der Metalle gegen die elektrischen Flüssigkeiten zurückführt. Denn niemals lassen sich, wenn man Leiter erster Classe mit einander in Berührung bringt, dauernde elek- trische Ströme hervorrufen. Jene überwiegende Anziehung eines jeden Metalls ist eine Spannkraft von bestimmter Grösse, die immer erst frei gemacht werden muss, sei es durch die mechanische Arbeit, die erforderlich ist, um Metalle in Berührung zu bringen und dann wieder zu trennen, sei es durch eine fortdauernde chemische Action, sei es endlich, wie wir in §. 302 sehen werden, durch Wärme.
Auch die Berührung zwischen Metallen und Gasen ist eine ziem-300 Elektricität bei der Berührung von Metallen und Gasen. lich kräftige Quelle der Elektricitätsentwicklung. Lässt man zwei Platinplatten in zwei mit einander communicirende Gefässe mit ver- dünnter Schwefelsäure tauchen, so entsteht, sobald man in das eine Gefäss Sauerstoffgas, in das andere Wasserstoffgas leitet, in einem beide Platten verbindenden Schliessungsdraht ein elektrischer Strom, der von dem Platinblech im Sauerstoff zu dem Platinblech im Was- serstoff, innerhalb der Flüssigkeit also in umgekehrter Richtung fliesst: es muss somit das Platinblech im Wasserstoff positiv, dasjenige im Sauerstoff negativ geworden sein. Wir werden auf diese Entwicklung von Elektricität durch den Contact von Metallen und Gasen bei der Betrachtung der Polarisation (§. 327) zurückkommen. Der so er- zeugte Strom verschwindet bald, weil sich durch den Strom selbst aus der Flüssigkeit an der Sauerstoffplatte Wasserstoff und an der Wasserstoffplatte Sauerstoff ausscheidet, wodurch an beiden Stellen Wasser gebildet wird. Ueberzieht man jedoch die Platinplatten mit Platinmohr und bietet man dem letzteren eine hinreichende Menge von Gas zur Absorption dar, so kann man dauernde und constante Ströme erhalten; Grove hat aus auf diese Weise construirten Gaselementen sehr wirkungsfähige Säulen aufgebaut.
Wie zwischen Metallen und Flüssigkeiten, so findet auch bei301 Elektricität bei der Berührung verschiedener Flüssigkeiten. der Berührung zweier Flüssigkeiten eine, wenngleich schwache Elek- tricitätserregung statt. So ist in der sogen. Säure-Alkalikette von Bec- querel, in welcher Säure und Alkali durch eine poröse Thonwand communiciren und in jede dieser Flüssigkeiten ein Platinblech taucht, die Elektricitätserregung aus dem Contact der Flüssigkeiten unter ein- ander und mit dem Metall zusammengesetzt. Ueberhaupt kommen die in diesem und dem vorigen §. aufgezählten Arten der Elektricitätserregung fast nur als Neben- oder Folgewirkungen sonstiger galvanischer Ströme in Rücksicht, kaum jemals aber benützt man dieselben als Elektrici- tätsquellen.
Die nämliche Wirkung wie durch eine zwischen zwei Metalle302 Elektricität bei Erwärmung der Löthstellen ver- schiedener Me- talle. Thermo- ketten. gebrachte Flüssigkeit kann dadurch hervorgebracht werden, dass man die Metalle an der Stelle, wo sie mit einander in Contact stehen, er- wärmt. Um einen sicheren Contact der Metalle zu erzielen, löthet
Wundt, medicin. Physik. 29
Erregung der Elektricität.
der Metalle gegen die elektrischen Flüssigkeiten zurückführt. Denn niemals lassen sich, wenn man Leiter erster Classe mit einander in Berührung bringt, dauernde elek- trische Ströme hervorrufen. Jene überwiegende Anziehung eines jeden Metalls ist eine Spannkraft von bestimmter Grösse, die immer erst frei gemacht werden muss, sei es durch die mechanische Arbeit, die erforderlich ist, um Metalle in Berührung zu bringen und dann wieder zu trennen, sei es durch eine fortdauernde chemische Action, sei es endlich, wie wir in §. 302 sehen werden, durch Wärme.
Auch die Berührung zwischen Metallen und Gasen ist eine ziem-300 Elektricität bei der Berührung von Metallen und Gasen. lich kräftige Quelle der Elektricitätsentwicklung. Lässt man zwei Platinplatten in zwei mit einander communicirende Gefässe mit ver- dünnter Schwefelsäure tauchen, so entsteht, sobald man in das eine Gefäss Sauerstoffgas, in das andere Wasserstoffgas leitet, in einem beide Platten verbindenden Schliessungsdraht ein elektrischer Strom, der von dem Platinblech im Sauerstoff zu dem Platinblech im Was- serstoff, innerhalb der Flüssigkeit also in umgekehrter Richtung fliesst: es muss somit das Platinblech im Wasserstoff positiv, dasjenige im Sauerstoff negativ geworden sein. Wir werden auf diese Entwicklung von Elektricität durch den Contact von Metallen und Gasen bei der Betrachtung der Polarisation (§. 327) zurückkommen. Der so er- zeugte Strom verschwindet bald, weil sich durch den Strom selbst aus der Flüssigkeit an der Sauerstoffplatte Wasserstoff und an der Wasserstoffplatte Sauerstoff ausscheidet, wodurch an beiden Stellen Wasser gebildet wird. Ueberzieht man jedoch die Platinplatten mit Platinmohr und bietet man dem letzteren eine hinreichende Menge von Gas zur Absorption dar, so kann man dauernde und constante Ströme erhalten; Grove hat aus auf diese Weise construirten Gaselementen sehr wirkungsfähige Säulen aufgebaut.
