und constantem Volum lässt sich daher sehr genau das Arbeitsäqui- valent der Wärme ermitteln. Auch auf diesem Wege ist dasselbe nahezu = 423,5 K. M. gefunden worden. Eine Bestätigung des Satzes, dass die Abkühlung der Gase bei ihrer Ausdehnung auf einer Arbeitsleistung beruht, liegt endlich darin, dass jene Abkühlung nicht eintritt, wenn man die Gase in den luftleeren Raum strömen lässt. Denn Arbeit leistet ein Gas ja offenbar nur dann bei seiner Ausdeh- nung, wenn es dabei einen Widerstand zu überwinden hat: dieser Widerstand fehlt aber beim Ausströmen in den luftleeren Raum.
Auch die Molecüle der festen und flüssigen Körper leisten bei der Ausdehnung eine Arbeit. Was wir specifische Wärme der Kör- per nannten ist theils diejenige Wärmemenge, die in die Arbeit der Ausdehnung übergeht, theils diejenige, die wirklich zur Erwärmung verwendet wird. Da nun die Ausdehnung der Körper durch die Wärme eine sehr verschiedene ist, da es mit andern Worten sehr verschie- dener Arbeitsmengen bedarf, um die verschiedenen Körper um den- selben Bruchtheil ihres Volumens auszudehnen, so müssten wir, um vergleichbare Zahlen für die zur Temperaturerhöhung erforderlichen Wärmemengen zu erhalten, die Wärmecapacitäten aller Körper bei constantem Volum untersuchen. Dies ist aber bis jetzt nur bei den Gasen möglich gewesen. Die Verschiedenheiten der specifischen Wärme in den drei Aggregatzuständen rühren jedenfalls von jener ungleichen Ausdehnung durch die Wärme her.
Bei den Veränderungen des Aggregatzustandes durch die Wärme haben wir gefunden, dass Druckverminderung und Erhöhung der Temperatur, Druckvermehrung und Erniedrigung der Temperatur in ihrem Effect einander entsprechen. Dies findet im Obigen seine vollständige Erklärung. Um diejenige Annäherung der Molecüle zu bewirken, welche z. B. dem Uebergang aus dem gasförmigen in den flüssigen Aggre- gatzustand entspricht, ist eine bestimmte Arbeitsmenge erforderlich, die entweder durch einen äusseren Druck oder durch die in dem Körper vorhandene Wärme geleistet werden kann: dabei muss, wie in der Dampfmaschine, freie Wärme verschwinden. So beruhen alle Erscheinungen von Latentwerden der Wärme auf einer Transformation derselben in innere Arbeit. Diese Betrachtungen führen unmittelbar zu den in §. 284 näher zu entwickelnden Vorstellungen über das Wesen der Wärme. Ueber die Bedeutung, welche die wechselweise Transformation von Wärme und mechanischer Ar- beit für das Princip der Erhaltung der Kraft besitzt, haben wir in §. 11 bereits ge- handelt.
282 Sonnenwärme.
Die ergiebigste Wärmequelle ist die Wärmeerzeugung durch che- mische Processe, unter denen der Verbrennungsprocess weitaus die hervorragendste Stelle einnimmt. Der in fortwährender Verbrennung begriffene Sonnenkörper ist direct und indirect für uns die wichtigste Wärmequelle: direct indem die von der Sonne ausgehenden Wärme- strahlen fast ausschliesslich die Wärme an unserer Erdoberfläche be- dingen, indirect indem nur unter dem Einfluss der Wärme- und Licht-
Von der Wärme.
und constantem Volum lässt sich daher sehr genau das Arbeitsäqui- valent der Wärme ermitteln. Auch auf diesem Wege ist dasselbe nahezu = 423,5 K. M. gefunden worden. Eine Bestätigung des Satzes, dass die Abkühlung der Gase bei ihrer Ausdehnung auf einer Arbeitsleistung beruht, liegt endlich darin, dass jene Abkühlung nicht eintritt, wenn man die Gase in den luftleeren Raum strömen lässt. Denn Arbeit leistet ein Gas ja offenbar nur dann bei seiner Ausdeh- nung, wenn es dabei einen Widerstand zu überwinden hat: dieser Widerstand fehlt aber beim Ausströmen in den luftleeren Raum.
Auch die Molecüle der festen und flüssigen Körper leisten bei der Ausdehnung eine Arbeit. Was wir specifische Wärme der Kör- per nannten ist theils diejenige Wärmemenge, die in die Arbeit der Ausdehnung übergeht, theils diejenige, die wirklich zur Erwärmung verwendet wird. Da nun die Ausdehnung der Körper durch die Wärme eine sehr verschiedene ist, da es mit andern Worten sehr verschie- dener Arbeitsmengen bedarf, um die verschiedenen Körper um den- selben Bruchtheil ihres Volumens auszudehnen, so müssten wir, um vergleichbare Zahlen für die zur Temperaturerhöhung erforderlichen Wärmemengen zu erhalten, die Wärmecapacitäten aller Körper bei constantem Volum untersuchen. Dies ist aber bis jetzt nur bei den Gasen möglich gewesen. Die Verschiedenheiten der specifischen Wärme in den drei Aggregatzuständen rühren jedenfalls von jener ungleichen Ausdehnung durch die Wärme her.
