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Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867.

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Veränderungen des Aggregatzustandes.
Gases stets auf diejenige der Luft bei 0° und 760 mm. Druck zurück-
zuführen. Findet man bei einer Temperatur von t° und einem Baro-
meterstand von h mm. das Gewicht eines bestimmten Volums Dampf
oder Gas = p und das Gewicht eines gleich grossen Volums Luft =
p', so ist, wenn man das Gas mit Luft von t° und h mm. Druck ver-
gleicht, die Dichte
[Formel 1] .
Will man nun das Gas mit Luft von 0° und 760 mm. Druck verglei-
chen, so muss man zunächst dem Werth von p' das Gewicht des glei-
chen Volums bei 0° und 760 mm. Druck substituiren. 1 Cubikcentim.
Luft bei 0° und 760 mm. wiegt 0,001293 grm. Ist nun v das ange-
wandte Luftvolum und a der Ausdehnungscoefficient der Luft für
1°C., so hat man nach §. 247
[Formel 2] .
Hiernach ist
[Formel 3] die Dichtigkeit des betreffenden Gases oder Dampfes von t° und
h mm. Druck, wenn man die Dichtigkeit der Luft bei 0° und 760 mm.
Druck zur Einheit nimmt. Nun wächst nachst nach dem Mariotte'-
schen Gesetz das Gewicht p eines bestimmten Gasvolums im selben
Maasse wie h zunimmt: eine Veränderung des Druckes h ändert also
den Werth für d nicht. Ferner nimmt p ab, während t zunimmt;
auch die Veränderung der Temperatur lässt also den Werth von d
ungeändert. Hieraus folgt, dass es gleichgültig ist, bei welchem
Druck und welcher Temperatur man die Dichtigkeit eines Gases oder
Dampfes bestimmt: dieselbe wird immer die gleiche Grösse besitzen;
und es ist demnach für Gase nicht erforderlich auch das Gewicht p
auf die Temperatur von 0° und den Druck von 760 mm. zurückzu-
führen, wenn ihre Dichtigkeit bestimmt werden soll. Anderseits kön-
nen Dichtigkeitsbestimmungen bei verschiedenen Temperaturen und
Druckgraden dazu dienen die Richtigkeit des Mariotte'schen und Gay-
Lussac'schen Gesetzes zu bewähren.

Hierbei stellt es sich nun heraus, dass diese Constanz der Dich-
tigkeit für verschiedene Temperaturen und Druckgrade wieder nur
annähernd richtig ist, und hierin liegt ein erneuter Beweis, dass auch
das Mariotte'sche und Gay-Lussac'sche Gesetz nur eine annähernde
Richtigkeit besitzen. Bei den Dämpfen sind diese Abweichungen der
Dichte noch beträchtlicher als bei den Gasen. Nur dann ist die
Dichtigkeit der Dämpfe nahezu constant, wenn sie ziemlich weit von
ihrem Sättigungspunkte entfernt sind.


Veränderungen des Aggregatzustandes.
Gases stets auf diejenige der Luft bei 0° und 760 mm. Druck zurück-
zuführen. Findet man bei einer Temperatur von t° und einem Baro-
meterstand von h mm. das Gewicht eines bestimmten Volums Dampf
oder Gas = p und das Gewicht eines gleich grossen Volums Luft =
p', so ist, wenn man das Gas mit Luft von t° und h mm. Druck ver-
gleicht, die Dichte
[Formel 1] .
Will man nun das Gas mit Luft von 0° und 760 mm. Druck verglei-
chen, so muss man zunächst dem Werth von p' das Gewicht des glei-
chen Volums bei 0° und 760 mm. Druck substituiren. 1 Cubikcentim.
Luft bei 0° und 760 mm. wiegt 0,001293 grm. Ist nun v das ange-
wandte Luftvolum und α der Ausdehnungscoëfficient der Luft für
1°C., so hat man nach §. 247
[Formel 2] .
Hiernach ist
[Formel 3] die Dichtigkeit des betreffenden Gases oder Dampfes von t° und
h mm. Druck, wenn man die Dichtigkeit der Luft bei 0° und 760 mm.
Druck zur Einheit nimmt. Nun wächst nachst nach dem Mariotte’-
schen Gesetz das Gewicht p eines bestimmten Gasvolums im selben
Maasse wie h zunimmt: eine Veränderung des Druckes h ändert also
den Werth für d nicht. Ferner nimmt p ab, während t zunimmt;
auch die Veränderung der Temperatur lässt also den Werth von d
ungeändert. Hieraus folgt, dass es gleichgültig ist, bei welchem
Druck und welcher Temperatur man die Dichtigkeit eines Gases oder
Dampfes bestimmt: dieselbe wird immer die gleiche Grösse besitzen;
und es ist demnach für Gase nicht erforderlich auch das Gewicht p
auf die Temperatur von 0° und den Druck von 760 mm. zurückzu-
führen, wenn ihre Dichtigkeit bestimmt werden soll. Anderseits kön-
nen Dichtigkeitsbestimmungen bei verschiedenen Temperaturen und
Druckgraden dazu dienen die Richtigkeit des Mariotte’schen und Gay-
Lussac’schen Gesetzes zu bewähren.