Wie zwischen Metallen und Flüssigkeiten, so findet auch bei301 Elektricität bei der Berührung verschiedener Flüssigkeiten. der Berührung zweier Flüssigkeiten eine, wenngleich schwache Elek- tricitätserregung statt. So ist in der sogen. Säure-Alkalikette von Bec- querel, in welcher Säure und Alkali durch eine poröse Thonwand communiciren und in jede dieser Flüssigkeiten ein Platinblech taucht, die Elektricitätserregung aus dem Contact der Flüssigkeiten unter ein- ander und mit dem Metall zusammengesetzt. Ueberhaupt kommen die in diesem und dem vorigen §. aufgezählten Arten der Elektricitätserregung fast nur als Neben- oder Folgewirkungen sonstiger galvanischer Ströme in Rücksicht, kaum jemals aber benützt man dieselben als Elektrici- tätsquellen.
Die nämliche Wirkung wie durch eine zwischen zwei Metalle302 Elektricität bei Erwärmung der Löthstellen ver- schiedener Me- talle. Thermo- ketten. gebrachte Flüssigkeit kann dadurch hervorgebracht werden, dass man die Metalle an der Stelle, wo sie mit einander in Contact stehen, er- wärmt. Um einen sicheren Contact der Metalle zu erzielen, löthet
Wundt, medicin. Physik. 29
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Erregung der Elektricität.
der Metalle gegen die elektrischen Flüssigkeiten zurückführt. Denn niemals lassen
sich, wenn man Leiter erster Classe mit einander in Berührung bringt, dauernde elek-
trische Ströme hervorrufen. Jene überwiegende Anziehung eines jeden Metalls ist
eine Spannkraft von bestimmter Grösse, die immer erst frei gemacht werden muss,
sei es durch die mechanische Arbeit, die erforderlich ist, um Metalle in Berührung zu
bringen und dann wieder zu trennen, sei es durch eine fortdauernde chemische Action,
sei es endlich, wie wir in §. 302 sehen werden, durch Wärme.
Auch die Berührung zwischen Metallen und Gasen ist eine ziem-
lich kräftige Quelle der Elektricitätsentwicklung. Lässt man zwei
Platinplatten in zwei mit einander communicirende Gefässe mit ver-
dünnter Schwefelsäure tauchen, so entsteht, sobald man in das eine
Gefäss Sauerstoffgas, in das andere Wasserstoffgas leitet, in einem
beide Platten verbindenden Schliessungsdraht ein elektrischer Strom,
der von dem Platinblech im Sauerstoff zu dem Platinblech im Was-
serstoff, innerhalb der Flüssigkeit also in umgekehrter Richtung fliesst:
es muss somit das Platinblech im Wasserstoff positiv, dasjenige im
Sauerstoff negativ geworden sein. Wir werden auf diese Entwicklung
von Elektricität durch den Contact von Metallen und Gasen bei der
Betrachtung der Polarisation (§. 327) zurückkommen. Der so er-
zeugte Strom verschwindet bald, weil sich durch den Strom selbst
aus der Flüssigkeit an der Sauerstoffplatte Wasserstoff und an der
Wasserstoffplatte Sauerstoff ausscheidet, wodurch an beiden Stellen
Wasser gebildet wird. Ueberzieht man jedoch die Platinplatten mit
Platinmohr und bietet man dem letzteren eine hinreichende Menge von
Gas zur Absorption dar, so kann man dauernde und constante Ströme
erhalten; Grove hat aus auf diese Weise construirten Gaselementen
sehr wirkungsfähige Säulen aufgebaut.
300
Elektricität bei
der Berührung
von Metallen
und Gasen.
Wie zwischen Metallen und Flüssigkeiten, so findet auch bei
der Berührung zweier Flüssigkeiten eine, wenngleich schwache Elek-
tricitätserregung statt. So ist in der sogen. Säure-Alkalikette von Bec-
querel, in welcher Säure und Alkali durch eine poröse Thonwand
communiciren und in jede dieser Flüssigkeiten ein Platinblech taucht,
die Elektricitätserregung aus dem Contact der Flüssigkeiten unter ein-
ander und mit dem Metall zusammengesetzt. Ueberhaupt kommen die
in diesem und dem vorigen §. aufgezählten Arten der Elektricitätserregung
fast nur als Neben- oder Folgewirkungen sonstiger galvanischer Ströme
in Rücksicht, kaum jemals aber benützt man dieselben als Elektrici-
tätsquellen.
301
Elektricität bei
der Berührung
verschiedener
Flüssigkeiten.
Die nämliche Wirkung wie durch eine zwischen zwei Metalle
gebrachte Flüssigkeit kann dadurch hervorgebracht werden, dass man
die Metalle an der Stelle, wo sie mit einander in Contact stehen, er-
wärmt. Um einen sicheren Contact der Metalle zu erzielen, löthet
302
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Erwärmung der
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schiedener Me-
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Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867, S. 449. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_medizinische_1867/471>, abgerufen am 22.12.2024.
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