Bei den Veränderungen des Aggregatzustandes durch die Wärme haben wir gefunden, dass Druckverminderung und Erhöhung der Temperatur, Druckvermehrung und Erniedrigung der Temperatur in ihrem Effect einander entsprechen. Dies findet im Obigen seine vollständige Erklärung. Um diejenige Annäherung der Molecüle zu bewirken, welche z. B. dem Uebergang aus dem gasförmigen in den flüssigen Aggre- gatzustand entspricht, ist eine bestimmte Arbeitsmenge erforderlich, die entweder durch einen äusseren Druck oder durch die in dem Körper vorhandene Wärme geleistet werden kann: dabei muss, wie in der Dampfmaschine, freie Wärme verschwinden. So beruhen alle Erscheinungen von Latentwerden der Wärme auf einer Transformation derselben in innere Arbeit. Diese Betrachtungen führen unmittelbar zu den in §. 284 näher zu entwickelnden Vorstellungen über das Wesen der Wärme. Ueber die Bedeutung, welche die wechselweise Transformation von Wärme und mechanischer Ar- beit für das Princip der Erhaltung der Kraft besitzt, haben wir in §. 11 bereits ge- handelt.
282 Sonnenwärme.
Die ergiebigste Wärmequelle ist die Wärmeerzeugung durch che- mische Processe, unter denen der Verbrennungsprocess weitaus die hervorragendste Stelle einnimmt. Der in fortwährender Verbrennung begriffene Sonnenkörper ist direct und indirect für uns die wichtigste Wärmequelle: direct indem die von der Sonne ausgehenden Wärme- strahlen fast ausschliesslich die Wärme an unserer Erdoberfläche be- dingen, indirect indem nur unter dem Einfluss der Wärme- und Licht-
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Von der Wärme.
und constantem Volum lässt sich daher sehr genau das Arbeitsäqui-
valent der Wärme ermitteln. Auch auf diesem Wege ist dasselbe
nahezu = 423,5 K. M. gefunden worden. Eine Bestätigung des
Satzes, dass die Abkühlung der Gase bei ihrer Ausdehnung auf einer
Arbeitsleistung beruht, liegt endlich darin, dass jene Abkühlung nicht
eintritt, wenn man die Gase in den luftleeren Raum strömen lässt.
Denn Arbeit leistet ein Gas ja offenbar nur dann bei seiner Ausdeh-
nung, wenn es dabei einen Widerstand zu überwinden hat: dieser
Widerstand fehlt aber beim Ausströmen in den luftleeren Raum.
Auch die Molecüle der festen und flüssigen Körper leisten bei der
Ausdehnung eine Arbeit. Was wir specifische Wärme der Kör-
per nannten ist theils diejenige Wärmemenge, die in die Arbeit der
Ausdehnung übergeht, theils diejenige, die wirklich zur Erwärmung
verwendet wird. Da nun die Ausdehnung der Körper durch die Wärme
eine sehr verschiedene ist, da es mit andern Worten sehr verschie-
dener Arbeitsmengen bedarf, um die verschiedenen Körper um den-
selben Bruchtheil ihres Volumens auszudehnen, so müssten wir, um
vergleichbare Zahlen für die zur Temperaturerhöhung erforderlichen
Wärmemengen zu erhalten, die Wärmecapacitäten aller Körper bei
constantem Volum untersuchen. Dies ist aber bis jetzt nur bei
den Gasen möglich gewesen. Die Verschiedenheiten der specifischen
Wärme in den drei Aggregatzuständen rühren jedenfalls von jener
ungleichen Ausdehnung durch die Wärme her.
Bei den Veränderungen des Aggregatzustandes durch die Wärme haben wir
gefunden, dass Druckverminderung und Erhöhung der Temperatur, Druckvermehrung
und Erniedrigung der Temperatur in ihrem Effect einander entsprechen. Dies findet
im Obigen seine vollständige Erklärung. Um diejenige Annäherung der Molecüle zu
bewirken, welche z. B. dem Uebergang aus dem gasförmigen in den flüssigen Aggre-
gatzustand entspricht, ist eine bestimmte Arbeitsmenge erforderlich, die entweder durch
einen äusseren Druck oder durch die in dem Körper vorhandene Wärme geleistet
werden kann: dabei muss, wie in der Dampfmaschine, freie Wärme verschwinden. So
beruhen alle Erscheinungen von Latentwerden der Wärme auf einer Transformation
derselben in innere Arbeit. Diese Betrachtungen führen unmittelbar zu den in
§. 284 näher zu entwickelnden Vorstellungen über das Wesen der Wärme. Ueber die
Bedeutung, welche die wechselweise Transformation von Wärme und mechanischer Ar-
beit für das Princip der Erhaltung der Kraft besitzt, haben wir in §. 11 bereits ge-
handelt.
Die ergiebigste Wärmequelle ist die Wärmeerzeugung durch che-
mische Processe, unter denen der Verbrennungsprocess weitaus die
hervorragendste Stelle einnimmt. Der in fortwährender Verbrennung
begriffene Sonnenkörper ist direct und indirect für uns die wichtigste
Wärmequelle: direct indem die von der Sonne ausgehenden Wärme-
strahlen fast ausschliesslich die Wärme an unserer Erdoberfläche be-
dingen, indirect indem nur unter dem Einfluss der Wärme- und Licht-
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Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867, S. 420. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_medizinische_1867/442>, abgerufen am 22.12.2024.
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