Kohle<lb/>
hat selbst die Form einer Zelle und macht daher die Anwendung einer Thonzelle<lb/>
überflüssig, das Innere der Kohle wird mit Sand gefüllt, der mit 10&#x2014;12 Tropfen<lb/>
einer concentrirten Chromsäurelösung imprägnirt ist. Aussen wird die Kohle von<lb/>
einem amalgamirten Zinkcylinder umgeben und taucht mit diesem in ein Gefäss<lb/>
mit verdünnter Schwefelsäure. Man kann diese Elemente, die von beträchtlich stär-<lb/>
kerer Wirkung, aber weniger constant sind als die <hi rendition="#g">Siemens</hi>&#x2019;schen, in der in<lb/>
Fig. 204 angegebenen Weise mit einander verbinden, indem man die Kohlen-<lb/>
und Zinkcylinder an einem besonderen Träger befestigt, so dass sie jeden Augenblick<lb/>
in die mit Schwefelsäure gefüllten Gläser gesenkt oder wieder aus ihnen emporgehoben<lb/>
werden können. Die <hi rendition="#g">Siemens</hi>&#x2019;sche Batterie ist, mit Beigabe verschiedener Hülfsvor-<lb/>
richtungen und vollständig zum Gebrauche fertig, von <hi rendition="#g">Krüger</hi> und <hi rendition="#g">Hirschmann</hi><lb/>
in Berlin, die <hi rendition="#g">Meidinger</hi>&#x2019;sche von <hi rendition="#g">Meidinger</hi> in Karlsruhe, die <hi rendition="#g">Stöhrer</hi>&#x2019;sche eben-<lb/>
falls mit verschiedenen Hülfsvorrichtungen von <hi rendition="#g">Stöhrer</hi> in Leipzig zu beziehen.</p><lb/>
          <p>Um den Strom zu den Theilen, auf welche er einwirken soll, hinzuleiten, be-<lb/>
nützt man in der Regel mit Seide übersponnene Kupferdrähte, welche in die Draht-<lb/>
klemmen K und Z der Elemente eingeschraubt werden. Um den Strom leicht jeden<lb/>
Augenblick unterbrechen und schliessen zn können, schneidet man den einen der Lei-<lb/>
tungsdrähte entzwei und lässt beide Enden, nachdem sie zuvor amalgamirt sind, in<lb/>
ein mit Quecksilber gefülltes Näpfchen eintauchen, das Kupfer amalgirt man am be-<lb/>
quemsten durch Eintauchen in salpetersaure Quecksilberlösung. Soll zugleich die Rich-<lb/>
tung des Stroms jeden Augenblick gewechselt werden können, so bedient man sich des<lb/><hi rendition="#g">Stromwenders</hi> oder <hi rendition="#g">Gyrotropen</hi>. Der gewöhnlich angewandte <hi rendition="#g">Pohl</hi>&#x2019;sche Gyrotrop<lb/>
ist in Fig. 207 dargestellt. Auf einem hölzernen Brett befinden sich sechs Quecksilber-<lb/>
näpfchen. Die Näpfchen a und c stehen durch den Kupferdraht m, die Näpfchen b<lb/><figure><head>Fig. 207.</head></figure><lb/>
und d durch den Kupferdraht n mit einander in Verbindung, die Drähte m und n<lb/>
dürfen sich nicht berühren. g ist ein Glasstab, auf dessen beide Enden Kupferhülsen<lb/>
festgekittet sind, von denen aus kupferne Füsse in den Näpfchen e und f stehen.<lb/>
Ferner befindet sich an jeder Hülse ein Bügel aus Kupferdraht (x und y). Es bildet<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[461/0483] Bewegung der Elektricität. gegossen. Letztere Flüssigkeit muss ebenso wie die Kupfervitriolkrystalle dann und wann erneuert werden. Im übrigen kann ein solches Element einige Jahre gebraucht werden. Nach Ablauf dieser Zeit wird eine Erneuerung der Papiermasse erforderlich. Die Stärke eines Elements ist schwächer als die eines gewöhnlichen Daniell’schen; doch ist eine Batterie von 60 Elementen für die meisten Zwecke genügend. Eine andere Modification der Daniell’schen Kette ist die neuerdings vielfach in der Tele- graphie zur Anwendung gekommene Meidinger’sche Batterie, die ebenfalls viele Monate unverändert bleibt und den Vorzug hat, dass ihre Reinigung und Erneuerung sehr einfach ist, während diese bei der Siemens’schen Batterie wegen der Zubereitung der Papiermasse meistens dem Mechaniker überlassen werden muss. 2) Die Stöhrer’sche Zinkkohlenbatterie. Sie besteht aus einer Anzahl (bis zu 32) Zinkkohleelementen, welche in folgender Weise construirt sind: die Kohle hat selbst die Form einer Zelle und macht daher die Anwendung einer Thonzelle überflüssig, das Innere der Kohle wird mit Sand gefüllt, der mit 10—12 Tropfen einer concentrirten Chromsäurelösung imprägnirt ist. Aussen wird die Kohle von einem amalgamirten Zinkcylinder umgeben und taucht mit diesem in ein Gefäss mit verdünnter Schwefelsäure. Man kann diese Elemente, die von beträchtlich stär- kerer Wirkung, aber weniger constant sind als die Siemens’schen, in der in Fig. 204 angegebenen Weise mit einander verbinden, indem man die Kohlen- und Zinkcylinder an einem besonderen Träger befestigt, so dass sie jeden Augenblick in die mit Schwefelsäure gefüllten Gläser gesenkt oder wieder aus ihnen emporgehoben werden können. Die Siemens’sche Batterie ist, mit Beigabe verschiedener Hülfsvor- richtungen und vollständig zum Gebrauche fertig, von Krüger und Hirschmann in Berlin, die Meidinger’sche von Meidinger in Karlsruhe, die Stöhrer’sche eben- falls mit verschiedenen Hülfsvorrichtungen von Stöhrer in Leipzig zu beziehen. Um den Strom zu den Theilen, auf welche er einwirken soll, hinzuleiten, be- nützt man in der Regel mit Seide übersponnene Kupferdrähte, welche in die Draht- klemmen K und Z der Elemente eingeschraubt werden. Um den Strom leicht jeden Augenblick unterbrechen und schliessen zn können, schneidet man den einen der Lei- tungsdrähte entzwei und lässt beide Enden, nachdem sie zuvor amalgamirt sind, in ein mit Quecksilber gefülltes Näpfchen eintauchen, das Kupfer amalgirt man am be- quemsten durch Eintauchen in salpetersaure Quecksilberlösung. Soll zugleich die Rich- tung des Stroms jeden Augenblick gewechselt werden können, so bedient man sich des Stromwenders oder Gyrotropen. Der gewöhnlich angewandte Pohl’sche Gyrotrop ist in Fig. 207 dargestellt. Auf einem hölzernen Brett befinden sich sechs Quecksilber- näpfchen. Die Näpfchen a und c stehen durch den Kupferdraht m, die Näpfchen b [Abbildung Fig. 207.] und d durch den Kupferdraht n mit einander in Verbindung, die Drähte m und n dürfen sich nicht berühren. g ist ein Glasstab, auf dessen beide Enden Kupferhülsen festgekittet sind, von denen aus kupferne Füsse in den Näpfchen e und f stehen. Ferner befindet sich an jeder Hülse ein Bügel aus Kupferdraht (x und y). Es bildet

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_medizinische_1867
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_medizinische_1867/483
Zitationshilfe: Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867, S. 461. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_medizinische_1867/483>, abgerufen am 23.12.2024.