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Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867.

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Erregung der Elektricität.
[Abbildung] Fig. 197.
untern Ende des Metallstabs sind zwei Streifen aus
dünnem Goldblatt befestigt, oben endigt derselbe in
einem Metallknopf. Diesem Knopf wird nun der Kör-
per, den man in Bezug auf seine Elektricität unter-
suchen will, z. B. die geriebene Glas- oder Siegellack-
stange, genähert. Die Elektricität verbreitet sich sehr
rasch über das Metall und die Goldblättchen, und die
letzteren beginnen, da die ihnen mitgetheilten gleich-
artigen Elektricitäten sich abstossen, zu divergiren.
Auch die Art der Elektricität lässt sich mittelst dieses
Elektroskops leicht nachweisen. Man theilt zu diesem
Zweck dem Knopf zuerst durch einen mit Leder geriebenen Glasstab
positive Elektricität mit. Die hierdurch entstandene Divergenz der
Goldblättchen wird vermehrt, sobald man den Knopf mit einem Kör-
per berührt, der ebenfalls positive Elektricität besitzt; sie wird ver-
mindert oder aufgehoben, sobald man den Knopf mit einem negativ
elektrischen Körper in Berührung bringt. Das Leitungsvermögen der
Körper lässt sich auf folgende Weise mittelst des Elektroskops prü-
fen. Theilt man demselben Elektricität mit, so wird ihm diese augen-
blicklich entzogen, wenn man mit einem guten Leiter, z. B. mit einem
Metall, den Knopf berührt, während bei der Berührung mit schlechten
Leitern hierzu längere Zeit erforderlich ist. Da die Luft gleichfalls
ein unvollkommener Leiter ist, so verliert das Elektroskop auch wenn
man den Knopf nicht berührt seine Elektricität nach einiger Zeit.

Mag die Elektricität in einem Körper selbst durch Reiben ent-291
Anhäufung der
Elektricität an
der Oberfläche
der Körper.

standen oder ihm von einem andern mitgetheilt sein: sobald sich der
Körper vollkommen isolirt befindet, ist die freie Elektricität nur an
seiner Oberfläche angehäuft. Auch hiervon kann man sich vermittelst
des Elektroskops überzeugen. Bringt man eine solide Metallkugel auf
eine isolirende Glassäule, und umgiebt die Kugel mit zwei dieselbe
genau umschliessenden Halbkugeln, an denen sich gläserne Handhaben
befinden, so gelangt von der den Halbkugeln mitgetheilten Elektrici-
tät keine Spur auf die sie innen berührende Kugel, wie man leicht
nach dem Wegheben der Halbkugeln an dem Elektroskop nachweisen
kann; ja selbst auf der inneren Oberfläche der Halbkugeln ist keine
Elektricität zu finden. Faraday liess ein von gut leitenden Wänden
umgebenes Zimmer aufbauen, das von Kupferdrähten, welche die Wände
verbanden, durchsetzt war: elektrisirte er nun stark die Aussenwände,
so konnte keine Spur von Elektricität an jenen Kupferdrähten oder
sonst im Innern des Zimmers entdeckt werden.

Wenn man in die Nähe eines elektrisirten Körpers, aber von ihm292
Elektricität
durch Influenz.

durch einen Nichtleiter getrennt, einen andern nicht elektrischen Kör-

Erregung der Elektricität.
[Abbildung] Fig. 197.
untern Ende des Metallstabs sind zwei Streifen aus
dünnem Goldblatt befestigt, oben endigt derselbe in
einem Metallknopf. Diesem Knopf wird nun der Kör-
per, den man in Bezug auf seine Elektricität unter-
suchen will, z. B. die geriebene Glas- oder Siegellack-
stange, genähert. Die Elektricität verbreitet sich sehr
rasch über das Metall und die Goldblättchen, und die
letzteren beginnen, da die ihnen mitgetheilten gleich-
artigen Elektricitäten sich abstossen, zu divergiren.
Auch die Art der Elektricität lässt sich mittelst dieses
Elektroskops leicht nachweisen. Man theilt zu diesem
Zweck dem Knopf zuerst durch einen mit Leder geriebenen Glasstab
positive Elektricität mit. Die hierdurch entstandene Divergenz der
Goldblättchen wird vermehrt, sobald man den Knopf mit einem Kör-
per berührt, der ebenfalls positive Elektricität besitzt; sie wird ver-
mindert oder aufgehoben, sobald man den Knopf mit einem negativ
elektrischen Körper in Berührung bringt. Das Leitungsvermögen der
Körper lässt sich auf folgende Weise mittelst des Elektroskops prü-
fen. Theilt man demselben Elektricität mit, so wird ihm diese augen-
blicklich entzogen, wenn man mit einem guten Leiter, z. B. mit einem
Metall, den Knopf berührt, während bei der Berührung mit schlechten
Leitern hierzu längere Zeit erforderlich ist. Da die Luft gleichfalls
ein unvollkommener Leiter ist, so verliert das Elektroskop auch wenn
man den Knopf nicht berührt seine Elektricität nach einiger Zeit.

