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Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867.

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Von der Wärme.
[Abbildung] Fig. 195.
trum hinaus, ihr Maximum liegt etwas jenseits des Violett, die Curve
der Wärmewirkung W endlich reicht links über das Spektrum, und
ihr Maximum fällt mit der Grenze des Roth zusammen.


274
Thermische
Färbung. Die
dunkeln Wär-
mestrahlen.

Ein Steinsalz-Prisma zeigt immer die in Fig. 195 dargestellte
Vertheilung der Wärme-, Licht- und chemischen Wirkung, wie dick
auch die durchstrahlte Schichte des Prismas sein mag. Hieraus schlies-
sen wir, dass das Steinsalz nicht bloss vollkommen durchsichtig, son-
dern auch vollkommen diatherman ist. Wählt man dagegen Prismen
aus andern durchsichtigen Substanzen, z. B. aus Glas, Alaun, Feld-
spath, so bleibt zwar die Vertheilung der Farbenintensität im Licht-
spektrum dieselbe, wenn man die Dicke der durchstrahlten Schichte
zunehmen lässt, aber die Vertheilung der Wärmeintensität im Wärme-
spektrum ändert sich, indem einzelne Brechbarkeitsstufen der Wärme
an Intensität schwächer werden und endlich ganz verschwinden. Wir
schliessen hieraus, dass jene Substanzen, obgleich optisch farblos,
dennoch thermisch gefärbt sind. Hierbei zeigt sich jedoch folgendes
sehr bemerkenswerthe Verhältniss zwischen den leuchtenden und
den dunkeln Wärmestrahlen: in dem leuchtenden Theil des Spek-
trums correspondirt die Intensität der Wärmestrahlen fortwährend der
Intensität der Lichtstrahlen, nur in dem dunkeln Theil verändert sich
die relative Wärmeintensität. Ein durchsichtiger Körper wie das Glas
absorbirt also nur von den dunkeln nicht von den leuchtenden Wärme-
strahlen. Ein gefärbtes Glas lässt darum auch von den farbigen
Wärmestrahlen bloss diejenigen hindurch, die seiner Farbe entsprechen,
also z. B. ein rothes Glas bloss solche von der Brechbarkeitsstufe des
Roth, keine grünen, gelben u. s. w. Kurz: durchsichtige Körper lassen
immer ebenso viel leuchtende Wärme wie leuchtendes Licht durch,
dagegen können sie davon unabhängig verschiedene Mengen dunk-
ler Wärme absorbiren. Nach den Versuchen von Masson und
Jamin kann man verschiedene durchsichtige Substanzen in Bezug
auf ihre Durchdringlichkeit für die dunkeln Wärmestrahlen in folgende
Reihe ordnen: Steinsalz, Flussspath, isländ. Doppelspath, Glas, Berg-
krystall, Alaun, Eis. Das Steinsalz lässt fast alle dunkeln Strahlen
hindurchtreten, während das Eis fast alle zurückhält. Undurchsichtige
Körper können natürlich nur dunkle Wärmestrahlen hindurchlassen.
Absorbirt ein Körper eine bestimmte Sorte von Wärmestrahlen, so

Von der Wärme.
[Abbildung] Fig. 195.
trum hinaus, ihr Maximum liegt etwas jenseits des Violett, die Curve
der Wärmewirkung W endlich reicht links über das Spektrum, und
ihr Maximum fällt mit der Grenze des Roth zusammen.