Hierbei stellt es sich nun heraus, dass diese Constanz der Dich-
tigkeit für verschiedene Temperaturen und Druckgrade wieder nur
annähernd richtig ist, und hierin liegt ein erneuter Beweis, dass auch
das Mariotte’sche und Gay-Lussac’sche Gesetz nur eine annähernde
Richtigkeit besitzen. Bei den Dämpfen sind diese Abweichungen der
Dichte noch beträchtlicher als bei den Gasen. Nur dann ist die
Dichtigkeit der Dämpfe nahezu constant, wenn sie ziemlich weit von
ihrem Sättigungspunkte entfernt sind.


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[389/0411] Veränderungen des Aggregatzustandes. Gases stets auf diejenige der Luft bei 0° und 760 mm. Druck zurück- zuführen. Findet man bei einer Temperatur von t° und einem Baro- meterstand von h mm. das Gewicht eines bestimmten Volums Dampf oder Gas = p und das Gewicht eines gleich grossen Volums Luft = p', so ist, wenn man das Gas mit Luft von t° und h mm. Druck ver- gleicht, die Dichte [FORMEL]. Will man nun das Gas mit Luft von 0° und 760 mm. Druck verglei- chen, so muss man zunächst dem Werth von p' das Gewicht des glei- chen Volums bei 0° und 760 mm. Druck substituiren. 1 Cubikcentim. Luft bei 0° und 760 mm. wiegt 0,001293 grm. Ist nun v das ange- wandte Luftvolum und α der Ausdehnungscoëfficient der Luft für 1°C., so hat man nach §. 247 [FORMEL]. Hiernach ist [FORMEL] die Dichtigkeit des betreffenden Gases oder Dampfes von t° und h mm. Druck, wenn man die Dichtigkeit der Luft bei 0° und 760 mm. Druck zur Einheit nimmt. Nun wächst nachst nach dem Mariotte’- schen Gesetz das Gewicht p eines bestimmten Gasvolums im selben Maasse wie h zunimmt: eine Veränderung des Druckes h ändert also den Werth für d nicht. Ferner nimmt p ab, während t zunimmt; auch die Veränderung der Temperatur lässt also den Werth von d ungeändert. Hieraus folgt, dass es gleichgültig ist, bei welchem Druck und welcher Temperatur man die Dichtigkeit eines Gases oder Dampfes bestimmt: dieselbe wird immer die gleiche Grösse besitzen; und es ist demnach für Gase nicht erforderlich auch das Gewicht p auf die Temperatur von 0° und den Druck von 760 mm. zurückzu- führen, wenn ihre Dichtigkeit bestimmt werden soll. Anderseits kön- nen Dichtigkeitsbestimmungen bei verschiedenen Temperaturen und Druckgraden dazu dienen die Richtigkeit des Mariotte’schen und Gay- Lussac’schen Gesetzes zu bewähren. Hierbei stellt es sich nun heraus, dass diese Constanz der Dich- tigkeit für verschiedene Temperaturen und Druckgrade wieder nur annähernd richtig ist, und hierin liegt ein erneuter Beweis, dass auch das Mariotte’sche und Gay-Lussac’sche Gesetz nur eine annähernde Richtigkeit besitzen. Bei den Dämpfen sind diese Abweichungen der Dichte noch beträchtlicher als bei den Gasen. Nur dann ist die Dichtigkeit der Dämpfe nahezu constant, wenn sie ziemlich weit von ihrem Sättigungspunkte entfernt sind.

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Zitationshilfe: Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867, S. 389. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_medizinische_1867/411>, abgerufen am 04.05.2024.