Mag die Elektricität in einem Körper selbst durch Reiben ent-291
Anhäufung der
Elektricität an
der Oberfläche
der Körper.

standen oder ihm von einem andern mitgetheilt sein: sobald sich der
Körper vollkommen isolirt befindet, ist die freie Elektricität nur an
seiner Oberfläche angehäuft. Auch hiervon kann man sich vermittelst
des Elektroskops überzeugen. Bringt man eine solide Metallkugel auf
eine isolirende Glassäule, und umgiebt die Kugel mit zwei dieselbe
genau umschliessenden Halbkugeln, an denen sich gläserne Handhaben
befinden, so gelangt von der den Halbkugeln mitgetheilten Elektrici-
tät keine Spur auf die sie innen berührende Kugel, wie man leicht
nach dem Wegheben der Halbkugeln an dem Elektroskop nachweisen
kann; ja selbst auf der inneren Oberfläche der Halbkugeln ist keine
Elektricität zu finden. Faraday liess ein von gut leitenden Wänden
umgebenes Zimmer aufbauen, das von Kupferdrähten, welche die Wände
verbanden, durchsetzt war: elektrisirte er nun stark die Aussenwände,
so konnte keine Spur von Elektricität an jenen Kupferdrähten oder
sonst im Innern des Zimmers entdeckt werden.

Wenn man in die Nähe eines elektrisirten Körpers, aber von ihm292
Elektricität
durch Influenz.

durch einen Nichtleiter getrennt, einen andern nicht elektrischen Kör-

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[437/0459] Erregung der Elektricität. [Abbildung Fig. 197.] untern Ende des Metallstabs sind zwei Streifen aus dünnem Goldblatt befestigt, oben endigt derselbe in einem Metallknopf. Diesem Knopf wird nun der Kör- per, den man in Bezug auf seine Elektricität unter- suchen will, z. B. die geriebene Glas- oder Siegellack- stange, genähert. Die Elektricität verbreitet sich sehr rasch über das Metall und die Goldblättchen, und die letzteren beginnen, da die ihnen mitgetheilten gleich- artigen Elektricitäten sich abstossen, zu divergiren. Auch die Art der Elektricität lässt sich mittelst dieses Elektroskops leicht nachweisen. Man theilt zu diesem Zweck dem Knopf zuerst durch einen mit Leder geriebenen Glasstab positive Elektricität mit. Die hierdurch entstandene Divergenz der Goldblättchen wird vermehrt, sobald man den Knopf mit einem Kör- per berührt, der ebenfalls positive Elektricität besitzt; sie wird ver- mindert oder aufgehoben, sobald man den Knopf mit einem negativ elektrischen Körper in Berührung bringt. Das Leitungsvermögen der Körper lässt sich auf folgende Weise mittelst des Elektroskops prü- fen. Theilt man demselben Elektricität mit, so wird ihm diese augen- blicklich entzogen, wenn man mit einem guten Leiter, z. B. mit einem Metall, den Knopf berührt, während bei der Berührung mit schlechten Leitern hierzu längere Zeit erforderlich ist. Da die Luft gleichfalls ein unvollkommener Leiter ist, so verliert das Elektroskop auch wenn man den Knopf nicht berührt seine Elektricität nach einiger Zeit. Mag die Elektricität in einem Körper selbst durch Reiben ent- standen oder ihm von einem andern mitgetheilt sein: sobald sich der Körper vollkommen isolirt befindet, ist die freie Elektricität nur an seiner Oberfläche angehäuft. Auch hiervon kann man sich vermittelst des Elektroskops überzeugen. Bringt man eine solide Metallkugel auf eine isolirende Glassäule, und umgiebt die Kugel mit zwei dieselbe genau umschliessenden Halbkugeln, an denen sich gläserne Handhaben befinden, so gelangt von der den Halbkugeln mitgetheilten Elektrici- tät keine Spur auf die sie innen berührende Kugel, wie man leicht nach dem Wegheben der Halbkugeln an dem Elektroskop nachweisen kann; ja selbst auf der inneren Oberfläche der Halbkugeln ist keine Elektricität zu finden. Faraday liess ein von gut leitenden Wänden umgebenes Zimmer aufbauen, das von Kupferdrähten, welche die Wände verbanden, durchsetzt war: elektrisirte er nun stark die Aussenwände, so konnte keine Spur von Elektricität an jenen Kupferdrähten oder sonst im Innern des Zimmers entdeckt werden. 291 Anhäufung der Elektricität an der Oberfläche der Körper. Wenn man in die Nähe eines elektrisirten Körpers, aber von ihm durch einen Nichtleiter getrennt, einen andern nicht elektrischen Kör- 292 Elektricität durch Influenz.

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Zitationshilfe: Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867, S. 437. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_medizinische_1867/459>, abgerufen am 23.12.2024.