274
Thermische
Färbung. Die
dunkeln Wär-
mestrahlen.

Ein Steinsalz-Prisma zeigt immer die in Fig. 195 dargestellte
Vertheilung der Wärme-, Licht- und chemischen Wirkung, wie dick
auch die durchstrahlte Schichte des Prismas sein mag. Hieraus schlies-
sen wir, dass das Steinsalz nicht bloss vollkommen durchsichtig, son-
dern auch vollkommen diatherman ist. Wählt man dagegen Prismen
aus andern durchsichtigen Substanzen, z. B. aus Glas, Alaun, Feld-
spath, so bleibt zwar die Vertheilung der Farbenintensität im Licht-
spektrum dieselbe, wenn man die Dicke der durchstrahlten Schichte
zunehmen lässt, aber die Vertheilung der Wärmeintensität im Wärme-
spektrum ändert sich, indem einzelne Brechbarkeitsstufen der Wärme
an Intensität schwächer werden und endlich ganz verschwinden. Wir
schliessen hieraus, dass jene Substanzen, obgleich optisch farblos,
dennoch thermisch gefärbt sind. Hierbei zeigt sich jedoch folgendes
sehr bemerkenswerthe Verhältniss zwischen den leuchtenden und
den dunkeln Wärmestrahlen: in dem leuchtenden Theil des Spek-
trums correspondirt die Intensität der Wärmestrahlen fortwährend der
Intensität der Lichtstrahlen, nur in dem dunkeln Theil verändert sich
die relative Wärmeintensität. Ein durchsichtiger Körper wie das Glas
absorbirt also nur von den dunkeln nicht von den leuchtenden Wärme-
strahlen. Ein gefärbtes Glas lässt darum auch von den farbigen
Wärmestrahlen bloss diejenigen hindurch, die seiner Farbe entsprechen,
also z. B. ein rothes Glas bloss solche von der Brechbarkeitsstufe des
Roth, keine grünen, gelben u. s. w. Kurz: durchsichtige Körper lassen
immer ebenso viel leuchtende Wärme wie leuchtendes Licht durch,
dagegen können sie davon unabhängig verschiedene Mengen dunk-
ler Wärme absorbiren. Nach den Versuchen von Masson und
Jamin kann man verschiedene durchsichtige Substanzen in Bezug
auf ihre Durchdringlichkeit für die dunkeln Wärmestrahlen in folgende
Reihe ordnen: Steinsalz, Flussspath, isländ. Doppelspath, Glas, Berg-
krystall, Alaun, Eis. Das Steinsalz lässt fast alle dunkeln Strahlen
hindurchtreten, während das Eis fast alle zurückhält. Undurchsichtige
Körper können natürlich nur dunkle Wärmestrahlen hindurchlassen.
Absorbirt ein Körper eine bestimmte Sorte von Wärmestrahlen, so

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[410/0432] Von der Wärme. [Abbildung Fig. 195.] trum hinaus, ihr Maximum liegt etwas jenseits des Violett, die Curve der Wärmewirkung W endlich reicht links über das Spektrum, und ihr Maximum fällt mit der Grenze des Roth zusammen. Ein Steinsalz-Prisma zeigt immer die in Fig. 195 dargestellte Vertheilung der Wärme-, Licht- und chemischen Wirkung, wie dick auch die durchstrahlte Schichte des Prismas sein mag. Hieraus schlies- sen wir, dass das Steinsalz nicht bloss vollkommen durchsichtig, son- dern auch vollkommen diatherman ist. Wählt man dagegen Prismen aus andern durchsichtigen Substanzen, z. B. aus Glas, Alaun, Feld- spath, so bleibt zwar die Vertheilung der Farbenintensität im Licht- spektrum dieselbe, wenn man die Dicke der durchstrahlten Schichte zunehmen lässt, aber die Vertheilung der Wärmeintensität im Wärme- spektrum ändert sich, indem einzelne Brechbarkeitsstufen der Wärme an Intensität schwächer werden und endlich ganz verschwinden. Wir schliessen hieraus, dass jene Substanzen, obgleich optisch farblos, dennoch thermisch gefärbt sind. Hierbei zeigt sich jedoch folgendes sehr bemerkenswerthe Verhältniss zwischen den leuchtenden und den dunkeln Wärmestrahlen: in dem leuchtenden Theil des Spek- trums correspondirt die Intensität der Wärmestrahlen fortwährend der Intensität der Lichtstrahlen, nur in dem dunkeln Theil verändert sich die relative Wärmeintensität. Ein durchsichtiger Körper wie das Glas absorbirt also nur von den dunkeln nicht von den leuchtenden Wärme- strahlen. Ein gefärbtes Glas lässt darum auch von den farbigen Wärmestrahlen bloss diejenigen hindurch, die seiner Farbe entsprechen, also z. B. ein rothes Glas bloss solche von der Brechbarkeitsstufe des Roth, keine grünen, gelben u. s. w. Kurz: durchsichtige Körper lassen immer ebenso viel leuchtende Wärme wie leuchtendes Licht durch, dagegen können sie davon unabhängig verschiedene Mengen dunk- ler Wärme absorbiren. Nach den Versuchen von Masson und Jamin kann man verschiedene durchsichtige Substanzen in Bezug auf ihre Durchdringlichkeit für die dunkeln Wärmestrahlen in folgende Reihe ordnen: Steinsalz, Flussspath, isländ. Doppelspath, Glas, Berg- krystall, Alaun, Eis. Das Steinsalz lässt fast alle dunkeln Strahlen hindurchtreten, während das Eis fast alle zurückhält. Undurchsichtige Körper können natürlich nur dunkle Wärmestrahlen hindurchlassen. Absorbirt ein Körper eine bestimmte Sorte von Wärmestrahlen, so

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Zitationshilfe: Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867, S. 410. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_medizinische_1867/432>, abgerufen am 23.12.2024.